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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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erzürnt war, beschloß, die nunmehr wertlose Ware zu zerstören. Solche Dinge geschehen weit häufiger, als die britischen Behörden zugeben wollen; im Namen der »Familienehre« hat schon manch eine bedauernswerte Frau durch die Hand dessen, der eigentlich ihr Beschützer hätte sein sollen, ein schreckliches Schicksal erlitten. Doch in diesem Fall gelang es dem Mädchen, ihrem Mörder zu entkommen, bevor dieser seine verwerfliche Tat vollenden konnte. Zerschlagen und blutend stolperte sie zu Emersons Zelt, der immer freundlich zu ihr gewesen war.
    »Ihre beiden Arme waren gebrochen«, sagte Emerson mit leiser, kalter Stimme, die ganz anders klang als gewöhnlich. »Als ihr Vater mit einem Prügel auf sie einschlug, hatte sie versucht, ihren Kopf zu schützen. Wie es ihr gelungen war, ihm zu entkommen und in ihrem Zustand diese weite Strecke zu laufen, kann ich mir nicht vorstellen. Als sie bei mir war, brach sie zusammen. Ich versorgte sie, so gut es ging, und rannte los, um Hilfe zu holen. In der kurzen Zeit meiner Abwesenheit kam Habib, der dicht hinter ihr gewesen sein muß, in mein Zelt und schlug ihr mit einem einzigen Schlag den Schädel ein.
    Als ich zurückkam, sah ich gerade noch, wie er flüchtete. Ein Blick genügte, um zu wissen, daß ich für die arme Aziza nichts mehr tun konnte. Deshalb rannte ich ihm nach. Ich verprügelte ihn ordentlich, bevor ich ihn der Polizei übergab. Er kam mit einem sehr viel milderen Urteil davon, als er verdient hatte, weil die einheimischen Richter sein Motiv natürlich völlig verständlich fanden. Wenn ich dem Scheich nicht mit verschiedenen unangenehmen Dingen gedroht hätte, hätte er Habib wahrscheinlich freigelassen.«
    Ich drückte ihm mitfühlend den Arm. Ich verstand, warum er bisher diese Geschichte nicht erzählt hatte; selbst jetzt noch berührte ihn die Erinnerung daran tief. Nur wenige kennen die sanftere Seite von Emersons Charakter, doch Menschen, die in Schwierigkeiten stecken, erahnen instinktiv sein wirkliches Wesen und wenden sich an ihn, wie dieses unglückliche Mädchen.
    Nach einem Augenblick nachdenklichen Schweigens schüttelte er sich und sagte in seinem gewöhnlichen, sorglosen Ton: »Also Vorsicht vor Mr. Vandergelt, Amelia. Er hat nicht übertrieben, als er sagte, er sei ein Bewunderer des schönen Geschlechts, und sollte ich jemals erfahren, daß du seinen Avancen nachgegeben hast, werde ich dich windelweich prügeln.«
    »Keine Sorge, ich werde achtgeben, daß du mich nicht erwischst. Aber Emerson, wir werden es schwer haben, diesen Fall aufzuklären, wenn wir dich dabei als Köder benutzen. Es gibt zu viele Leute in Ägypten, die dir nach dem Leben trachten.«

Kapitel 5

    Während des großartigen Sonnenuntergangs wirkte das reflektierende Wasser wie ein purpurn und golden schimmernder Schal. Wir setzten die Segel, um zu unserer Verabredung mit Lady Baskerville zum Ostufer hinüberzufahren. Emerson schmollte, da ich darauf bestanden hatte, für den Weg vom Haus zur Anlegestelle eine Kutsche zu nehmen. Niemand außer Emerson wäre auf den Gedanken gekommen, in voller Abendgarderobe durch die Felder zu wandern. Er hatte tatsächlich erwartet, daß ich meine roten Satinröcke und Spitzensäume durch den Schmutz schleifte. Aber Emerson ist unvergleichlich. Wenn er sich so unvernünftig verhält, muß man streng mit ihm sein.
    Allerdings besserte sich seine Laune, als wir an Bord gingen. Die kühle Abendbrise streichelte unsere Gesichter, die Feluke glitt sanft über das Wasser, und vor uns breitete sich das prächtige Panorama von Luxor aus – die grünen Palmen und Gärten, die Statuen, Säulen und Türme der Tempel von Theben. Eine Kutsche erwartete uns und trug uns rasch durch die Straßen zum Hotel Luxor, wo Lady Baskerville Quartier genommen hatte.
    Als wir die Hotelhalle betraten, kam die Dame auf uns zu, um uns zu begrüßen. Obwohl sie Schwarz trug, erschien mir das Kleid nicht besonders passend für eine Frau, die erst kürzlich zur trauernden Witwe geworden war. Das schreckliche Gesäßpolster, das mir in der Vergangenheit soviel Unbequemlichkeit verursacht hatte, war offenbar nicht mehr modern. Lady Baskervilles Gewand entsprach der neuesten Mode und wies hinten nur einige kleine Volants auf. Die Schichten schwarzen Netzgewebes, die den Rock bildeten, waren so aufgeplustert, die Puffärmel an ihren Schultern so übertrieben, daß ihre Taille lächerlich schmal wirkte. Sie war eng geschnürt und zeigte unanständig viel nackte

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