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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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fort, gebannt ins Leere zu starren.
    »Er scheint sich beruhigt zu haben«, sagte ich zu der Nonne in französisch. »Aber ich befürchte, daß sich das wiederholt. Sollten wir ihn ans Bett binden, was meinen Sie?«
    Die Schwester antwortete, daß Dr. Dubois die Möglichkeit eines so heftigen Erwachens bereits vorhergesehen und ihr für diesen Fall ein Medikament hinterlassen habe. »Es hat mich überrascht«, fügte sie entschuldigend hinzu. »Es ist so plötzlich geschehen. Aber machen Sie sich keine Sorgen, Madame, ich komme schon mit ihm zurecht.«
    Mary war auf einen Stuhl gesunken. Ihr Gesicht war weiß wie … ich wollte eigentlich »Schnee« oder »Leintuch« oder einen anderen allgemein üblichen Vergleich benutzen, doch wenn ich genau sein will, muß ich sagen, daß ein dunkler Teint wie der ihre niemals eine aschgraue Färbung annehmen kann. Ihre Blässe hatte in Wirklichkeit den zarten Ton von Kaffee mit viel Milch; etwa zwei Drittel Milch und ein Drittel Kaffee.
    Auf einmal fuhren wir alle zusammen, denn wir hörten eine seltsame Stimme. Es war die des jungen Arthur, aber ich erkannte sie nur, weil ich wußte, daß sie niemand anderem gehören konnte. Der leise, eintönige Klang ähnelte nicht im geringsten seiner normalen Sprechweise.
    »Die Schöne ist gekommen … die Sanftheit ihrer Hände, der Liebreiz ihres Gesichts … Man jubelt, wenn man ihre Stimme hört …«
    »Bei Gott!« rief Emerson aus.
    »Pssst!« zischte ich.
    »Sie bringt die Freude, seine Geliebte … sie trägt zwei Rasseln in ihren wunderschönen Händen …«
    Wir warteten, bis mir vom Luftanhalten die Brust schmerzte, aber Arthur Baskerville sagte an diesem Tag nichts mehr. Seine dunkel angelaufenen Lider schlossen sich und bedeckten die starren Augen.
    »Jetzt wird er schlafen«, meinte die Nonne. »Meinen Glückwunsch, Madame. Der junge Mann wird, glaube ich, überleben.«
    Ihre Gelassenheit kam mir unmenschlich vor, bis mir einfiel, daß sie als einzige kein Wort verstanden hatte. Für sie hatte der Patient in seinem Delirium nur unzusammenhängende Silben gelallt.
    Marys Reaktion war eher von Verwirrung als von der Ungläubigkeit geprägt, die Emerson und mich ergriffen hatte.
    »Wovon hat er geredet?« wollte sie wissen.
    »Fragen Sie nicht«, antwortete Emerson mit einem Stöhnen.
    »Er hat phantasiert«, sagte ich. »Mary, ich muß Sie wieder bitten, in Ihr Zimmer zu gehen. Es ist lächerlich, daß Sie hier Stunde um Stunde sitzen. Rührend, aber lächerlich. Schlafen Sie ein wenig, gehen Sie spazieren oder unterhalten Sie sich mit der Katze.«
    »Ich unterstütze diesen Vorschlag«, fügte Emerson hinzu. »Ruhen Sie sich etwas aus, Miss Mary. Vielleicht brauche ich Sie später noch.«
    Wir begleiteten die junge Frau zu ihrem Zimmer und sahen uns dann mit dem gleichen ungläubigen Gesichtsausdruck an.
    »Du hast es gehört, Peabody«, meinte Emerson. »Wenigstens hoffe ich es; wenn nicht, habe ich eine akustische Halluzination erlebt.«
    »Ich habe es gehört. Das waren doch die Titel von Nefertiti, oder?«
    »In der Tat.«
    »Solch zärtliche Worte … ich bin davon überzeugt, Emerson, daß sie Komplimente von Khuenaton – entschuldige, Echnaton – an seine geliebte Frau waren.«
    »Amelia, du hast die absolut unvergleichliche Gabe, vom Thema abzuweichen. Woher kannte dieser ungebildete junge Mann die Worte? Er hat uns doch selbst gesagt, daß er von Ägyptologie keine Ahnung hat.«
    »Es muß eine logische Erklärung geben.«
    »Selbstverständlich. Aber trotzdem – er klang ziemlich ähnlich wie Madame Berengeria. Wenn sie einen ihrer Anfälle hat. Findest du nicht? Obwohl sein Gefasel um einiges mehr auf Fakten beruhte als ihres.«
    »Verdammt!« rief ich aus. »Er muß die Titel irgendwann von Lord Baskerville oder Armadale gehört haben. Es heißt, daß das Gehirn alles speichert, auch wenn man sich im Wachzustand an etwas nicht erinnern kann.«
    »Wer behauptet das?«
    »Das habe ich vergessen. Ich habe es irgendwo gelesen – eine dieser neumodischen medizinischen Theorien. So weit hergeholt es auch sein mag, es ergibt jedenfalls mehr Sinn als …«
    »Genau«, stimmte Emerson zu. »Aber abgesehen davon, Peabody, ist dir aufgefallen, daß das Gefasel des jungen Mannes ein Hinweis darauf sein kann, wer Lord Baskerville ermordet hat?«
    »Selbstverständlich ist mir dieser Gesichtspunkt der Angelegenheit nicht entgangen.«
    Emerson stieß ein brüllendes Gelächter aus und schloß mich in die Arme. »Du bist

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