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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Zeichnerin«, erwiderte Karl.
    »Zugegeben. Aber es kommt nicht in Frage, sie einem Risiko auszusetzen.«
    Karl lief dunkelrot an. »Risiko? Was heißt das? Was haben Sie gesagt? Niemals würde ich … Entschuldigen Sie, ich vergaß mich; aber daß ich sie gefährden …«
    »Unsinn, Unsinn!« rief Emerson, der anscheinend beschlossen hatte, den jungen Deutschen niemals einen Satz zu Ende sprechen zu lassen. »Was meinen Sie damit, Milverton?«
    Milverton erhob sich. Trotz der schweren Zweifel, die sein sonderbares Verhalten bei mir geweckt hatte, konnte ich nicht umhin, ihn in diesem Augenblick zu bewundern: Bleich wie ein Leintuch, mit einem Funkeln in seinen schönen blauen Augen, seine männliche Gestalt aufrecht, gebot er mit einer dramatischen Geste dem lärmenden Durcheinander Einhalt.
    »Wie können Sie alle denn so blind sein? Natürlich besteht ein Risiko. Lord Baskervilles mysteriöser Tod, das Verschwinden von Armadale, die Drohungen der Dorfbewohner … Bin ich denn der einzige unter Ihnen, der die Wahrheit erkennt? Dann soll es eben so sein! Und seien Sie versichert, daß ich mich vor meiner Pflicht als Engländer und als Gentleman nicht drücken werde! Niemals werde ich Miss Mary im Stich lassen – oder Sie, Lady Baskerville – oder Sie, Mrs. Emerson …«
    Ich bemerkte, daß ihm das großartige Pathos seiner Rede verlorenging; deshalb erhob ich mich und nahm ihn beim Arm.
    »Sie sind zu erregt, Mr. Milverton. Ich vermute, Sie sind noch nicht völlig genesen. Was Sie brauchen, ist ein gutes Essen und eine ruhige Nacht. Wenn Sie erst einmal wieder ganz gesund sind, werden diese Ängste Sie nicht mehr quälen.«
    Der junge Mann blickte mich mit traurigen Augen an, seine empfindsamen Lippen bebten, und ich fühlte mich genötigt hinzuzufügen: »Sie müssen wissen, daß die Einheimischen mich >Sitt Hakim< nennen, die Ärztin; ich versichere Ihnen, daß ich weiß, was das Beste für Sie ist. Ihre Mutter würde Ihnen denselben Rat geben.«
    »Nun, das ist sehr vernünftig!« rief Vandergelt energisch aus. »Sie sollten auf die Lady hören, junger Mann. Sie kennt sich aus.«
    Mr. Milverton beugte sich der Überlegenheit einer stärkeren Persönlichkeit (ich meine damit natürlich meine eigene), nickte kleinlaut und sagte kein Wort mehr.
    Für den Rest des Abends blieb Karl stumm und blickte verdrossen vor sich hin; aus den wütenden Blicken, mit denen er den anderen jungen Mann bedachte, war zu erkennen, daß er Milvertons Vorwurf nicht vergessen hatte. Auch Lady Baskerville schien erschüttert. Nach dem Abendessen, als Mr. Vandergelt zum Hotel zurückkehren wollte, drängte er sie, mit ihm zu kommen. Lachend lehnte sie ab; doch meiner Meinung nach klang dieses Lachen gezwungen.
    Vandergelt verabschiedete sich und nahm einen Brief mit auf den Weg, den er Mary überbringen wollte, und wir übrigen zogen uns in den Salon zurück. Ich erlaubte Lady Baskerville, den Kaffee auszuschenken, weil ich der Ansicht war, daß diese hausfrauliche und angenehme Beschäftigung ihre Nerven beruhigen würde. Das wäre zweifellos auch der Fall gewesen, hätten die übrigen mit mir an einem Strang gezogen und sich normal verhalten. Doch Karl schmollte, Emerson blickte undurchdringlich und schwieg, was bei ihm auf nachdenkliche Stimmung hinweist, und Milverton war so nervös, daß er kaum stillsitzen konnte. Mit großer Erleichterung hörte ich Emerson verkünden, wir alle müßten früh zu Bett gehen, da wir morgen einen schweren Tag vor uns hätten.
    Lady Baskerville begleitete uns auf unserem Weg über den Hof. Mir fiel auf, daß sie sich stets in unserer Nähe aufhielt, und ich fragte mich, ob sie wohl Angst davor hatte, mit einem der beiden jungen Männer allein zu sein. Hatte in Milvertons Rede eine versteckte Drohung gelegen? Hatte Karls Zornesausbruch in ihr den Verdacht geweckt, daß er einer Gewalttat fähig wäre?
    Milverton war nur wenige Schritte hinter uns. Erleichtert stellte ich fest, daß er den Salon verließ. Die Hände in den Taschen und mit gesenktem Kopf schlenderte er noch langsam im Hof herum, als wir bereits die Türen zu unseren jeweiligen Zimmern erreicht hatten. Das Gemach von Lady Baskerville lag neben dem unseren; wir hielten kurz inne, um ihr höflich gute Nacht zu wünschen. Kaum hatte sie jedoch ihr Gemach betreten, als ein entsetzlicher Aufschrei über ihre Lippen kam und sie mit ausgestreckten Armen zurücktaumelte, als würde sie einen Angreifer abwehren.
    Ich war als erste bei ihr und

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