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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ihren Kopf an seiner Hand.
    Hoch riß Emerson die Arme empor. »Allah ist gnädig! Allah ist groß!« Wieder erhob sich eine gewaltige Rauchwolke aus dem Feuer, und die beeindruckende Anrufung der Götter endete in einem heftigen Hustenanfall.
    Die Vorstellung war zu Ende. Beifällig tuschelnd zerstreuten sich die Zuschauer. Emerson löste sich aus dem Nebel und kam auf mich zu.
    »Nicht schlecht, oder?« wollte er dämonisch grinsend wissen.
    »Darf ich Ihnen die Hand schütteln, Professor«, sagte Vandergelt. »Sie sind der gerissenste Schurke, der mir je untergekommen ist, und das will etwas heißen.«
    Emerson strahlte. »Vielen Dank. Lady Baskerville, ich habe mir die Freiheit genommen, für die Männer nach unserer Rückkehr zum Haus ein Festmahl auftragen zu lassen. Allein schon Abdullah und Feisal haben jeweils ein ganzes Schaf verdient.«
    »Gewiß.« Lady Baskerville nickte. »Aber wirklich, Radcliffe, ich weiß nicht, was ich davon halten soll – so ein verrückter Hokuspokus. War das übrigens mein Armband aus Smaragden und Rubinen am Hals dieses Tieres?«
    »Äh – ähem«, meinte Emerson. Er befingerte das Grübchen auf seinem Kinn. »Ich muß mich für diese Freiheit entschuldigen. Keine Sorge, ich werde es Ihnen zurückgeben.«
    »Wie? Die Katze ist davongelaufen.«
    Emerson dachte immer noch über eine Antwort nach, als Karl zu uns trat.
    »Herr Professor, Sie waren großartig. Nur eine Kleinigkeit, wenn Sie gestatten – der Imperativ des Verbs iri lautet nicht iru, wie Sie es gesagt haben, sondern …«
    »Machen Sie sich nichts draus«, mischte ich mich rasch ein. Emerson funkelte den jungen Deutschen entrüstet an. So mußte Amon Ra ausgesehen haben, wenn er einen Priester, der es wagte, seine Aussprache zu verbessern, mit einem tadelnden Blick bedachte. »Sollten wir nicht besser zum Haus zurückkehren? Bestimmt sind alle müde.«
    »Die Schuldigen werden heute nacht keinen Schlaf finden«, war da eine Stimme wie aus Grabestiefen zu vernehmen.
    Madame Berengeria hatte sich von ihrem Stuhl erhoben. Ihre Tochter und Mr. O’Connell, die sich seitlich von ihr postiert hatten, versuchten, sie zum Schweigen zu bringen und weiterzuschieben. Doch sie schüttelte sie ab.
    »Eine gute Vorstellung, Professor«, fuhr sie fort. »Sie wissen doch mehr von Ihrem früheren Leben, als Sie zugeben wollen. Aber damit nicht genug; Sie Narr, Sie haben über die Götter gelästert, und nun müssen Sie dafür büßen. Ich hätte Sie gerettet, wenn Sie mich nur gelassen hätten.«
    »Ach, zum Teufel!« rief Emerson aus. »Wirklich, ich kann es nicht mehr ertragen. Amelia, unternimm etwas.«
    Die blutunterlaufenen Augen der Frau richteten sich auf mich. »Sie teilen seine Schuld, und Sie werden auch sein Schicksal teilen. Merken Sie sich die Worte des Weisen: Sei nicht stolz und sprich keine hochtrabenden Worte, denn die Götter lieben die, die schweigen.«
    »Mutter, bitte«, sagte Mary und nahm die Frau beim Arm.
    »Undankbares Mädchen!« Mit einer Drehung ihrer Schultern stieß Madame Mary fort, so daß diese einige Schritte rückwärts taumelte. »Du und deine Liebhaber … Du glaubst, ich bemerke es nicht, aber ich weiß alles! Schmutz, Unreinheit … Die Fleischeslust ist eine Sünde, und so ist mangelnder Respekt vor der eigenen Mutter. Es ist eine Schmähung der Götter, in eine fremde Frau einzudringen, sie zu kennen …« Diese letzte Bemerkung war offenbar an Karl und O’Connell gerichtet, auf die sie mit einer ausladenden Geste wies. Der Journalist war vor Wut erbleicht, Karl nahm die Anschuldigung vor allem überrascht auf. Fast erwartete ich schon, wieder seinen üblichen Satz zu hören: »Die Engländer! Nie werde ich sie verstehen.«
    Trotzdem ergriff keiner von ihnen das Wort, um diese üble Unterstellung abzustreiten. Selbst ich war für einen Augenblick verblüfft. Ich erkannte, daß Berengerias frühere Auftritte einen gewissen Anteil von Berechnung beinhaltet haben mußten. Jetzt aber schauspielerte sie nicht; Schaumtropfen hingen ihr in den Mundwinkeln. Sie richtete ihren flammenden Blick auf Vandergelt, der einen schützenden Arm um seine zukünftige Braut gelegt hatte.
    »Ehebruch und Fleischeslust!« schrie Madame. »Erinnern Sie sich an die zwei Brüder, mein ehrenwerter amerikanischer Herr; durch die List einer Frau wurde Anubis dazu getrieben, seinen jüngeren Bruder zu ermorden. Er legte sein Herz in einen Zedernbaum, der von den Männern des Königs gefällt wurde. Die Haarlocke

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