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Ameisenroman

Ameisenroman

Titel: Ameisenroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. O. Wilson
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sagen, was sie zu tun und zu lassen haben. Sie glauben, dass Jesus gekommen ist, um Seelen zu retten, nicht Käfer und Schlangen.»
    Bei dieser letzten Bemerkung riss Raff die Augen auf. Genau das hatte LeBow gesagt, beinahe wörtlich sogar.
    Sturtevant war noch nicht fertig. «Sie sind sicher, dass Er bald wiederkommt, dass das Ende der Zeiten bevorsteht. Ob das stimmt oder nicht, ich würde sie an Ihrer Stelle lieber nicht auslachen. Überall im Land sind viele Menschen dieser Meinung, und ganz besonders hier unten. Wenn wir hingehen und eine hochwertige Immobilie wie den Nokobee blockieren, dann werden sie Krach schlagen. Das könnte einen
Krieg
geben, sage ich Ihnen.»
    Drake Sunderland blickte wieder über seinen Brillenrand hinweg auf Raff. Er wurde gerade ein bisschennervös. Das hier war nicht wie beim Pokern im Cosmopolitan Club, wo die Elite sich über gemütliche dicke Deals austauschte; und auch kein Deal, über den der Wirtschaftsteil des
News Register
alle Tage berichtete. Er überlegte, ob sie nicht besser dastünden, wenn er damals nicht dieses kleine Genie in die Firma übernommen hätte. Dann aber beruhigte er sich, nein, nein, das konnte nicht sein. Raff kannte sich aus. Er wusste, in welche Richtung gefällte Bäume stürzen.
    Den beiden Männern, die ihm gegenübersaßen, sagte er: «Müssen wir uns wirklich wegen ein paar Bibelschreihälsen aus der Unterschicht Sorgen machen?»
    «Drake …», protestierte Sturtevant.
    Sunderland hob die Hand, um ihn zu bremsen. «Einen Moment bitte, Rick.»
    Sunderland stellte sich jetzt den schlimmstmöglichen Fall vor. Sein Name und die Aktien seiner Familie reichten womöglich nicht aus, wenn er die Sunderland Associates sowohl finanziell als auch medial in ein Desaster lenkte. Wer zum Teufel war überhaupt dieser Bill Robbins? Er und seine Kumpel konnten wahrscheinlich Riesenärger machen, und wie.
    Sunderland raunte, fast flüsterte er: «Okay, Raff. Was schlagen Sie vor? Ich bin sicher, Sie haben darüber ausführlich nachgedacht.»
    Raff nickte, griff nach einem Aktenkoffer, und legte ihn auf den Tisch. Fast geschafft, dachte er, fast geschafft. Konzentrier dich jetzt …
    «Mr. Sunderland, Drake … und Rick, ich bin sicher, dass wir dieses Problem mit einem Strategiewechsel lösen können. Wir können das, und zwar, wie ich hoffe, zur allgemeinen Zufriedenheit, ohne Weiteres durch die Art undWeise schaffen, wie wir den Kostenrahmen kalkulieren, und das mit allem Respekt für Sie, Rick, als unserem Finanzverwalter. Nehmen wir doch einmal an, dass wir diese Lebensräume und diese Tier- und Pflanzenarten nicht zu Hindernissen erklären, die auf der Kostenseite auftauchen. Holen wir sie doch einfach auf die Habenseite.»
    Er öffnete den Aktenkoffer und holte Kopien eines dreiseitigen Papiers heraus, das er vorbereitet hatte, und reichte es den beiden.
    «Ich habe das mal nachgeprüft. Es wird überall im Land immer üblicher, dass Seniorensiedlungen und Ferienhausanlagen der Luxusklasse nach Möglichkeit die Natur als ein Anlagegut betrachten. Wie Sie auf der ersten Seite sehen können, begann der Trend bereits in den sechziger Jahren, und wirklichen Aufwind bekam er in den Neunzigern. Heute ist es ein landesweiter Trend, dem die Rezession ziemlich wenig anhaben kann. Ich habe einmal die südlichen Staaten separat aufgeführt, um zu zeigen, dass das Ganze hier unten auch gilt.
    Für den nächsten Punkt konnte ich keine genauen Zahlen auftreiben, aber es scheint doch klar, dass zwei Faktoren für die Rentabilität wesentlich sind. Je näher das Projekt an einem Gebiet mit hoher Bevölkerungsdichte liegt, und je größer das natürliche Gelände drum herum ist, desto höher fällt der Profit pro Fläche aus, und das besonders für Wohnraum der Luxusklasse. Ich habe das direkt mit einer Reihe von Experten im Raumordnungswesen und mit großen Immobilienmaklern überall im Land abgecheckt, und sie sind in diesem Punkt im Grunde einer Meinung. Auf der zweiten Seite hier sind sie aufgelistet. Auf Seite drei habe ich ganz kurz zusammengefasst, was wir meiner Meinung nach tun sollten.»
    Raff unterbrach sich, um Sunderland und Sturtevant die Seiten überfliegen zu lassen.
    «Mein Fazit: Wir sind hier in einer Situation, in der eine Bebauung mit weniger Objekten als geplant sich für uns auszahlen würde. Vielleicht kann man sich eine Reihe relativ kleiner Anwesen an einem Großteil des Westufers vom Lake Nokobee vorstellen, zugänglich über eine geschlossene

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