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Ambra

Ambra

Titel: Ambra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Janesch
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des Gartens davon. Auch Magda verabschiedete sich rasch.
    Das meinst du wohl, sagte Kazimierz und stand auf. Wütend sah er seinen Vater an, stemmte wie er die Arme in die Seiten und weigerte sich, auf die Frage zu antworten, warum er nicht bei den anderen jungen Burschen im Dorf sei. Er wisse doch: Bald schon würde er die Tischlerei übernehmen, und bis dahin würde er sich gut gestellt haben müssen mit den Dörflern.
    Die sind mir gleich, sagte Kazimierz und ging an der Pforte vorbei. Kurz überlegte er, ob er Magda ins Dorf folgen sollte, dann entschied er sich anders und ging den Waldrand entlang, vorbei am Findling. Józef verpasste der Katzenhütte einen Tritt, schüttelte den Kopf und machte sich wieder an die Arbeit. Der Sohn der Witwe Kämmerin hatte einen Esstisch in Auftrag gegeben, aus schönem glattem Kirschholz; diesmal, da war sich Józef Mysza ganz sicher, würde man ihn so entlohnen, wie er es verdient hatte, und dann konnte er all seine Schulden begleichen.
    Kazimierz’ Atem ging schnell, als er am Fluss ankam und oberhalb der Böschung stehenblieb. Er beobachtete, wie die Strömung die hinabhängenden Zweige der Weiden ordnete und wie sich dort, wo Äste ins Wasser gestürzt waren, Strudel bildeten und fingerdicke Saiblinge emporsprangen. Der Fluss war an dieser Stelle kaum mehr als fünf Meter breit, und Kazimierz hatte niebegriffen, warum niemand jemals auf die Idee gekommen war, eine Brücke hinüber zu bauen. Als sei hinter dem Fluss die Welt zu Ende und alles, was man am anderen Ufer sah, eine trickreiche Vorspiegelung. Dabei sangen doch die Vögel auf der anderen Seite mindestens genauso laut wie auf dieser Seite, die Spitzen der Buchen und Fichten bewegten sich im selben Takt, den der Wind vorgab. Nein, Kazimierz Mysza konnte nicht verstehen, wie die Dörfler sich eine Welt zurechtlegen konnten, die so klein war, dass man selber gerade so hineinpasste, zusammen mit ein paar Nachbarn, Tieren und einer Windmühle.
    Vorsichtig ließ er sich die Böschung hinuntergleiten und landete auf einer Sandbank, wo er bis zu den Knöcheln im feinen Schlick des Ufers einsank. So klar war das Wasser, dass er einzelne Steine und Fische am Grunde des Flusses erkennen konnte. Ein Hecht stand in der Strömung, verdeckt nur von einigen Schilfhalmen. Kazimierz trat einen Schritt vor, hielt sich an einer Weide fest, und gerade als er seinen Schuh aus dem Sand gelöst hatte, bemerkte er im Flussbett ein mattes Schimmern. Zwischen zwei Steinen lag ein dritter, wesentlich kleinerer, und als die Sonne auf ihn fiel, schien er ganz aus reinem Gold zu sein … Der junge Mischa stieß einen Pfiff aus, legte seine Schuhe neben sich ab und sprang kopfüber in den Fluss hinein.
    Das Wasser war kälter, als er erwartet hatte. Der Hecht war in dem Moment weggeschwommen, in dem Kazimierz seine Augen geöffnet hatte, und auch der goldene Stein schien verschwunden zu sein. Er bemühte sich, hinunter an den Grund zu gelangen, aber plötzlich erstarkte die Strömung, er spürte, wie sie gegen seine linke Seite prallte und ihn flussabwärts riss. Ein Wirbel unweit derSandbank schleuderte ihn gegen ein paar Steine. Kurz bevor er das Bewusstsein verlor, sah er den goldenen Stein direkt unter sich liegen und griff nach ihm. Dann waren da nur noch der Strudel und der Gedanke, dass seine Eltern ihm nie verzeihen würden, sollte er sterben.
    Aber Kazimierz Mysza starb nicht. Ein paar Fischer holten ihn flussabwärts aus dem Wasser und brachten ihn, nachdem sie ihn wieder zum Leben erweckt hatten, zu seinen Eltern.
    Nu hätt’ der Wassermann ihn beinahe gekriegt, sagten sie, bevor sie zurück zum Fluss gingen. Der junge Mysza jedoch erinnerte sich an keinen Wassermann: Tag und Nacht redete er nur von dem Stein, der sich noch immer in seiner zusammengeballten Faust befunden hatte, als die Männer ihn nach Hause brachten, und davon, was er gesehen hatte, als er beinahe ertrunken wäre.
    Vater, sagte er, als sich Józef Mysza an sein Bett gesetzt hatte, es gibt eine Stadt, in der die Türme bis hinauf in den Himmel wachsen. Ihre Kirchen spannen sich wie riesige Zelte in den Himmel, die Häuser der Bürger quellen vor Reichtümern über und die Speicher der Kaufleute sind so groß, dass die Ernten mehrerer Dörfer auf einmal hineinpassen. Aber – als Kazimierz das sagte, richtete er sich auf und zog seinen Vater ganz nah an sich heran – die Stadt hat nicht nur ein Gesicht aus Stein, die Stadt hat auch ein Gesicht aus Holz.
    So gäbe es

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