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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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am allerwenigsten gebrauchen.«
    »Lächerlich!« rief Lady Baskerville zornig aus. Sie ging zum Fenster hinüber. Wie immer in der Wüste war rasch die Dunkelheit hereingebrochen; die Abendbrise bauschte die dünnen Vorhänge und trug den süßen, aufdringlichen Geruch von Jasminblüten ins Zimmer. Lady Baskerville hielt mit einer Hand den Vorhang zurück und blickte in die Nacht hinaus, wobei sie uns den Rücken zukehrte. Ich muß zugeben, daß sie mit ihrem locker geschlungenen, schwarzen Gewand ein hübsches Bild abgab.
    Das Gespräch ging weiter. Emerson konnte sich kaum weigern, Vandergelt zu beherbergen, wenn die Dame des Hauses ihn eingeladen hatte. Allerdings gab er sich keine Mühe, mit seinem Mißvergnügen hinter dem Berg zu halten. Vandergelt nahm das völlig gelassen, aber ich hatte das Gefühl, daß ihm Emersons Unbehagen Vergnügen bereitete und daß er dieses auf verschiedene, hinterlistige Weise noch zu steigern versuchte.
    Plötzlich stieß Lady Baskerville einen spitzen Schrei aus und trat vom Fenster zurück. Aber die Warnung kam zu spät. Schnell wie eine abgefeuerte Kugel (allerdings von erheblich größeren Ausmaßen) kam ein Wurfgeschoß durchs Fenster geflogen, sauste quer durchs Zimmer und landete krachend auf dem Teetisch. Porzellanscherben flogen in alle Richtungen. Doch noch ehe es sein endgültiges Ziel erreichte, erfüllte es seinen Zweck. Mit einem lauten (und ich muß leider sagen, vulgären) Ausruf griff Emerson sich an den Kopf, taumelte und fiel der Länge nach zu Boden. Der Aufprall seines Körpers ließ mehrere zerbrechliche kleine Gegenstände von den Regalen fallen, so daß der Sturz des Kolosses (wenn ich mir so einen bildlichen Vergleich erlauben darf) von einer Symphonie splitternden Glases begleitet wurde.
    Wie ein Mann (was in meinem Fall nicht wörtlich zu nehmen ist) stürzten wir an Emersons Seite. Die einzige Ausnahme war Lady Baskerville, die wie Lots Weib angewurzelt stehenblieb. Ich muß nicht besonders betonen, daß ich meinen Gatten zuerst erreichte; doch noch ehe ich ihn an meine Brust drücken konnte, setzte er sich auf. Eine Hand hielt er gegen die Schläfe gepreßt. Zwischen seinen Fingern, die bereits entsetzlich mit seinem Blut verschmiert waren, sickerte ein purpurner Strom seine gebräunte Wange hinab.
    »Verdammt«, sagte er, und er hätte zweifellos noch mehr gesagt. Aber er wurde vom Schwindel überkommen, verdrehte die Augen, der Kopf sank in den Nacken, und er wäre wahrscheinlich wieder gestürzt, wenn ich nicht die Arme um ihn geschlungen und sein Haupt an meine Brust gebettet hätte.
    »Wie oft habe ich dir gesagt, daß du dich nach einem Schlag auf den Kopf nicht bewegen sollst?« fragte ich.
    »Hoffentlich hatten Sie nicht schon häufiger Gelegenheit, ihm diesen Rat zu erteilen«, meinte Mr. Vandergelt. Er zog sein Taschentuch hervor.
    Glauben Sie mir, werter Leser, ich verwechselte seine kühle Vernunft nicht mit Gleichgültigkeit. Wie ich selbst hatte er beobachtet, daß das Wurfgeschoß im Vorbeifliegen Emersons Schädel nur gestreift hatte. Ich bewundere einen Mann von solchem Temperament. Also schenkte ich ihm ein rasches, wohlwollendes Lächeln, ehe ich das Taschentuch entgegennahm und es auf Emersons Kopf zur Anwendung brachte. Der starrsinnige Mensch fing an zu zappeln und versuchte, sich zu erheben.
    »Lieg still«, sagte ich streng, »oder ich bitte Mr. Milverton, sich auf deine Beine zu setzen.«
    Mr. Milverton warf mir einen entsetzten Blick zu. Glücklicherweise erwies sich die von mir vorgeschlagene Maßnahme als überflüssig. Emerson entspannte sich, und es war mir möglich, seinen Kopf auf meinen Schoß zu legen. In diesem Augenblick, als sich die Lage wieder beruhigte, sorgte Lady Baskerville für neue Aufregung.
    »Die Frau in Weiß!« kreischte sie. »Ich habe sie gesehen … dort drüben … «
    Mr. Vandergelt erreichte Lady Baskerville gerade noch rechtzeitig, um sie aufzufangen, als sie in Ohnmacht fiel. Wenn ich eine böse Frau gewesen wäre, hätte ich vermutet, daß sie ihren Zusammenbruch lange genug hinauszögerte, damit er auch die Zeit dazu hatte.
    »Ich hole einen Arzt!« rief Milverton.
    »Das ist nicht nötig«, antwortete ich, während ich das Taschentuch auf die Platzwunde an Emersons Schläfe preßte. »Die Wunde ist nicht tief. Es besteht die Möglichkeit einer leichten Gehirnerschütterung, aber damit komme ich zurecht.«
    Emersons Augen öffneten sich. »Amelia«, krächzte er, »erinnere mich daran, wenn

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