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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Berengeria mit Grabesstimme. »Ewige Strafe … Untergang und Zerstörung … Äh, da Sie darauf bestehen, Mr. Vandergelt, möchte ich gerne noch einen Schluck Sherry.«
    Vandergelt erhob sich folgsam. Mary preßte die Lippen zusammen, aber sie sagte nichts. Zweifellos wußte sie nur zu gut, daß jeglicher Versuch, ihrer Mutter Mäßigung zu empfehlen, nur in einem heftigen Streit enden würde. Was mich betraf, sollte sich die Dame nur bis zur Bewußtlosigkeit betrinken – je schneller, desto besser.
    Lady Baskerville bedachte Madame mit einem verächtlichen Blick aus ihren schwarzen Augen. Sie erhob sich, als sei sie zu ruhelos, um stillsitzen zu können, und schlenderte zum Fenster. Das war ihre Lieblingspositur; die weißgetünchten Wände brachten die Anmut ihrer schwarzgekleideten Gestalt besonders gut zur Geltung. »Sie meinen also, wir nähern uns dem Ziel, Professor?« fragte sie.
    »Möglicherweise. Ich will morgen bei Tagesanbruch ins Tal zurückkehren. Von nun an ist die Hilfe unseres Photographen sehr wichtig. Milverton, ich möchte … Wo zum Teufel steckt er denn?«
    Ich entsinne mich noch sehr genau des ahnungsvollen Schauders, der mir in diesem Augenblick über den Rücken lief. Emerson mag darüber spotten, doch ich wußte auf der Stelle, daß etwas Schreckliches geschehen war. Eigentlich hätte mir sofort auffallen müssen, daß der junge Mann nicht anwesend war. Die einzige Entschuldigung hierfür ist, daß das archäologische Fieber mich noch immer gepackt hielt.
    »In seinem Zimmer, nehme ich an«, meinte Lady Baskerville beiläufig. »Heute nachmittag fiel mir auf, daß er fiebrig aussah, deshalb riet ich ihm, sich hinzulegen.«
    Quer durch den Raum blickten Emerson und ich einander an. Aus seiner ernsten Miene las ich eine Besorgnis, die meiner eigenen entsprach. Eine Welle unserer Gedankenübertragung mußte Lady Baskerville gestreift haben. Sie erbleichte sichtlich und stieß hervor: »Radcliffe, warum schauen Sie so merkwürdig? Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Keine Sorge«, erwiderte Emerson. »Ich will nur kurz nach dem jungen Mann sehen und ihn daran erinnern, daß wir warten. Die übrigen bleiben hier.«
    Ich wußte, daß diese Anordnung nicht für mich galt. Emersons längere Beine verschafften ihm jedoch einen Vorsprung; er erreichte als erster die Tür zu Milvertons Zimmer. Ohne anzuklopfen, stieß er sie auf. Der Raum lag im Dunkeln, doch dank des sechsten Sinns, der uns vor der Anwesenheit eines anderen Menschen – oder dessen Abwesenheit – warnt, wußte ich sofort, daß niemand im Zimmer war.
    »Er ist geflohen«, sagte ich. »Ich wußte, daß er ein schwacher Mensch ist. Ich hätte das vorhersehen müssen.«
    »Warte einen Augenblick, Amelia, ehe du voreilige Schlüsse ziehst«, entgegnete Emerson, der ein Streichholz entfachte und die Lampe anzündete. »Er macht vielleicht nur einen Spaziergang oder …« Doch im Schein der Lampe setzte der Anblick des Raums dieser und jeder anderen harmlosen Erklärung ein Ende.
    Obgleich die Zimmer für die Angestellten nicht mit dem Luxus ausgestattet waren, der die Gemächer von Lord Baskerville und seiner Gemahlin auszeichnete, waren sie ausreichend komfortabel. Lord Baskerville hatte – wie ich meinte, völlig zu Recht – die Ansicht vertreten, daß Menschen mehr leisten, wenn sie nicht durch äußere Unbequemlichkeiten abgelenkt werden. Das Zimmer enthielt eine eiserne Bettstatt, einen Tisch und einen Stuhl, einen Kleiderschrank und eine Kommode und die üblichen Waschvorrichtungen, die schicklich hinter einem Wandschirm verborgen waren. Im Zimmer herrschte ein heilloses Durcheinander. Die Schranktüren standen offen, aus den Schubladen der Kommode quollen völlig durchwühlt die Kleidungsstücke. Im Unterschied dazu war das Bett mit fast militärischer Genauigkeit gemacht, die Zipfel der Decke waren umgeschlagen und die Borden hingen säuberlich bis zum Boden.
    »Ich wußte es«, stöhnte ich. »Ich hatte dieses Gefühl …«
    »Sprich es nicht aus, Peabody!«
    »… daß Verhängnis droht.«
    »Ich habe dich doch gebeten, es nicht auszusprechen.«
    »Doch vielleicht«, fuhr ich etwas fröhlicher fort, »vielleicht ist er ja gar nicht geflohen. Vielleicht ist diese Unordnung das Ergebnis einer hektischen Suche …«
    »Wonach denn, in Gottes Namen? Nein, nein, ich fürchte, deine ursprüngliche Idee ist richtig. Hol diesen jungen Schurken der Teufel, er hat eine lachhaft umfangreiche Garderobe, findest du nicht? Wir werden nie

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