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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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unterdrücktes Keuchen war die einzige Antwort.
    Madame Berengeria rauschte auf uns zu, wobei ihre Tochter, die ihr auf dem Fuß folgte, hinter ihr verschwand. Die nähere Betrachtung bestätigte mir meine Vermutung – das unnatürlich schwarze Haar war eine Perücke, wie sie im Altertum getragen wurde. Der Gegensatz zwischen diesem abscheulichen Ding, das offenbar aus Pferdehaar gefertigt war, und Miss Marys weichen, schimmernden Locken hätte mich wohl amüsiert, wenn es nicht so abstoßend gewesen wäre.
    »Ich bin gekommen«, verkündete Madame Berengeria dramatisch. »Die Botschaften waren günstig. Mir wurde die Kraft verliehen, eine Begegnung bar jeder spirituellen Stärkung zu ertragen.«
    »Wie nett.« Lady Baskerville zeigte ihre langen, weißen Zähne, als dürste sie danach, sie ihrem Gegenüber in den Hals zu schlagen. »Mary, mein Kind, ich freue mich, Sie zu sehen. Lassen Sie mich Ihnen Professor und Mrs. Emerson vorstellen.«
    Das Mädchen lächelte schüchtern. Sie hatte sehr angenehme, altmodische Manieren, die sie sicherlich nicht von ihrer Mutter gelernt hatte. Emerson betrachtete das Mädchen mit einer Mischung aus Mitleid und Bewunderung; seine Belustigung war vergessen, und ich fragte mich, ob ihr schönes Gesicht, das so ägyptisch wirkte, ihn an die ermordete Aziza erinnerte.
    Ohne darauf zu warten, daß sie vorgestellt wurde, drängte sich Madame Berengeria nach vorne. Sie schnappte sich Emersons Hand und hielt sie mit widerwärtiger Vertraulichkeit zwischen den ihren. Ihre Finger waren mit Henna befleckt und ziemlich schmutzig.
    »Wir haben keine formelle Vorstellung nötig, Professor«, dröhnte sie so laut, daß alle Umstehenden, die sich nicht schon bei ihrem Eintreten gewandt hatten, aufmerksam wurden.
    »Oder darf ich Sie Set-nakhte nennen?«
    »Ich sehe nicht ein, warum, zum Teufel, Sie das sollten«, gab Emerson erstaunt zurück.
    »Sie erinnern sich nicht.« Sie war fast so groß wie Emerson und war ihm so nahe gerückt, daß sein Haar flatterte, als sie einen inbrünstigen Seufzer ausstieß. »Es ist nicht allen von uns gegeben, uns an unser früheres Leben zu erinnern«, fuhr sie fort. »Aber ich hoffte … Ich war einmal Ta-weseret, die Königin, und Sie waren mein Liebhaber.«
    »Du meine Güte«, entfuhr es Emerson. Er versuchte, seine Hand freizubekommen, aber die Dame ließ nicht locker. Ihr Griff mußte stark wie der eines Mannes gewesen sein, denn Emersons Finger verfärbten sich weiß, als sie fester zupackte.
    »Gemeinsam haben wir im alten Waset regiert«, sprach Madame Berengeria verzückt weiter. »Das war, nachdem wir meinen gräßlichen Ehemann, Ramses, ermordet hatten.«
    Diese Ungenauigkeit lenkte Emerson ab. »Aber«, widersprach er, »Ramses war nicht der Ehemann von Ta-weseret, und es ist überhaupt nicht erwiesen, daß Set-nakhte …«
    »Ermordet!« schrie Madame Berengeria auf, und Emerson fuhr zurück. »Ermordet! Wir haben für diese Sünde in einem früheren Leben gebüßt, doch die Macht unserer Leidenschaft … Ah, Set-nakhte, wie konntest du das vergessen?«
    Während Emerson die selbsternannte Liebe seines Lebens betrachtete, trug er einen Ausdruck auf dem Gesicht, an den ich mich lange mit Freude erinnern werde. Trotzdem fing die Frau allmählich an, mir auf die Nerven zu gehen, und als mein Gatte einen kläglichen, hilfesuchenden Blick in meine Richtung warf, beschloß ich einzuschreiten.
    Ich trage immer einen Sonnenschirm, der mir in vieler Hinsicht sehr nützlich ist. Mein Arbeitssonnenschirm besteht aus dickem, schwarzem Baumwollsatin und hat einen Griff aus Stahl. Selbstverständlich paßte der, den ich an diesem Abend bei mir hatte, zu meinem Kleid und war für formelle Anlässe außergewöhnlich gut geeignet. Ich ließ ihn kräftig auf Madame Berengerias Handgelenk niedersausen. Sie stieß einen Schrei aus und gab Emerson frei.
    »Du meine Güte, wie unvorsichtig von mir«, sagte ich.
    Zum erstenmal sah mich die Dame an.
    Mit dem schwarzen Kajal um ihre Augen sah sie aus, als hätte sie jemand ordentlich verprügelt. Die Augen selbst waren außergewöhnlich. Die Iris wies einen nicht genau auszumachenden Farbton zwischen Blau und Grau auf und war so blaß, daß sie ins Schmutzigweiß des Augapfels überging. Die Pupillen waren ungewöhnlich erweitert. Jedenfalls ein unglaublich unangenehmes Augenpaar, und die geballte Bösartigkeit und Listigkeit, mit der es mich betrachtete, machte mir zwei Dinge zur Gewißheit: Erstens hatte ich mir eine

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