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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Feindin geschaffen, und zweitens beruhte Madames Überspanntheit in nicht unbeträchtlichem Maße auf Berechnung.
    Lady Baskerville nahm Mr. Vandergelts Arm; ich griff mir meinen armen Emerson, der mit aufgerissenem Mund dastand, und überließ es Madame und ihrer unglücklichen Tochter, auf dem Weg zum Speisesaal das Ende der Prozession zu bilden. Ein Tisch war für uns vorbereitet worden, und dort ergab sich die nächste Schwierigkeit, deren Ursache, wie zu erwarten war, Madame Berengeria darstellte.
    »Es gibt nur sechs Plätze«, rief sie aus und setzte sich sofort auf den nächstbesten Stuhl. »Hat Mary Ihnen nicht gesagt, Lady Baskerville, daß mein junger Verehrer auch mit uns speisen wird?«
    Zitternd vor Wut ließ Lady Baskerville den Maitre d’hotel kommen und wies ihn an, ein weiteres Gedeck aufzulegen. Unter Nichtachtung der Regeln plazierte ich Emerson entschlossen zwischen mich und unsere Gastgeberin, was Mr. Vandergelt zu Madame Berengerias Tischherrn machte. Ihr Auftauchen hatte alle Arrangements von Grund auf über den Haufen geworfen, da nun eine ungleiche Anzahl von Damen und Herren am Tisch saß. Der leere Stuhl, der für Madame Berengerias »Verehrer« vorgesehen war, stand zufällig zwischen mir und Miss Mary. So beschäftigt war ich mit anderen Angelegenheiten, daß mir nicht einfiel, mich zu fragen, wer dieser Mann wohl sein mochte. Also traf es mich völlig überraschend, als ein wohlbekanntes sommersprossiges Gesicht, umrahmt von einem ebenfalls wohlbekannten flammend roten Haarschopf, erschien.
    »Ich entschuldige mich von ganzem Herzen für die Verspätung, Lady Baskerville«, sagte Mr. O’Connell und verbeugte sich. »Es ließ sich nicht vermeiden, das versichere ich Ihnen. Welche Freude, so viele alte Freunde zu sehen! Ist das mein Platz? Bestimmt ist er das, und ich könnte mir keinen besseren wünschen.«
    Beim Sprechen ließ er sich elegant auf den freien Stuhl sinken und bedachte die Tischgesellschaft mit einem allumfassenden freundlichen Lächeln.
    Ich trat Emerson kräftig auf den Fuß, um ihn von einer überstürzten Bemerkung abzuhalten.
    »Ich habe nicht erwartet, Ihnen hier zu begegnen, Mr. O’Connell«, sagte ich. »Ich hoffe doch, Sie haben sich von Ihrem bedauerlichen Unfall erholt.«
    »Unfall?« rief Mary aus und riß ihre sanften, dunklen Augen auf. »Mr. O’Connell, das haben Sie mir ja noch gar nicht erzählt …«
    »Es war nichts weiter«, versicherte ihr O’Connell. »Ich habe ungeschickterweise das Gleichgewicht verloren und bin ein paar Stufen hinuntergefallen.« Er sah mich belustigt an. »Es ist wirklich freundlich von Ihnen, Mrs. Emerson, daß Sie sich an einen so unbedeutenden Unfall erinnern.«
    »Ich bin erleichtert zu hören, daß Sie ihn als unbedeutend betrachten«, meinte ich, wobei ich den Druck auf Emersons Fuß ein wenig verstärkte.
    Mr. O’Connell sah mich an, als könnte er kein Wässerlein trüben. »Was mich angeht, selbstverständlich. Ich hoffe nur, daß mein Chefredakteur genauso denkt.«
    »Ich verstehe«, sagte ich.
    Kellner kamen mit Bouillon-Tassen herbeigeeilt, und die Mahlzeit begann. Die Konversation nahm ebenfalls ihren Anfang, und jeder wandte sich seinem Tischgenossen zu. Dank Madame wurde diese angenehme gesellschaftliche Konvention durch die Anwesenheit einer zusätzlichen Person durcheinandergebracht, weshalb ich mich ohne Gesprächspartner fand. Es störte mich nicht; während ich meine Suppe zu mir nahm, konnte ich zu meiner Erbauung und Unterhaltung nacheinander die verschiedenen Gespräche belauschen.
    Die beiden jungen Leute schienen sich gut zu verstehen. Vermutlich fühlte Mr. O’Connell leidenschaftlicher; sein Blick wandte sich nie vom Gesicht des Mädchens ab, und seine Stimme nahm den weichen, zärtlichen Tonfall an, der für die Iren so typisch ist. Obwohl Mary seine Bewunderung genoß, war ich mir nicht sicher, ob sie wirklich ernsthafte Zuneigung für ihn empfand. Außerdem sah ich, daß Madame Berengeria, auch wenn sie Mr. Vandergelt mit einer Beschreibung ihrer Romanze mit Set-nakhte unterhielt, die jungen Leute aufmerksam beobachtete. Es dauerte nicht lange, bis sie sich unvermittelt umwandte und O’Connell mitten in einem Kompliment unterbrach. Der so erlöste Vandergelt zog, als sich unsere Blicke trafen, eine Grimasse und beteiligte sich dann an dem Gespräch zwischen Emerson und Lady Baskerville.
    Emerson hatte das Thema jetzt – trotz Lady Baskervilles Seufzern, ihrem Wimpernklappern und ihren

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