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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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genausogut Hirngespinste sein. Du hast sehr viel Fantasie, Peabody. Nur, bitte verschone deinen armen Mann damit.«
    »Aber stell dir nur einmal vor, ich hätte recht? Wäre es dir nicht eine kleine Unbequemlichkeit wert, wenn du damit einen illegalen Händlerring sprengen und die Antiquitäten schützen könntest?« fragte ich ganz sanft.
    »Hm«, machte Emerson.
    Ich war mir sicher, daß Emerson zustimmen würde, und wollte nicht länger davon reden, weil Ramses mit der Ankündigung ins Zimmer trat, daß die Unterrichtsstunde beendet wäre. Ich wollte nicht, daß er etwas von unseren Plänen erfuhr, weil sein Vater imstande wäre, ihn mitzunehmen. Als ich das Papyrusfragment in meiner Tasche verschwinden lassen wollte, bat Ramses mich, einen Blick darauf werfen zu dürfen.
    »Ich weiß zwar nicht, was du damit anfangen willst«, sagte ich. »Dein Onkel hat dir neben den Hieroglyphen doch nicht auch noch die koptische Sprache beigebracht, oder?«
    »Die kann Onkel Walter gar nicht«, sagte Ramses leichthin. »Ich möchte gern aufprobieren, wieviel ich verftehe, denn wie du weift, ift daf Koptife eine altägyptife Fprache, die man mit griechifen Buchftaben freibt.«
    Ich bedeutete ihm, sich zu verziehen, denn für den heutigen Tag hatte ich genug Vorlesungen über Ägyptologie gehört, und gelegentlich ging mir mein kluger Sohn gehörig auf die Nerven. Ramses setzte sich an den Tisch, und er und Bastet vertieften sich gemeinsam in das Manuskript.
    Kurze Zeit später erbebte die Tür zum Nebenzimmer einige Male – das war Johns Art anzuklopfen. Als er, auf mein Rufen hin, eintrat, brach Emerson in brüllendes Gelächter aus, was John sehr verwunderte. Er hatte sich eine Kammerdieneruniform mitgebracht und uns zu Ehren angelegt, aber er sah in den Kniehosen und dem mit Goldknöpfen besetzten Frack wirklich sehr komisch aus. »Es tut mir sehr leid, daß ich in den letzten Tagen meinem Dienst nicht nachkommen konnte«, sagte er. »Aber jetzt bin ich wieder gesund und möchte mich ausdrücklich für die gute Pflege bedanken.«
    »Das ist schon in Ordnung, John«, sagte Emerson. »Geht es Ihnen wirklich wieder gut?«
    »Bestimmt, Sir.«
    »Im Augenblick gibt es nichts zu tun, John«, sagte ich. »Wollen Sie sich nicht ein bißchen in der Stadt oder im Hotel umsehen? Sie haben bisher ja nur im Bett gelegen.«
    »Ich gehe mit ihm«, sagte Ramses und schob seinen Stuhl zurück.
    »Ich weiß nicht so recht …«, meinte ich.
    »Was wird aus deiner Arbeit, mein Sohn?« fragte Emerson, aber auch dieser Versuch mißlang. Ramses war schon fast an der Tür. »Ef fieht fo auf, alf ob daf Manufkript einer Perfon namens Didymuf Thomaf gehört hat«, sagte er kühl. »Im Augenblick kann ich nicht mehr feftftellen. Ich brauche zuerft ein koptifef Wörterbuch.«
    »Bleibt im Hotel«, sagte ich noch schnell. »Oder wenigstens auf der Terrasse. Sprich nicht mit den Eseltreibern und wiederhole nicht, was du von ihnen gelernt hast. Bleibe bei John, passe auf Bastet auf und lasse sie keine Mäuse, Ratten oder Damenröcke jagen!«
    Als ich Luft holte, hielt Ramses die Predigt für beendet und entschlüpfte mit einem Engelslächeln.
    »Rasch!« rief ich John zu. »Lassen Sie ihn nicht aus den Augen.« Ich wandte mich an Emerson. »Habe ich an alles gedacht?«
    »Wahrscheinlich hast du doch etwas vergessen«, murmelte er und nahm mich in die Arme.
    »Man kann die Tür aber nicht abschließen«, sagte ich. »Wahrscheinlich werden sie bald wiederkommen.«
    »Dann müssen wir die Zeit nützen …«
     
    Ich hatte nicht daran gedacht, Ramses das Erklettern der Palmen zu verbieten. Er war über meinen Tadel sehr empört, denn er hatte doch nur sehen wollen, wie diese Datteln aussehen, von denen er immer gehört hatte. Er hatte auch keine einzige gegessen und kramte mühsam einige Exemplare aus seiner Hemdtasche.
    Ich überließ ihn Johns Fürsorge und legte Emersons Abendanzug zurecht.
    »Ich kann mich erinnern, mich geweigert zu haben, diese Sachen zu tragen, nicht wahr, liebe Amelia? Welche Folter steht mir jetzt bevor?«
    »Ich habe einige Leute eingeladen, mit uns zu Abend zu essen«, sagte ich, während ich meinen Morgenmantel ablegte. »Hilfst du mir bitte in mein Kleid?«
    Emerson half mir, es über den Kopf zu streifen, und widmete sich dann hingebungsvoll den vielen kleinen Knöpfen. »Wen denn? Petrie? Nein, der nimmt keine Einladungen an … vernünftiger Mann! Naville? Carter? Nein …« Er fummelte an meinem Rückgrat und blickte über

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