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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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mitgenommen, aber sie saß aufrecht in ihrem Sessel, und als sie sprach, klang ihre Stimme gefaßt.
    »Nein, mein Freund, ich brauche kein Mitleid. Ich darf nur meine Pflicht nicht vergessen. Meine Mutter ist eine leidende, unglückliche Frau. Ob sie krank, verrückt oder einfach nur bösartig ist, weiß ich nicht, aber das tut auch nichts zur Sache. Sie ist mein Kreuz, und ich werde es tragen. Lady Baskerville, wir werden Sie morgen verlassen. Es ist mir sehr peinlich, daß ich Sie überhaupt solange belästigt habe.«
    »Das ist ja alles gut und schön«, platzte Emerson heraus, noch ehe jemand das Wort ergreifen konnte. »Gewiß, wir alle bedauern Sie, Miss Mary, aber im Augenblick muß ich eine dringendere Angelegenheit ansprechen. Ich brauche eine Kopie des Gemäldes von Anubis, bevor ich die Wand niederreiße. Am besten fangen Sie gleich in der Früh mit der Arbeit an, ehe …«
    »Was zum …« Mit puterrotem Gesicht sprang O’Connell auf. »Das meinen Sie doch nicht im Ernst, Professor!«
    »Ruhig, Kevin«, meinte Mary. »Ich habe ein Versprechen gemacht, und das werde ich auch halten. Arbeit ist die beste Medizin für ein verwundetes Herz.«
    Emerson knetete sein Kinn. »Wenigstens in diesem Punkt kann ich Ihnen beipflichten. Sie sollten das ebenfalls ins Auge fassen, Mr. O’Connell. Wie lange haben Sie schon keinen Bericht mehr an Ihre Zeitung geschickt?«
    O’Connell ließ sich in einen Sessel sinken und schüttelte den zerzausten Rotschopf. »Wahrscheinlich werde ich meine Stellung verlieren«, sagte er bedrückt. »Wenn man die Nachrichten selbst miterlebt, findet man nur schwer die Zeit, darüber zu schreiben.«
    »Kopf hoch«, rief Emerson. »In achtundvierzig Stunden – vielleicht auch weniger – werden Sie Ihren Kollegen die Schau stehlen, und zwar mit einer Geschichte, die Ihnen das Wohlwollen Ihres Chefredakteurs sichern wird. Möglicherweise können Sie dann eine Gehaltserhöhung verlangen.«
    »Was meinen Sie damit?« Alle Müdigkeit war vergessen. O’Connell setzte sich auf und griff nach Notizbuch und Bleistift. »Glauben Sie, die Grabkammer bis dahin erreicht zu haben?«
    »Das auch. Aber davon habe ich nicht gesprochen. Sie werden derjenige sein, der der Welt die Identität von Lord Baskervilles Mörder verkündet.«

Kapitel 15

    Diese  Ankündigung verursachte bei den Zuhörern einige Unruhe. Vandergelt stieß ein lautes »Du heiliger Strohsack!« aus, und Mary riß die Augen weit auf. Sogar der nicht so leicht zu erschütternde junge Deutsche starrte Emerson überrascht an.
    »Mörder?« wiederholte O’Connell.
    »Selbstverständlich wurde er ermordet«, sagte Emerson ungeduldig. »Kommen Sie, Mr. O’Connell, Sie haben das doch schon die ganze Zeit über vermutet, obwohl Sie nicht die Unverschämtheit besaßen, es in Ihren Zeitungsberichten zu erwähnen. Die Abfolge gewaltsamer Tragödien, die sich hier zugetragen haben, führt zwingend zu dem Schluß, daß Lord Baskerville keines natürlichen Todes gestorben ist. Ich habe den Fall untersucht und werde bald in der Lage sein, Ergebnisse bekanntzugeben. Ich warte nur noch auf einen letzten Beweis. Morgen nacht oder am folgenden Vormittag werde ich ihn erhalten. Übrigens, Amelia«, fügte er hinzu und sah mich an, »versuche nicht, meinen Boten abzufangen. Die Nachricht, die er bringt, hat nur für mich eine Bedeutung. Du würdest sie nicht verstehen.«
    »Wirklich?« meinte ich.
    »Nun gut«, sagte O’Connell. Er schlug die Beine übereinander, legte sein Notizbuch auf die Knie und sah Emerson mit dem koboldhaften Grinsen an, das anzeigte, daß er jetzt ganz der Reporter war. »Sie möchten mir wohl keinen kleinen Hinweis geben, oder, Professor?«
    »Ganz bestimmt nicht.«
    »Aber nichts kann mich daran hindern, ein bißchen zu spekulieren, nicht wahr?«
    »Auf eigene Gefahr«, antwortete Emerson.
    »Keine Angst, ich habe ebensowenig Lust wie Sie, mich frühzeitig festzulegen. Hmmm. Ja, die Sache wird eine vorsichtige Wortwahl erfordern. Entschuldigen Sie mich bitte. Ich mache mich besser an die Arbeit.«
    »Vergessen Sie Ihr Versprechen nicht«, sagte ich.
    »Sie können den Artikel sehen, ehe ich ihn wegschicke«, erwiderte O’Connell. Pfeifend und schwungvollen Schrittes machte er sich davon.
    »Wir anderen ziehen uns am besten auch zurück«, schlug Emerson vor. »Vandergelt, kann ich morgen, wenn ich das Grab öffne, auf Ihre Hilfe zählen?«
    »Um nichts in der Welt würde ich mir das entgehen lassen … Das heißt, wenn du

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