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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Handbewegung.
    »Die da sind viel kleinere Schakale als Habib; laßt sie laufen. Sie haben den Tod des englischen Lords und seines Freundes nicht verschuldet. Sie haben den Wächter Hassan nicht ermordet.«
    Vandergelt rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. »Was hat er jetzt vor?« flüsterte er.» Diese Vorstellung war einfach großartig. Jetzt sollte er es gut sein lassen.«
    Auch ich war ein wenig besorgt. Emerson neigt dazu, die Dinge zu übertreiben. Ich hoffte, daß er wußte, was er tat. Doch sein nächster Satz ließ mich das bezweifeln.
    »Wurden sie vom Fluch des Pharaos hingemetzelt? Wenn ja …« Emerson hielt inne, und nicht ein Augenpaar in der ganzen Versammlung blinzelte oder wandte sich von seinem Gesicht ab. »Wenn ja, nehme ich diesen Fluch auf mich! Hier und jetzt fordere ich die Götter auf, mich niederzustrecken oder mir ihren Segen zu geben. O Anubis, du Hoher und Mächtiger, der du die Geheimnisse derer hütest, die in der Unterwelt wohnen; o Horus, Sohn des Osiris und der Isis; o Apet, Mutter des Feuers …«
    Er wandte sich dem Feuer zu, das zu einem Bett rotglühender Holzreste heruntergebrannt war. Dunkel zeichnete sich seine Gestalt vor der Glut ab. Mit emporgereckten Armen beschwor er die Götter des alten Ägyptens in einer wohlklingenden aber merkwürdig ausgesprochenen Version ihres Idioms. Auf einmal schoß aus dem ersterbenden Feuer eine regenbogenfarbene Flamme gen Himmel, in Blau, Grün und in einem geschmacklosen Lavendelton. Die Menge stöhnte auf, denn in dem unheimlichen Licht sahen sie auf der obersten Stufe des Eingangs zum Grab etwas, was vorhin ganz sicher noch nicht dagewesen war.
    Dieses Etwas hatte die Gestalt einer riesigen schwarzen Katze mit funkelnden gelben Augen. Die flackernden Flammen, die sich an ihren kräftigen Flanken spiegelten, erweckten den Eindruck, als habe die entsetzliche Bestie schon die Muskeln gespannt, um auf ihr Opfer loszuspringen.
    Die Katzenform bestand aus einer hohlen Hülle und war mit einer pechhaltigen Masse bestrichen. Einst – oder vielleicht immer noch – hatte sie die Mumie einer echten Katze enthalten. Wahrscheinlich hatte Emerson dieses Stück einem der Händler in Luxor abgekauft und unzweifelhaft ein hübsches Sümmchen dafür bezahlt. Viele der Zuschauer kannten sicherlich ebenso wie ich die Herkunft dieses Katzensarges. Doch sein scheinbar wundersames Auftauchen hatte die dramatische Wirkung, von der ein jeder Schauspieler träumt.
    Emerson hob einen seltsamen, steifbeinigen Tanz an und wedelte dabei mit den Armen. Vandergelt kicherte. »Das erinnert mich an einen alten Apachenhäuptling, den ich einmal kannte«, flüsterte er. »Er litt entsetzlich an Rheumatismus, aber er konnte den Regentanz nicht lassen.«
    Glücklicherweise war das übrige Publikum weniger kritisch. Als ich Emersons Hand beobachtete, entdeckte ich die gleiche Bewegung, die der Zündung der bunten Flamme vorangegangen war. Diesmal erzeugte die Substanz, die er ins Feuer warf, eine riesige Wolke zitronengelben Rauchs. Sie muß Schwefel oder so etwas enthalten haben, denn sie roch außergewöhnlich übel, und die Zuschauer, die sich in ihrer Nähe befanden, fingen an zu husten und mit den Händen zu fuchteln.
    Einige Sekunden lang war der Eingang zum Grab völlig in wallenden Rauch gehüllt. Nachdem er sich verzogen hatte, sahen wir, daß sich der Katzensarg in der Mitte geteilt hatte. Die Hälften waren zu beiden Seiten hinuntergefallen, und dazwischen saß, in der nämlichen Haltung, die die Form des Sarges vorschrieb, eine lebendige Katze. Sie trug ein juwelenbesetztes Halsband; die funkelnden Steine blitzten smaragdgrün und rubinrot im Schein der Flammen.
    Bastet, die Katze, war äußerst ungehalten. Ich hatte Verständnis für ihre Empfindungen. Sie war mittels eines Käfigs, einer Schachtel oder einer Tasche – wie dem auch immer sein mochte – entführt und einer Wolke stinkenden Qualms ausgesetzt worden. Niesend rieb sie sich mit der Vorderpfote die Nase. Dann richteten sich ihre schimmernden, bernsteinfarbenen Augen auf Emerson.
    Ich befürchtete schon das Schlimmste. Aber dann folgte der krönende Abschluß der Wunder dieser Nacht, der in den umliegenden Dörfern noch viele Jahre lang Stoff für Legenden abgeben sollte. Die Katze kam langsam auf Emerson zu – der sie als Sekhmet, Göttin des Krieges, des Todes und der Zerstörung anrief. Sie erhob sich auf die Hinterbeine, klammerte sich mit den Krallen an seine Hosen und rieb

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