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Ambra

Ambra

Titel: Ambra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Janesch
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hier. Zur Aufbewahrung. Ihr habt doch einen Safe?
    Aber –
    Zu Hause ist es nicht mehr sicher. Meine Frau macht mir die Hölle heiß.
    Ich fragte mich, was ich Bartosz sagen sollte, wenn er mich nach dem Inhalt des Bündels fragte. Die Wahrheit? Wer wusste schon, was das in ihm auslösen würde.
    Schön, ich werde sie hier verstecken. Aber nur für einen Monat, verstanden? Dann musst du dir einen besseren Plan ausdenken, was du mit den Dingern anstellst.
    Ruckartig stand Andrzej auf und machte sich nicht einmal die Mühe, den leeren Rucksack, den er sich auf den Rücken warf, zuzubinden. Er wollte schon gehen, da sagte ich ihm, er solle noch einen Moment warten. Ohne einen Pfandschein auszufüllen, holte ich hundert Zƚoty aus der Kasse und drückte sie ihm in die Hand. Dann verabschiedete ich ihn und sah ihm nachdenklich nach, wie er die Straße hinuntereilte und sich an der Kreuzung nochmals kurz umdrehte, bevor er abbog.
    Keine zehn Minuten später hatte ich das Bündel im Safe versteckt, mir die Jacke übergezogen und das Geschäft für diesen Tag geschlossen. Auf dem Weg wollte ich bei Bronka und Brunon vorbeischauen, sicher war etwas vom Mittagessen übrig geblieben.
    Der Weg am Fluss entlang wurde mittlerweile wieder bevölkert von Anglern und den Grüppchen von Schaulustigen, die sich um sie herum bildeten. Einer war gerade dabei, einen Aal aus dem Wasser zu ziehen, verlor ihn aber im letzten Moment und wurde ausgelacht.
    Ich fiel in einen Laufschritt, sog die kühle Luft ein und näherte mich schließlich dem kleinen Yachthafen, der sich vor der kleinen Flussinsel ausbreitete. Am anderen Ende der Brücke erstreckte sich die Promenade, daraufhatten sich wieder die Ausflügler und alle, die an ihnen verdienten, breitgemacht. Vor einem alten Mütterchen, das Blumensträuße aus ihrem Bauerngarten verkaufte, blieb ich stehen. Gerade als ich mein Portemonnaie zückte, hörte ich eine Stimme, die meinen Namen rief. Ich drehte mich um und sah Albina, die in einem völlig verdreckten Overall und mit einer dampfenden Styroportasse in der Hand an einem Brückenpfeiler lehnte.
    Schnell suchte ich eines der Sträußchen aus und ging zu ihr. Bereits auf einen Abstand von zwei Metern roch sie nach Klebstoff und Werkstatt.
    Guten Tag, sagte sie. Na, auch schon wach?
    Ich schaute auf die Uhr, es war bereits kurz nach fünf Uhr nachmittags. Albina zuckte gähnend mit den Schultern und sagte, dass sie jegliches Zeitgefühl verloren habe, heute Nacht zum Beispiel hätten Rokas und sie keine zwei Stunden geschlafen. Da erst fiel mir mein Versprechen wieder ein, den beiden unter die Arme zu greifen.
    Wie kommt ihr voran? Unter der Woche ist es schwierig für mich, die Pfandleihe beansprucht einfach jede freie –
    Schon gut, sagte Albina. Du hast nicht zufälligerweise etwas zu essen dabei?
     
    Wir klingelten zweimal, bis Bronka endlich aufmachte.
    Gäste!, rief sie, als sie uns die Treppe hinaufkommen sah. Na endlich!
    In einen lavendelfarbenen Fleecepullover gehüllt, stand sie vor der Wohnungstür und schob ihre Schuhe zur Seite, die sie außerhalb der Wohnung auszuziehen pflegte. Mopsik hatte sich zwischen ihre Füße gedrängtund kläffte erbost, aber nicht besonders lang. Mopsik litt an Atemwegsproblemen. Mein Mops und mein Mann, pflegte Bronka zu sagen, sind wahrscheinlich seelenverwandt, anders ist das nicht zu erklären, dieselbe Krankheit in zwei verschiedenen Körpern.
    Mit einem kleinen Knicks überreichte ich ihr die Blumen, die sie sofort aus ihrer Papierhülle schälte. Sie steckte ihre Nase in eine der größten Blüten und strahlte mich an.
    Ein richtiger Glücksfall, sagte sie, während wir unsere Jacken auszogen und an die überfüllte Garderobe hängten.
    Es gibt Kohlrouladen, und ich dachte schon, ich müsste alleine essen. Die paar Bissen, die Brunon zu sich nimmt, kann man ja kaum als essen bezeichnen.
    Ich fragte, wie es ihm gehe, aber statt zu antworten, öffnete sie die Tür zum Schlafzimmer.
    Brunon, Besuch!
    Ist es Bartosz?
    Brunons Stimme klang etwas heiser, aber als ich eintrat und ihn begrüßte, sah er besser aus, als ich erwartet hatte. Enttäuscht, dass es nicht sein Sohn war, drückte er unsere Hände. Hin und wieder schüttelte ihn ein Hustenkrampf, aber sonst war er bei bester Laune. Auf dem Nachttischchen stand eine kalt gewordene Tasse Kräutertee.
    Stell dir vor, man hat mich ans Bett gefesselt und traktiert mich mit einer Salbei-Kamille-Kur. Heute früh gab es außerdem Grießbrei. Ist

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