Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
stützte ihre schwankende Gestalt, während Emerson eine Laterne ergriff und in den Raum stürmte, um den Grund für die Aufregung herauszufinden. Wie gewöhnlich legte Lady Baskerville wenig Wert auf meine Aufmerksamkeiten. Sie riß sich von mir los und warf sich Milverton in die Arme, der an ihre Seite geeilt war.
    »Helfen Sie mir, Charles, helfen Sie mir!« schrie sie. »Retten Sie mich … vor …«
    Mir juckte es in den Fingern, sie zu ohrfeigen, ich konnte es aber nicht, weil sie ihr Gesicht an Milvertons Schulter vergraben hatte. Im gleichen Augenblick vernahm ich ein unpassendes Geräusch. Es war das herzhafte Lachen meines Mannes.
    »Komm herein und sieh dir das an, Amelia«, rief er.
    Ich schob Lady Baskerville und Milverton beiseite und trat ins Zimmer.
    Es war recht geräumig und mit weiblichem Feingefühl ausgestattet. Den Boden bedeckten weiche Matten; die Vasen waren aus feinem Porzellan. Unter dem Fenster stand ein Toilettentisch mit Lampen aus Kristall und polierten Spiegeln. Emerson stand dort und hielt die Laterne empor.
    In der Mitte der Tischplatte, umgeben von kleinen Töpfen und Behältern, die Lady Baskervilles Schminkutensilien enthielten, hatte sich eine riesige gestreifte Katze breitgemacht. In Gestalt und Haltung ähnelte sie verblüffend den Katzenstatuen, die uns in großer Zahl aus dem alten Ägypten überliefert worden sind, und die Farbe ihres Fells war wie die auf den Gemälden – eine fleckige, bräunliche und rehfarbene Zeichnung. Der Dreifachspiegel hinter dem Tier vervielfältigte seine Gestalt, so daß es aussah, als säße uns nicht eine, sondern eine ganze Horde altägyptischer Katzen gegenüber. Obgleich ich ansonsten wenig Verständnis für Frauen mit hysterischen Anfällen habe, konnte ich Lady Baskervilles Ängste in gewisser Weise nachempfinden. Der Schein der Laterne ließ die Augen des Tieres wie zwei große Goldstücke aufleuchten, und ich meinte fast, sie starrten mich kalt und allwissend an.
    Emerson ist wenig empfänglich für feinere Nuancen. Er streckte seine Hand aus und kraulte die Nachfahrin von Bastet, der Katzengöttin, unter ihrem vorgereckten Kinn.
    »Nettes Kätzchen«, meinte er lächelnd. »Wem gehört das Tier wohl? Sie ist keine Streunerin; sieh nur, wie gepflegt und wohlgenährt sie ist.«
    »Aber das ist doch Armadales Katze!« rief Milverton aus. Er trat ins Zimmer, wobei er immer noch Lady Baskerville stützte. Die Katze schloß die Augen und drehte ihren Kopf so, daß Emersons Finger die Stelle hinter ihren Ohren kraulen konnten. Da ihre funkelnden Augen nun nicht mehr zu sehen waren und ihr Schnurren im Zimmer widerhallte, wirkte sie nicht mehr so unheimlich. Jetzt konnte ich mir überhaupt nicht mehr vorstellen, warum Lady Baskerville so einen Wirbel veranstaltet hatte, zumal ihr die Katze ja persönlich bekannt war.
    »Ich frage mich, wo sie wohl die ganze Zeit gesteckt haben mag«, meinte Milverton. »Seit Armadales Verschwinden habe ich sie nicht mehr gesehen. Sie war so etwas wie ein Hausmaskottchen, und wir alle mochten sie.«
    »Ich habe sie nie gemocht!« rief Lady Baskerville aus. »Dieses schreckliche, schleichende Biest, das immer tote Mäuse und Insekten auf mein Bett gelegt hat …«
    »Das ist das Wesen einer Katze«, erwiderte ich und betrachtete das Tier mit größerer Zuneigung. Ich hatte Katzen nie besonders gemocht. Hunde entsprechen, wie ich glaube, eher der englischen Wesensart. Allmählich ahnte ich, daß Katzen über eine ausgezeichnete Menschenkenntnis verfügen, und das bestätigte sich, als das Tier sich herumrollte und Emersons Hand mit beiden Pfoten umklammerte.
    »Richtig.« Milverton rückte Lady Baskerville einen Stuhl zurecht. »Ich erinnere mich, wie seine Lordschaft das erklärt hat. Die alten Ägypter hielten sich Katzen als Haustiere, weil diese Nagetiere jagen – eine nützliche Eigenschaft in einer Agrargesellschaft. Wenn Bastet Ihnen die Mäuse brachte, Lady Baskerville, war das ein besonderer Gunstbeweis.«
    »Igitt.« Lady Baskerville fächelte sich mit einem Taschentuch Luft zu. »Schaffen Sie das scheußliche Tier hier raus. Und sorgen Sie dafür, Mr. Milverton, daß es hier keine weiteren Gunstbeweise hinterläßt. Wo ist mein Dienstmädchen? Falls sie hier gewesen wäre, hätte sie die Pflicht gehabt …«
    Die Tür ging auf, und eine ängstliche Ägypterin mittleren Alters erschien.
    »Da bist du ja, Atiyah«, sagte Lady Baskerville zornig. »Warum warst du nicht hier? Was fällt dir ein, die Katze

Weitere Kostenlose Bücher