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Ameisenroman

Ameisenroman

Titel: Ameisenroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. O. Wilson
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wenn schon keine wirtschaftliche.»
    «Jetzt, da du es sagst», sagte Raff, öffnete die Augen und setzte sich im Stuhl auf, «der Typ, den LeBow dabei hatte, sah wie ein echter Schläger aus. Ich hatte ihn einfach für einen Bodyguard gehalten oder eine Art Muskelprotz. Ich wusste gar nicht, was er da wollte. Ein Chorknabe war er jedenfalls nicht.»
    «Ja, das wollen wir jetzt mal unterscheiden, wenn du selbst es noch nicht getan hast. Ich sehe das so, es gibt Rednecks, und es gibt den weißen Redneck-Trash. Die meisten Leute, die sich als Rednecks bezeichnen und gleichzeitig darüber lachen, sind völlig in Ordnung – echtesolide Bürger, meist aus der Arbeiterklasse. Aber der White Trash – das ist echte Unterschicht. Die mit den Autowracks im Vorgarten und den Promenadenmischungen, die sich mit Küchenabfällen durchschlagen und überall herumstreunen – solche, wie man sie versehentlich auf dem Highway totfährt, und keinen kümmert es. Die Männer hängen gerne im Striplokal ab, trinken viel Bier und Whisky – so viel sie sich an einem Abend leisten können. Sie ziehen das Messer und benutzen es, wenn du sie beleidigst – und das kann ganz schnell gehen, du brauchst bloß sie oder ihr Mädel zu lange anzuschauen. Natürlich sind sie Rassisten. Aber meistens sind sie einfach nur stolz und gebrochen, und immer verrückt.»
    «Ja, um mit so einem Ärger zu kriegen, muss man bloß an sein Motorrad stoßen oder seine Freundin anbaggern. Das gehört hier unten gewissermaßen zur Tradition.»
    «Aber weißt du», fuhr Robbins fort, «und vielleicht ist das der Punkt: Sie sind stolz, aber Monster sind sie nicht. Wenn du dich mit einem anfreundest, gibt er dir sein letztes Hemd – vielleicht. Ich meine damit, sie sind nicht gebildet, und sie lassen sich leicht einfangen von einem, der behauptet, er würde im Namen Gottes sprechen. Wenn du sie mal im Rudel sehen willst, geh einfach ins Gefängnis von Monroeville. Da oben hat Jesus sie reihenweise errettet.»
    Raff ergänzte: «Das erinnert mich an den Ku-Klux-Klan – es waren doch Leute vom selben Kaliber, die das Fußvolk für den alten Klan stellten. Der Unterschied ist nur, dass der Klan den reinsten Rassismus predigte, und Gruppen wie das Schwert von Gideon mehr auf dem bigott-religiösen Feld tätig sind.»
    Robbins bestätigte das, indem er mit beiden Zeigefingernauf Raff zeigte. «Nur dass der Klan und die gewalttätigen Wiederkünftler, mit denen du es zu tun hast,
sowohl
beim Rassismus
als auch
bei der Religion bigott sind, nur in unterschiedlichem Ausmaß.»
    «Jedenfalls», sagte Raff, «will ich jetzt von dir wissen: Muss ich mir Sorgen machen? Werden LeBow und seine Clique mir persönlich gefährlich, mit all diesem Gerede von ‹Jesus tötet› und so? Was meinst du, soll ich etwas unternehmen, zur Polizei gehen? Ich dachte mir, eher nicht. LeBow hat mich nicht wirklich mit etwas Bestimmtem bedroht. Er hat mir nur das Höllenfeuer gepredigt.»
    «Rob Davis hat mir erzählt, dass LeBow damit auch schon andere vollgeschwafelt hat – Akademiker, Highschool-Rektoren, Lokalpolitiker. Du bist also nicht allein. Und dass es wirklich eine Art Predigt war mit der Schlagzeile ‹Bekehr dich zu Jesus›, weist für mich eher darauf hin, dass er vielleicht gar nicht dich persönlich gemeint hat. Er versucht damit seine Anhänger zu beeindrucken. Weißt du, der Kreuzfahrer, mit dem Schwert für Jesus. Damit sagt er seinen Leuten:
Seht nur, wie ich diese großkotzigen liberalen Atheisten vorführen kann.»
    «Das klingt vernünftig», sagte Raff. «Aber sind sie gefährlich? Sind sie denn schon handgreiflich geworden?»
    «Tja, weißt du, ja, gefährlich sind sie. Ich sage das, weil es etliche Schlägereien und ungeklärte Morde und Vermisstenanzeigen gegeben hat. LeBow und seine Anhänger sind dafür nicht belangt worden, jedenfalls noch nicht. Und die Opfer waren, soweit ich gehört habe, nur Abtrünnige – weißt du, Rivalen oder Überläufer. Keine Außenstehenden wie du.»
    Raff schloss: «Das klingt ja nach Machtkampf. Vielleicht wird LeBow deshalb allmählich so aggressiv. Daswürde auch diesen tätowierten Typen erklären, den er dabeihatte. Er ist verzweifelt.»
    «Kann schon sein. Jedenfalls wäre ich an deiner Stelle vorsichtig. Ich würde das Ganze mit Rob Davis besprechen. Vielleicht willst du ja auch einen Bericht bei der Polizei abgeben und das LeBow wissen lassen, wenn du ihm je wieder begegnest. Wer weiß? Vielleicht will ja jemand
ihm
ans

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