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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hatte er sich in Ägypten nie einen Diener gehalten. Allerdings vermutete ich, der wirkliche Grund lag darin, daß Lady Baskerville eine unabhängige Engländerin nie so hätte unterdrücken und herunterputzen können wie diese bescheidene Einheimische. Deswegen gab ich mir Mühe, freundlich mit der Frau zu sprechen, die eine Kette aus geschnitzten Holzperlen – meiner Meinung nach ein Rosenkranz – durch die Finger gleiten ließ.
    »Sag Lady Baskerville, wir werden sie aufsuchen, sobald wir uns umgezogen haben, Atiyah.« Atiyah sah mich nur ausdruckslos an und befingerte ihre Kette. »Es gibt keinen Grund, sich zu fürchten«, fügte ich deshalb hinzu.
    Diese tröstenden Worte hatten genau die gegenteilige Wirkung, als von mir beabsichtigt. Atiyah fuhr zusammen und fing an zu sprechen. Ihre Stimme war so leise und ihre Worte so wirr, daß ich sie – sanft, natürlich – schütteln mußte, ehe ich verstand, was sie sagte. Dann schickte ich sie mit ein paar aufmunternden Worten fort und machte mich eilig auf die Suche nach Emerson.
    Er hatte bereits gebadet und zog gerade seine Stiefel an. »Beeil dich«, sagte er. »Ich will meinen Tee.«
    »Ich versichere dir, ich will ihn auch, Emerson. Ich habe nur gerade ein sehr interessantes Gespräch mit Atiyah geführt. Sie hat erzählt, sie habe letzte Nacht, etwa um die Zeit, zu der Hassan ermordet wurde, die Gestalt einer Frau gesehen, die in ein wallendes weißes Gewand und einen Schleier gehüllt durch den Palmenhain huschte. Die Arme ist völlig verängstigt. Ich mußte …«
    Emerson hatte mitten beim Anziehen des zweiten Stiefels innegehalten. Jetzt warf er ihn durchs Zimmer. Er traf eine Porzellanvase, die zu Boden fiel und in tausend Scherben zerbrach. Gleichzeitig mit dem Krachen ertönte Emersons Gebrüll. Ich verschweige seinen Kommentar, der mit der Bitte schloß, ihn mit weiteren Beispielen des hiesigen Aberglaubens zu verschonen. Dieses Thema sei ihm hinlänglich bekannt.
    Während er sprach, begann ich, mich zu waschen. Als ihm endlich die Luft ausging, sagte ich ruhig: »Ich versichere dir, Emerson, daß diese Frau unzählige Einzelheiten erwähnt hat, die sie sich unmöglich ausgedacht haben kann. Sie hat etwas gesehen, daran gibt es keinen Zweifel. Ist dir noch nicht eingefallen, daß nicht weit von hier eine Dame lebt, die die Gewohnheit hat, ägyptische Kleidung zu tragen?«
    Emersons hochrotes Gesicht entspannte sich. Er stieß ein schnaubendes Lachen aus. »>Huschen< ist wohl kaum das Wort, das ich im Zusammenhang mit Madame Berengerias Gang benützen würde.«
    »Es war auch nicht das Wort, das Atiyah benutzt hat. Ich habe mir lediglich einige dichterische Freiheiten genommen. Hilf mir mit diesen Knöpfen, Emerson, wir sind spät dran.«
    Ich rechnete damit, daß wir uns noch mehr verspäten würden, denn der Vorgang des Zuknöpfens weckt in der Regel Emersons leidenschaftliche Instinkte. Doch diesmal tat er einfach, worum er gebeten wurde, ehe er seinen Stiefel nahm und seine Toilette beendete. Ich muß zugeben – da ich beschlossen habe, in diesen Angelegenheiten offen zu sein –, daß ich ein wenig eingeschnappt war.
    Als wir im Wohnzimmer ankamen, lief Lady Baskerville auf und ab und war offensichtlich über unsere Verspätung verärgert. Also versuchte ich – wie es meine Art ist – die Wogen zu glätten.
    »Hoffentlich haben wir Sie nicht warten lassen, Lady Baskerville. Wenn Sie sich die Zeit genommen hätten, darüber nachzudenken, wäre Ihnen sicherlich klargewesen, daß wir nach unserer harten Arbeit Zeit brauchen, um uns ein wenig frisch zu machen.«
    Meine anmutige Entschuldigung wurde mit einem finsteren Blick quittiert, doch als die Dame sich an Emerson wandte, war sie der Charme in Person. Mr. Milverton und Karl waren ebenfalls anwesend. Letzterer trug immer noch seine zerknitterte Arbeitskleidung. Im Gegensatz dazu wirkte Mr. Cyrus Vandergelt in seinem schneeweißen Leinenanzug wie das Sinnbild eines elegant gekleideten Gentleman. An seiner Krawatte funkelte ein kirschgroßer Diamant.
    »Hier bin ich wieder«, meinte er fröhlich, während er meine Hand ergriff. »Hoffentlich haben Sie mein wettergegerbtes, altes Gesicht noch nicht satt, Mrs. Emerson.«
    »Nicht im geringsten«, erwiderte ich.
    »Schön, das zu hören. Um die Wahrheit zu sagen, habe ich Lady Baskerville so lange bedrängt, bis sie mich eingeladen hat. Glauben Sie, Sie können sie dazu überreden, einem armen, heimatlosen Yankee ein Bett anzubieten?«
    Seine

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