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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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herausfinden, ob ein Stück davon fehlt. Ich frage mich …«
    Er hatte, während er das sagte, in den verstreuten Kleidungsstücken herumgewühlt. Nun stieß er mit dem Fuß den Wandschirm beiseite und untersuchte das Waschbecken. »Sein Rasierzeug liegt noch hier. Natürlich kann er auch noch ein zweites besitzen, oder er hat vor, sich Ersatz zu beschaffen. Ich gebe zu, daß es für den neuen Lord Baskerville allmählich schlecht aussieht.«
    Ein schriller Aufschrei von der Tür her kündete das Erscheinen von Lady Baskerville an. Mit entsetzt aufgerissenen Augen stützte sie sich auf Vandergelts Arm.
    »Wo ist Mr. Milverton?« kreischte sie. »Und was meinten Sie, Radcliffe, als sie sagten, daß … daß …«
    »Wie Sie sehen, ist Milverton nicht hier«, erwiderte Emerson. »Doch er ist nicht … das heißt, sein wirklicher Name ist Arthur Baskerville. Er ist der Neffe Ihres verstorbenen Gatten. Er versprach, das heute den Behörden mitzuteilen, doch es sieht so aus, als sei er … Hier … Achtung, Vandergelt …«
    Er sprang dem Amerikaner zu Hilfe. Denn als Lady Baskerville die Neuigkeit vernommen hatte, verlor sie umgehend die Besinnung, und zwar auf die denkbar anmutigste Art und Weise. Ich beobachtete mit hochmütigem Schweigen, wie die beiden Männer an der schlaffen Gestalt der Dame herumzerrten. Schließlich gewann Vandergelt die Oberhand und hob sie in seine Arme.
    »Heiliger Strohsack, Professor, Taktgefühl gehört nicht gerade zu Ihren Stärken«, sagte er. »Stimmt denn das, was Sie über Milverton – meinetwegen Baskerville – sagten?«
    »Natürlich«, erwiderte Emerson herablassend.
    »Nun, das war ja ein Tag voller Überraschungen. Ich bringe jetzt die arme Dame in ihr Zimmer. Danach sollten wir vielleicht einen kleinen Kriegsrat abhalten und beratschlagen, was als nächstes zu tun ist.«
    »Ich weiß, was als nächstes zu tun ist«, erwiderte Emerson. »Und genau das werde ich auch tun.«
    Emerson schritt mit dem gestrengen Blick eines Richters zur Tür. Vandergelt verschwand mit seiner Last. Ich blieb zurück und sah mich noch einmal in dem Raum um, weil ich hoffte, einen bis dahin noch nicht entdeckten Hinweis zu finden. Obgleich Arthurs feige Flucht meinen Verdacht bestätigt hatte, verspürte ich kein Siegesgefühl, sondern nur Kummer und Betrübnis.
    Doch – warum hätte er fliehen sollen? Noch heute morgen hatte er fröhlich gewirkt, wie befreit von seiner Angst. Was hatte in den dazwischenliegenden Stunden dazu geführt, daß er die Flucht ergriffen hatte?
    Ich habe nie behauptet, über übernatürliche Kräfte zu verfügen. Aber bis zum heutigen Tage bin ich felsenfest davon überzeugt, daß ich einen kalten Windhauch verspürte, der mich erschauern ließ. Irgend etwas lag im argen, obwohl keiner meiner fünf Sinne mir mein Gefühl drohenden Unheils bestätigte. Wieder ließ ich meinen Blick durch das Zimmer streifen. Der Kleiderschrank stand offen, der Wandschirm war beiseite gestoßen. Aber es gab eine Stelle, an der wir nicht nachgesehen hatten. Ich fragte mich, warum ich nicht daran gedacht hatte, obgleich ich doch für gewöhnlich dort zuerst nachschaute. Ich kniete neben dem Bett nieder und hob die Überdecke an.
    Emerson behauptet, ich hätte lauthals nach ihm gerufen. Daran erinnere ich mich nicht mehr, muß aber einräumen, daß er sofort zur Stelle war, nach Luft ringend, weil er so rasch herbeigerannt war.
    »Peabody, mein Liebling, was ist los? Hast du dich verletzt?« Wie er mir später erzählte, hatte er nämlich angenommen, ich sei zusammengebrochen oder niedergeschlagen worden.
    »Nein, nein, ich nicht – er ist verletzt. Er ist hier, unter dem Bett …«
    Ich hob die Überdecke noch einmal hoch, die ich vor Schreck fallen gelassen hatte.
    »Guter Gott!« rief Emerson. Er ergriff die schlaffe Hand, die mich als erstes auf Arthurs Anwesenheit hingewiesen hatte.
    »Nicht!« schrie ich. »Er lebt noch, ist aber schwer verletzt. Wir dürfen ihn nicht bewegen, solange wir nicht die Art der Verletzung festgestellt haben. Meinst du, wir können das Bett anheben?«
    In einer kritischen Situation handeln Emerson und ich wie ein eingespieltes Team. Er trat ans Kopfende des Bettes, ich ans Fußende. Vorsichtig hievten wir das Bett hoch und stellten es zur Seite.
    Arthur Baskerville lag auf dem Rücken. Die Beine hatte er steif von sich gestreckt, die Arme fest an den Körper gepreßt; diese Lage war unnatürlich und erinnerte auf schreckliche Weise an die Pose, in der die

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