Ameisenroman
Christus Sie errettet?»
«Also, ich bin Episkopaler, jedenfalls in Teilzeit. Zählt das?» Raff sah auf seine Uhr und runzelte die Stirn.
LeBow übersah diese Geste völlig. «Vielleicht sind Sie in dieser Kirche, Raphael, aber das heißt noch nicht, dass Sie Ihre Seele Jesus Christus anbefohlen haben, und es heißt nicht, dass Sie das Himmelreich erlangen, wenn Sie sterben. Ist Ihnen das wichtig?»
«Ich bin da anderer Meinung als Sie», erwiderte Raff. «Beziehungsweise, ich weiß nicht, wovon Sie eigentlich reden. Und ich bin ehrlich gesagt nicht sicher, dass ich das überhaupt möchte. Bei allem Respekt, wollen Sie mir bitte sagen, warum wir uns hier unterhalten?»
«Ich meine Folgendes. Sie sind da in einem netten Club, und Sie glauben an Gott und vielleicht an seinen Sohn Jesus, und Sie gehen in die Kirche, Sie beten und alles das, aber Sie sind nicht errettet worden, mein Freund, Sie haben sich nicht Jesus Christus anvertraut.»
Raff blickte demonstrativ wieder auf die Uhr. «Undwas soll das bedeuten? Und warum sagen Sie das
mir?
Warum sitzen wir hier?»
«Das will ich Ihnen erklären», sagte LeBow. «Die Welt ist unterteilt in zwei Sorten Menschen. Die einen glauben an das Wort Gottes, wie es uns offenbart wurde, und sie haben sich mit Leib und Seele Jesus Christus, Seinem Sohn, verschrieben. Und die anderen glauben nicht an das Wort, jedenfalls nicht ganz. Sie wurden nicht errettet, egal, was sie sonst denken oder tun. Wollen Sie am Tag des Jüngsten Gerichts vor Gott stehen und sagen,
Also, ich habe nur so halb geglaubt, was du gesagt hast?
Echte Christen warten auf die Wiederkunft, und sie glauben jeden Vers, jeden Satz, jedes Wort, das Gott uns gegeben hat. Sie lassen es sich angelegen sein, andere zu bekehren. Sie wollen, dass so viele Menschen wie möglich mit ihnen gemeinsam das Himmelreich erlangen.»
«Ich vermute, Sie meinen, dass wir dafür auch nicht mehr viel Zeit haben», sagte Raff. Er wusste, dass LeBow gleich mit der alten Mär vom Ende der Zeiten anfangen würde, aber er begriff noch immer nicht, warum er sich ihn ausgesucht hatte.
«Sie wissen, dass wir nicht mehr viel Zeit haben, Raphael. Würden Sie Ihre Bibel lesen statt diesen Blödsinn, mit dem sie Sie in Harvard füttern, dann wüssten Sie das. Alle Zeichen, die die Wiederkunft Jesu anzeigen, sind jetzt versammelt. Die Juden sind heimgekehrt, das Chaos verbreitet sich um die Welt, die Umwelt geht den Bach runter – kapieren Sie das, Raphael, die Umwelt ist auch eines der Zeichen. Das alles bedeutet nur eines. Jesus kehrt wieder, Junge. Und zwar nicht in hundert Jahren. Wirklich bald. Jederzeit. Vielleicht morgen. Und wennunser Herr kommt, werden die, die in Seinem Namen gerettet sind, leiblich in den Himmel auffahren, und die anderen werden zurückgelassen, und sie werden daran furchtbar leiden. Für sie wird es die Hölle auf Erden. Und wenn sie sterben, fahren sie alle in die wahre Hölle, und da bleiben sie für alle Ewigkeit.»
«Bei allem Respekt, Reverend, ich kann das nicht so sehen. Wenn die Wiederkunft so selbstverständlich wäre, warum sehen es dann andere Leute, und besonders die große Mehrheit der Christen, die laut Ihnen nicht wahrhaftig errettet sind, anders?»
«Ich bin froh, dass Sie mich das fragen, Raphael. Genau deshalb bin ich persönlich hier, um Sie zu warnen, denn der Satan ist schon unter uns. Der Antichrist ist da. Er wappnet sich auf seine Weise für die Schlacht, die er mit Jesus und Gottes heiligen Engeln schlagen wird. Er sammelt seine Truppen. Sie wissen nicht, wer er ist, weil es einer ist, von dem wir es am wenigsten erwarten, und er verfügt unter uns schon über eine riesige Armee. Und vielleicht wissen Sie ja
ganz genau,
wer er ist. Die meisten Leute sind ihm noch nicht begegnet, aber sie arbeiten in seinem Sinne. Der Satan glaubt nicht, dass er die Entscheidungsschlacht verlieren wird. Er glaubt, er wird die Schlacht gewinnen und Gottes Thron erkämpfen. Viele Menschen werden umkommen in diesem Krieg zwischen Gott und dem Satan.»
«Reverend, ich weiß, dass eine ganze Menge Leute glauben, was Sie da sagen. Und ich bin dem Antichrist nicht begegnet, danke, was immer das heißen mag. Aber sagen Sie mir eines: Wenn Gott allmächtig ist, und wenn Jesus die Inkarnation Gottes ist und Teil der Dreifaltigkeit, und wenn Jesus eine so wunderbare Kraft von Liebeund Gnade in unserem Leben ist, warum sollten Gott und Jesus dann Krieg und Elend zulassen?»
«Ich schlage vor, Sie Harvardianer,
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