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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Schulter und Hals. Auch die wachsbleichen Blüten, die ihr aufgestecktes Haar krönten, wirkten mehr als deplaziert.
    Lady Baskerville reichte mir ihre Fingerspitzen und umfaßte erfreut Emersons Hand. Dann wandte sie sich um, um uns ihren Begleiter vorzustellen.
    »Wir haben uns bereits kennengelernt«, sagte Cyrus Vandergelt und lächelte auf uns hinunter. »Wie schön, Sie wiederzusehen. Mrs. Emerson, darf ich sagen, daß Ihr Kleid wirklich hübsch ist. Rot steht Ihnen.«
    »Gehen wir essen«, meinte Lady Baskerville mit einem leichten Stirnrunzeln.
    »Ich dachte, Miss Mary und ihr Bekannter wollten uns Gesellschaft leisten«, sagte Vandergelt.
    »Mary sagte, sie würde kommen, falls es ihr möglich ist. Aber Sie kennen doch ihre Mutter.«
    »Das kann man sagen!« Vandergelt drehte die Augen himmelwärts. »Sind Sie Madame Berengeria schon begegnet, Mrs. Emerson?«
    Ich antwortete, daß ich noch nicht das Vergnügen gehabt hätte. Vandergelt fuhr fort: »Sie behauptet, sie sei hier, um die alte ägyptische Religion zu studieren, aber meiner Meinung nach weiß sie es zu schätzen, daß das Leben hier billig ist. Ich sage ja nur ungern Böses über das schöne Geschlecht, doch Madame Berengeria ist eine schreckliche Frau.«
    »Aber Cyrus, Sie dürfen nicht so hart sein«, bemerkte Lady Baskerville, die mit einem leicht befriedigten Lächeln gelauscht hatte. Es gefiel ihr, wenn man über andere Frauen schlecht redete, ebenso wie sie es verabscheute, wenn man ihnen Komplimente machte. »Die Arme kann nichts dafür«, sagte sie an Emerson gewandt. »Meiner Ansicht nach ist bei ihr im Oberstübchen etwas nicht in Ordnung. Wir alle mögen Mary sehr, also erdulden wir ihre Mutter; aber das arme Kind muß diese alte … das unglückliche Geschöpf Tag und Nacht bedienen und kann sich nur selten freimachen.«
    Unruhig trat Emerson von einem Fuß auf den anderen und schob einen Finger unter seinen Kragen, wie er es immer tut, wenn er sich langweilt. Lady Baskerville, die – wie jede verheiratete Frau – diese Zeichen richtig deutete, wandte sich dem Speisesaal zu, als Mr. Vandergelt einen unterdrückten Aufschrei ausstieß.
    »Du heiliger Strohsack!« (Wenigstens glaube ich, daß der Satz so lautete.) »Wie zum Teufel – schauen Sie, wen wir da haben. Sie haben sie doch nicht etwa eingeladen?«
    »Ganz bestimmt nicht.« Lady Baskervilles Tonfall klang auffällig spitz, als ihr Blick auf die Person fiel, die Vandergelt zu seiner Bemerkung veranlaßt hatte. »Doch das würde sie nicht daran hindern, hier aufzukreuzen. Diese Frau hat Manieren wie ein Bauer.«
    Auf uns zu kam ein merkwürdiges Zwiegespann. Eine der beiden war eine junge Dame, die züchtig in eine etwas altmodische Abendrobe aus blaßgelbem Voile gekleidet war. Unter normalen Umständen hätte ihre ungewöhnliche exotische Schönheit großen Eindruck gemacht: Ihre Haut war olivfarben, die Augen dunkel mit langen Wimpern, die Gesichtszüge waren zart und die Gestalt zierlich. Sie ähnelte so sehr den adeligen ägyptischen Damen auf den Grabgemälden, daß ihr neuzeitliches Kleid an ihr so fremd wirkte wie ein Reitkostüm an einer antiken Statue Dianas. Durchscheinende Leinengewänder, Kragen aus Türkisen und rotem Karneol und goldene Armbänder und Fußkettchen hätten besser zu ihr gepaßt.
    Mit alldem und noch viel mehr war allerdings ihre Begleiterin geschmückt, deren auffälliges Äußeres den Blick vom hübschen Gesicht des Mädchens ablenkte. Sie war sehr hochgewachsen, überragte ihre Tochter um einige Zentimeter und war auch entsprechend beleibt. Ihr Leinengewand war schmutziggrau. Bei dem perlenbesetzten Kragen, mit dem sie vergeblich versuchte, ihre gewaltige Büste zu bedecken, handelte es sich um eine billige Imitation eines Schmuckstücks, wie es die Pharaonen und ihre Damen getragen hatten. An den sehr großen Füßen hatte sie dünne Sandalen, und um die kaum zu bestimmende Stelle, an der sich ihre Taille befinden mußte, war eine bunt bestickte Schärpe geknotet. Ihr Haar war zu einer riesigen schwarzen Hochfrisur aufgetürmt, auf der ein bizarrer Kopfschmuck aus Federn, Blumen und billigen Kupferanhängern thronte.
    Ich zwickte Emerson. »Wenn du nur eines der Worte von dir gibst, die dir gerade im Kopf umgehen …« zischte ich, wobei ich die Drohung offenließ.
    »Ich schweige, wenn du es auch tust«, erwiderte Emerson. Seine Schultern bebten, und seine Stimme zitterte.
    »Und bemüh dich, nicht zu lachen«, fügte ich hinzu.
    Ein

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