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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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umher.
    »Beruhige dich, Emerson«, sagte ich. »Monsieur Grebaut wird über das Durcheinander auf seinem Schreibtisch nicht erbaut sein.«
    »Ich kann es nicht schlimmer machen, als es sowieso schon ist.« Mit beiden Händen schleuderte Emerson Papiere beiseite. »Warte nur, bis ich diesem Schwachkopf gegenüberstehe! Er ist absolut inkompetent. Ich werde seinen Rücktritt fordern.«
    »Wie gut, daß er nicht hier ist«, sagte ich und warf einen beiläufigen Blick auf den Wandbehang. »Du bist so aufbrausend, Emerson; in solchen Augenblicken bist du wirklich unberechenbar, und ich würde es sehr bedauern, wenn du dem armen Mann etwas antust.«
    »Ich würde ihm gern etwas antun. Am liebsten würde ich ihm beide Arme brechen. Ein Mann, der einen solchen Schlendrian duldet …«
    »Warum hinterläßt du nicht eine Nachricht beim Sekretär?« schlug ich vor. »Der hat bestimmt einen Stift und Papier auf seinem Schreibtisch. Hier findest du es nie.«
    Mit einer letzten Handbewegung, die die restlichen Papiere zu Boden schweben ließ, polterte Emerson hinaus. Der Sekretär war geflohen. Emerson griff seinen Stift und kritzelte wütend etwas auf ein Blatt Papier. Ich stand in der offenen Tür und blickte immer wieder von Emerson zu den Stiefeln. Dann sagte ich laut: »Du könntest vorschlagen, daß Monsieur Grebaut die Genehmigung, die du brauchst, um die Expedition zu leiten, in unser Hotel schickt. Damit ersparst du dir einen Weg.«
    »Ein guter Einfall«, grunzte Emerson. »Wenn ich noch einmal hierherkommen muß, ermorde ich diesen Esel.«
    Sanft schloß ich die Tür zu Grebauts Büro.
    Wir brachen auf. Drei Stunden später lieferte ein Bote die Genehmigung in unserem Hotelzimmer ab.

Kapitel 4

    Bei meinem ersten Aufenthalt in Ägypten war ich mit einem Hausboot gereist. Die Eleganz und den Reiz dieser Art der Fortbewegung kann jemand, der noch nie in ihren Genuß gekommen ist, nur schwer ermessen. Mein Boot war mit jedem nur denkbaren Komfort ausgestattet, darunter ein Flügel im Salon und eine Freiluftterrasse auf dem Oberdeck. Wie viele glückliche Stunden habe ich dort unter den geblähten Segeln verbracht, Tee getrunken und den Liedern der Matrosen gelauscht, während links und rechts am Ufer das herrliche Panorama Ägyptens an mir vorbeiglitt – Dörfer und Tempel, Palmen, Kamele und heilige Einsiedler, die gefährlich schwankend auf Holzpfeilern thronten. Wie gern denke ich an diese Fahrt zurück, die in der Verlobung mit meinem zukünftigen Gemahl gegipfelt hatte! Wie gern hätte ich dieses großartige Erlebnis wiederholt!
    Leider hatten wir diesmal für so etwas keine Zeit. Die Eisenbahnstrecke war nach Süden bis nach Assiût erweitert worden, und da der Zug mit Abstand das schnellste Verkehrsmittel war, mußten wir uns elf Stunden lang in Hitze und Staub durchrütteln lassen. Für die restliche Strecke nahmen wir ab Assiût einen Dampfer. Zwar war es nicht so unkomfortabel wie die Bahnfahrt, aber trotzdem kein Vergleich mit meinem geliebten Hausboot.
    Im Morgengrauen des Tages, an dem wir in Luxor anlegen sollten, stand ich an Deck, lehnte mich an die Reling und gaffte wie einer dieser dummen Touristen von Cooks Gruppenreisen. Die Baracken und Hütten, die so lange den Tempel von Luxor verunziert hatten, waren beseitigt worden; hellrosa schimmerten seine Säulen und Pfeiler im Morgenlicht, als unser Boot in den Hafen glitt.
    Hier herrschte lautes und geschäftiges Treiben. Von überallher stürzten sich Träger und Fremdenführer auf die von Bord gehenden Passagiere. Die Dragomane der Hotels von Luxor priesen lauthals die Vorzüge ihrer jeweiligen Gasthäuser und versuchten, die verwirrten Touristen in die bereitstehenden Kutschen zu lotsen. Wir wurden nicht belästigt.
    Emerson ging los, um unser Gepäck zu holen und unsere Arbeiter zusammenzutrommeln, die auf demselben Boot gekommen waren. Ich stützte mich auf meinen Sonnenschirm, beobachtete selbstzufrieden das Treiben um mich herum und atmete in tiefen Zügen die milde Luft ein. Plötzlich berührte eine Hand meinen Arm, und als ich mich umdrehte, begegnete ich dem forschenden Blick eines kräftigen jungen Mannes mit goldgefaßter Brille und dem mächtigsten Schnurrbart, den ich je gesehen hatte. Die Bartenden waren wie die Hörner einer Bergziege nach oben gezwirbelt.
    Er knallte die Hacken zusammen, vollführte in straffer Haltung mit dem Oberkörper eine Verbeugung und sagte: »Frau Professor Emerson? Karl von Bork, Epigraphiker der vom Unglück

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