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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Arbeitskleidung – einschließlich Messer, Revolver und Sonnenschirm – vollständig. Madame Berengeria war in ihr fadenscheiniges ägyptisches Gewand gehüllt, und Mary trug eines ihrer schäbigen Abendkleider. Das arme Kind besaß kein Kleid, das weniger als zwei Jahre alt war. Ich fragte mich, ob es sie beleidigen würde, wenn ich sie neu einkleidete, so gut das in Luxor möglich war. Selbstverständlich würde ich dabei taktvoll zu Werk gehen müssen.
    Obwohl ich eigentlich nicht glaubte, daß Arthur an diesem Abend Gefahr drohte, da sich alle Verdächtigen unter meinem wachsamen Auge befanden, hatte ich Vorkehrungen getroffen. Ich hatte Daoud angewiesen, vor dem Fenster Wache zu stehen, und seinen Vetter Mohammed an der Tür postiert. Die beiden waren nicht eben erfreut, die Fantasia zu versäumen, doch ich versprach ihnen, sie dafür zu entschädigen. Außerdem verriet ich ihnen, wer Arthur in Wahrheit war. Ich war mir sicher, daß sie das bereits wußten, da sich solche Nachrichten immer rasch herumsprechen, aber sie genossen es, von mir ins Vertrauen gezogen zu werden. »Ja, wenn er reich ist, verwundert es nicht, daß jemand ihn umzubringen wünscht«, bemerkte Daoud mit einem weisen Nicken.
    Es war viel leichter, alles mit meinen Getreuen zu vereinbaren, als die anderen von meinen Plänen zu überzeugen. Zuerst weigerte sich Lady Baskerville, an dem Ausflug teilzunehmen; es bedurfte all meiner Überredungskunst und der von Mr. Vandergelt, sie dazu zu bewegen. Der Amerikaner war höchst entzückt und bohrte ständig (wie er es ausdrückte), damit ich ihm einen Hinweis gab, was genau sich zutragen würde. Ich ließ mich von seiner Beharrlichkeit nicht erweichen, da ich für eine geheimnisvolle und angespannte Stimmung sorgen wollte (und auch deshalb, weil ich mir selbst nicht sicher war).
    Da ich wußte, daß Emerson es schätzen würde, wenn ich meinerseits einige dramatische Details hinzufügte, setzte ich einige unserer Männer auf Esel und ließ sie mit brennenden Fackeln in der Hand die Prozession anführen. Falls sie irgendwelche abergläubischen Befürchtungen hegten, wurden diese von der Vorfreude vertrieben, denn Emerson hatte schon mit ihnen gesprochen und ihnen Wunder und Enthüllungen verheißen. Ich vermutete, daß Abdullah ahnte, was mein Gatte beabsichtigte, doch als ich ihn fragte, lächelte er nur und weigerte sich zu antworten.
    Während die Kutschen über die verlassene Straße rollten, wurden wir alle vom Zauber der Szenerie ergriffen. Und als wir in die schmale Spalte zwischen den Felsen einbogen, fühlte ich mich wie ein Eindringling, der sich rücksichtslos Zutritt zu einem Gebiet erzwingt, das von Rechts wegen den unzähligen Geistern der Vergangenheit gehört.
    Vor dem Eingang zum Grab leuchtete ein riesiges Feuer. Emerson war auch da, und als er uns entgegenkam, um uns zu begrüßen, wußte ich nicht, ob ich lachen oder meinem Erstaunen Ausdruck verleihen sollte. Er trug ein langes, flatterndes, scharlachrotes Gewand und eine höchst merkwürdige Kappe mit einer Quaste. Die Kappe und die Ärmelausschnitte des Gewandes waren mit Pelz eingesäumt. Obwohl ich dieses Kleidungsstück noch nie zuvor gesehen hatte, befähigte mich der Umstand, daß ich in akademischen Kreisen zu Hause bin, zu der Schlußfolgerung, daß es sich um den Talar eines Doktors der Philosophie handelte; wahrscheinlich von irgendeiner unbekannten europäischen Universität. Offenbar war sie für einen viel größeren Mann geschneidert worden, denn als Emerson den Arm ausstreckte, um mir aus der Kutsche zu helfen, rutschten die langen Ärmel herunter und bedeckten seine Hand. Ich nahm an, er hatte diese erstaunliche Kreation in einem der Antiquitätenläden in Luxor erworben. Und obwohl seine Wirkung – auf mich wenigstens – eher erheiternd als furchteinflößend war, ließ Emersons selbstzufriedener Gesichtsausdruck erkennen, daß er sich in dieser Aufmachung außerordentlich gefiel. Er ließ den Ärmel zurückrutschen, nahm mich bei der Hand und führte mich zu einem der Stühle, die in einem Halbkreis vor dem Feuer angeordnet waren. Auf allen Seiten waren wir von einem Meer brauner Gesichter und Turbane umgeben. Unter den Gurnawis entdeckte ich zwei bekannte Gesichter. Eines war das des Imam; das andere das von Ali Hassan, der die Frechheit besessen hatte, sich in der ersten Reihe der Zuschauer zu postieren.
    Die anderen nahmen Platz. Niemand sprach, obwohl Vandergelts Lippen verräterisch zuckten, als er

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