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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ich mich ein wenig kräftiger fühle, dir zu sagen, was ich von deiner …«
    Ich bedeckte seine Lippen mit meinen Händen. »Ich weiß, mein Liebling«, sagte ich beruhigend. »Du brauchst mir nicht zu danken.«
    Da ich nun, was Emersons Zustand betraf, beruhigt war, konnte ich meine Aufmerksamkeit Lady Baskerville zuwenden, die sehr anmutig in Mr. Vandergelts Arm hing. Ihre Augen waren geschlossen; ihr langes, schwarzes Haar hatte sich gelöst und ergoß sich wie ein dunkler, schimmernder Wasserfall fast bis hinunter auf den Boden. Zum erstenmal, seit wir uns begegnet waren, sah Mr. Vandergelt ein wenig verstört aus, obwohl er die reglose Gestalt der Lady mannhaft an seine Brust drückte.
    »Legen Sie sie auf die Couch«, sagte ich. »Sie ist nur ohnmächtig.«
    »Mrs. Emerson, sehen Sie sich das an«, rief Karl.
    In seiner ausgestreckten Hand lag das Wurfgeschoß, das so viel Schaden angerichtet hatte. Zuerst hielt ich es für einen roh behauenen Stein mit einem Durchmesser von etwa zwanzig Zentimetern. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich mir vorstellte, was möglicherweise geschehen wäre, wenn dieser sein Ziel genau getroffen hätte. Dann drehte Karl den Stein herum, und mein Blick fiel auf das Relief. Es stellte ein menschliches Gesicht dar.
    Die Augen lagen tief in den Höhlen, das Kinn war unnatürlich lang, die Lippen verzogen sich zu einem merkwürdig geheimnisvollen Lächeln. Reste blauer Farbe zeigten den helmförmigen Kopfschmuck – die Kriegskrone eines ägyptischen Pharaos. Ich hatte dieses seltsame Gesicht schon öfter gesehen. Genauer gesagt, war es mir so bekannt wie das eines alten Freundes.
    »Khuenaton!« rief ich aus.
    In meiner Aufregung hatte ich vergessen, daß dieses Wort – wie viele andere archäologische Termini – Emerson selbst aus einem tiefen Koma erweckt hätte, um wieviel eher erst aus einer leichten Benommenheit nach einem Schlag auf den Kopf. Er schüttelte meine Hand ab, die ich geistesabwesend immer noch auf seinen Lippen liegen hatte, setzte sich auf und riß Karl den gemeißelten Kopf aus der Hand.
    »Das ist falsch, Amelia«, sagte er. »Du weißt, daß Walter die Ansicht vertritt, man sollte diesen Namen Echnaton lesen, nicht Khuenaton.«
    »Für mich wird er immer Khuenaton bleiben«, antwortete ich und warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu, als ich mich an unsere erste Begegnung in der zerfallenen Stadt dieses ketzerischen Pharaos erinnerte.
    Mein liebevoller Hinweis war an Emerson verschwendet. Er fuhr fort, den Gegenstand zu betrachten, der ihm beinahe den Schädel zerschmettert hatte.
    »Erstaunlich«, murmelte er. »Es ist ein Original – keine Kopie. Woher, zum Teufel …«
    »Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für archäologische Erörterungen«, sagte ich streng. »Du mußt sofort ins Bett, Emerson, und was Lady Baskerville betrifft …«
    »Bett? So ein Unsinn.« Emerson stand mit Karls Unterstützung auf. Benommen sah er sich im Zimmer um, bis sein Blick an Lady Baskervilles regloser Gestalt hängenblieb. »Was hat sie?« fragte er.
    Wie auf ein Stichwort schlug Lady Baskerville die Augen auf.
    »Die Frau in Weiß!« schrie sie.
    Vandergelt ließ sich neben der Couch auf die Knie sinken und nahm ihre Hand. »Sie sind in Sicherheit, meine Liebe. Keine Angst. Was haben Sie gesehen?«
    »Ganz offensichtlich eine Frau in Weiß«, sagte ich, ehe die Dame antworten konnte. »Wer war es, Lady Baskerville? Hat sie den Stein geworfen?«
    »Ich weiß es nicht.« Lady Baskerville strich sich mit der Hand über die Stirn. »Ich habe sie nur ganz kurz gesehen – eine verschwommene, weiße Gestalt mit einem goldenen Schimmer auf Armen und Stirn. Dann kam etwas auf mich zu, und ich wich unwillkürlich zurück. Oh! Oh, Radcliffe, sie sind ja ganz voll Blut! Wie schrecklich!«
    »Mir geht es gut«, antwortete Emerson. Er kümmerte sich nicht um die blutroten Flecken, die sein Gesicht entstellten. »Wo zum Teufel kann der Bursche diesen gemeißelten Kopf gefunden haben?«
    So hätte es noch ewig weitergehen können – Emerson, der über die Herkunft des Kopfes spekulierte, und Lady Baskerville, die wie eine Todesfee über das Blut jammerte –, wenn nicht jemand eingeschritten wäre. Zu meiner Überraschung war es Mr. Milverton. Mit ihm war eine erstaunliche Verwandlung vorgegangen. Sein Schritt federte, seine Wangen waren rosig und sein Tonfall fest, aber respektvoll.
    »Verzeihen Sie, Professor, aber wir brauchen wirklich eine Pause, um uns auszuruhen

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