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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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unverwüstlich, Peabody. Ich danke Gott für deine Kraft. Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde. Ich würde mich fühlen wie ein Wagenlenker aus der Antike, der versucht, ein halbes Dutzend lebhafter Pferde gleichzeitig zu zügeln. Aber jetzt muß ich wieder weg.«
    »Wohin?«
    »Oh – hierhin und dorthin. Ich arrangiere gerade eine kleine Theateraufführung, meine Liebe – eine richtige ägyptische Fantasia. Heute abend ist es soweit.«
    »Wirklich! Und wo soll die Vorstellung stattfinden?«
    »Am Grab.«
    »Und was soll ich tun? Ich verspreche nicht«, fügte ich hinzu, »daß ich es tun werde. Ich frage einfach nur.«
    Kichernd rieb Emerson sich die Hände. »Ich verlasse mich auf dich, Peabody. Gib meine Absichten Lady Baskerville und Vandergelt bekannt. Wenn sie die Nacht im Hotel verbringen möchten, sollen sie das ruhig tun, aber nicht, ehe meine Vorstellung zu Ende ist. Ich will, daß alle kommen.«
    »Auch Madame Berengeria?«
    »Hmmm«, meinte Emerson. »Eigentlich ja. Sie könnte für das gewisse >je ne sais quoi< sorgen.«
    Besorgnis ergriff mich. Emerson spricht nie Französisch, außer er führt etwas im Schilde.
    »Du führst doch etwas im Schilde«, sagte ich deshalb.
    »Ganz richtig.«
    »Und du erwartest von mir, daß ich brav …«
    »Du hast dich in deinem Leben noch nie brav in eine Sache gefügt. Du wirst mit mir zusammenarbeiten, genau wie ich es auch umgekehrt täte, denn wir sind eins. Wir kennen die Gedanken des anderen. Ich bin mir sicher, daß du schon vermutest, was ich vorhabe.«
    »Ja.«
    »Und du wirst mir helfen?«
    »Ja.«
    »Ich brauche dir nicht zu sagen, was du tun sollst.«
    »Ich … Nein.«
    »Dann à bientôt, Peabody, mein Liebling.«
    Er umarmte mich so feurig, daß ich mich einen Augenblick lang auf eine Bank setzen mußte, um wieder zu Atem zu kommen.
    Ehrlich gesagt, hatte ich nicht die geringste Ahnung, was er vorhatte.
    Wenn Emerson sich in höchster gefühlsmäßiger Erregung befindet, kann er alle mitreißen. Wie hypnotisiert von seinem lodernden Blick und seiner eindringlichen Stimme hätte ich jedem seiner Vorschläge, einschließlich der Selbstaufopferung, zugestimmt. (Natürlich zeige ich ihm nie, daß er diese Wirkung auf mich hat; es hätte einen schlechten Einfluß auf seinen Charakter.) Als er fort war, konnte ich wieder ruhiger nachdenken, und dann kam mir das Fünkchen einer Idee.
    Die meisten Männer sind in einer Krisensituation verhältnismäßig nützlich. Die Schwierigkeit liegt nur darin, sie davon zu überzeugen, daß sich die Lage kritisch zugespitzt hat. Da Emerson seinen Geschlechtsgenossen überlegen war, war er tatkräftiger als die meisten – allerdings auch schwerer zu überzeugen. Endlich hatte er zugegeben, daß ein Mörder irgendwo frei herumlief. Er hatte mir beigepflichtet, daß es unsere Aufgabe war, den Übeltäter zu enttarnen.
    Aber worauf hatte es Emerson hauptsächlich abgesehen? Na, auf das Grab selbstverständlich. Lassen Sie mich offen sein. Emerson würde, ohne mit der Wimper zu zucken, den gesamten Erdball und dessen Bewohner (mit einigen Ausnahmen) den tiefsten Abgründen überantworten, um ein schäbiges Bruchstück der Geschichte vor der Vernichtung zu bewahren. Deswegen, so dachte ich mir, zielten seine Bemühungen des heutigen Abends wahrscheinlich darauf ab, sich seinen Herzenswunsch zu erfüllen: die Wiederaufnahme der Arbeiten am Grab.
    Ich bin mir sicher, werter Leser, daß Sie meinen Gedankengang bis zu seinem logischen Ende nachvollziehen können. Vergessen Sie Emersons Liebe zum Theaterspielen nicht; denken Sie an die bedauerliche Anfälligkeit aller Menschen für den ungeheuerlichsten Aberglauben, strengen Sie Ihre Phantasie an – und ich bezweifle nicht, daß Sie ebenso ungeduldig wie ich Emersons Fantasia erwarten.

Kapitel 14

    Als wir uns auf den Weg ins Tal machten, stand der Mond hoch am Himmel. Er leuchtete hell genug, um die Ebene in ein silbriges Licht zu tauchen, so daß alle Gegenstände dunkle Schatten auf die Straße warfen.
    Ich hätte unsere Karawane lieber über den Höhenpfad an Deir el Bahri vorbeigeführt, doch ein solcher Fußmarsch hätte Lady Baskervilles Kräfte überstiegen, und Madame Berengeria war ebenfalls außerstande, sich ohne fremde Hilfe fortzubewegen. Als einzige der Damen war ich vernünftig gekleidet. Da ich nicht vorhersagen konnte, welche Folgen Emersons Vorstellung haben würde, hielt ich es für das beste, auf alles vorbereitet zu sein. Deshalb war meine

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