Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Ägypter gewöhnlich ihre mumifizierten Toten aufbahrten. Ich fragte mich, ob meine erste Diagnose nicht zu optimistisch gewesen war, denn falls er atmete, war nichts davon zu bemerken. Es gab auch kein Anzeichen für eine Wunde.
    Emerson ließ seine Hand unter den Kopf des jungen Mannes gleiten. »Das ist des Rätsels Lösung«, sagte er ruhig. »Er hat einen furchtbaren Schlag auf den Kopf bekommen. Ich fürchte, es ist ein Schädelbruch, Gott sei Dank hast du mich daran gehindert, ihn unter dem Bett hervorzuziehen.«
    »Ich werde einen Arzt holen lassen«, sagte ich.
    »Setz dich einen Augenblick, Liebes. Du bist weiß wie die Wand.«
    »Mach dir um mich keine Sorgen. Schick gleich jemanden los, Emerson, womöglich zählt jede Minute.«
    »Wirst du bei ihm bleiben?«
    »Ich weiche nicht von seiner Seite.«
    Emerson nickte. Seine starke, gebräunte Hand ruhte für einen Moment auf meiner Schulter – die Geste eines Kameraden und Freundes. Er brauchte nichts mehr zu sagen. Wieder einmal hatten wir den gleichen Gedanken. Wer auch immer Arthur Baskerville niedergeschlagen hatte, hatte vorgehabt, ihn zu ermorden. Diesmal war er (oder sie) noch gescheitert. Wir mußten dafür sorgen, daß er keine zweite Chance bekam.

    Es war bereits nach Mitternacht, als Emerson und ich uns endlich in unser Zimmer zurückziehen konnten. Mit einem lauten Stöhnen ließ ich mich aufs Bett fallen.
    »Was für eine Nacht!«
    »Wirklich eine ereignisreiche Nacht«, stimmte Emerson zu. »Ich glaube, es war das erstemal, daß du zugegeben hast, vor einem Fall zu stehen, der deine Fähigkeiten übersteigt.«
    Doch als er das sagte, setzte er sich neben mich und fing an, mein enges Kleid aufzuknöpfen, mit Händen, die so sanft waren, wie seine Stimme sarkastisch gewesen war. Ich räkelte mich genüßlich und erlaubte meinem Gatten, mir die Schuhe und Strümpfe auszuziehen. Als er mir ein feuchtes Handtuch brachte und mir das Gesicht abzuwischen begann, setzte ich mich auf und nahm es ihm aus der Hand.
    »Armer Kerl, man sollte sich auch um dich kümmern«, sagte ich. »Nach einer schlaflosen Nacht auf einem steinigen Lager hast du den ganzen Tag in dieser Höllenglut gearbeitet. Leg dich hin und laß mich dich verwöhnen. Es geht mir schon wieder besser, wirklich. Es gibt keinen Grund, mich wie ein Kind zu umsorgen.«
    »Aber es hat dir gefallen«, meinte Emerson lächelnd. Ich demonstrierte ihm kurz und spürbar meine Wertschätzung. »Das stimmt. Aber nun bist du an der Reihe. Leg dich ins Bett und versuch, ein paar Stunden zu schlafen. Ich weiß ja, daß du trotz allem bei Tagesanbruch wieder auf den Beinen bist.«
    Emerson küßte die Hand, mit der ich ihm über die Stirn strich (wie ich bereits erwähnte, ist er im Privaten erstaunlich gefühlvoll), doch dann wandte er sich von mir ab und fing an, im Zimmer hin und her zu laufen.
    »Ich bin zu aufgeregt, um schlafen zu können, Peabody. Du brauchst mich nicht zu bemuttern. Wie du weißt, kann ich, wenn nötig, tagelang ohne Schlaf auskommen.«
    In seinem zerknitterten weißen Hemd, das vorne ganz offenstand, so daß man seine muskulöse Brust bewundern konnte, war er wieder der Mann, den ich damals in der verlassenen Wildnis angehimmelt hatte; eine Weile sah ich ihn zärtlich schweigend an. Zuweilen vergleiche ich Emersons Statur mit der eines Stiers, denn sein bulliger Schädel und die unverhältnismäßig breiten Schultern erinnern wirklich an die Gestalt dieses Tieres, so wie seine Temperamentsausbrüche an dessen Naturell. Doch er hat einen erstaunlich leichtfüßigen und behenden Gang; wenn er sich so wie jetzt bewegt, ähnelt er eher einer großen Katze, einem heranpirschenden Panther oder einem Tiger.
    Auch ich war nicht in der Stimmung zu schlafen. Ich stopfte mir ein Kissen in den Rücken und setzte mich auf.
    »Du hast für Arthur alles getan, was du konntest«, sagte ich zu ihm. »Der Arzt hat versprochen, die Nacht über hier zu bleiben, und ich bin mir sicher, daß auch Mary ihm nicht von der Seite weicht. Ihre Besorgnis war sehr anrührend. Es wäre richtig romantisch, wenn es nicht so traurig wäre. Dennoch bin ich zuversichtlicher als Dr. Dubois. Der junge Mann hat eine starke Konstitution. Ich glaube, er hat gute Chancen, wieder auf die Beine zu kommen.«
    »Doch er wird – wenn überhaupt – tagelang nicht sprechen können«, entgegnete Emerson in einem Tonfall, der mir klarmachte, daß sowohl Romantik als auch Tragik an ihn verschwendet waren. »Die Sache wächst

Weitere Kostenlose Bücher