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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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…«
    »Das Thema ist erledigt«, unterbrach ich ihn. »Ich mache Ihnen keinen Vorwurf, John, aber ich werde in Zukunft den Aktionsradius jeweils genau festlegen.«
    »Ja, Madam!« John strahlte. »Darf ich Master Ramses und den Professor begleiten, Madam?«
    »Nein, ich brauche Sie. Ist es dir recht, Emerson?«
    Ihm war es recht, und so widmeten wir uns nach einem hastigen Mittagessen den jeweiligen Pflichten. Ich war in kurzer Zeit fertig, denn ich hatte noch nie Schwierigkeiten, die Menschen dazu zu bringen, meine Anordnungen auszuführen. Alle Europäer, die sich über die mangelnde Effektivität beklagen und denen immer alles zu langsam geht, sind in meinen Augen nur unfähig, klare Forderungen zu stellen. Emerson ließ sich auch mit Wonne von den nebensächlichsten Dingen ablenken, und ich war sicher, daß er frühestens in drei Stunden zurück sein würde. Ein Schwatz mit unserem Vormann Abdullah dauerte seine Zeit, und sicher würde Ramses mit unsäglich süßen Leckereien und den neuesten arabischen Vokabeln vollgestopft werden.
    John half mir und folgte mir ergeben. Selbst als ich dem Fahrer der Kalesche Anweisung gab, uns beim Eingang des Khân Kalîlî abzusetzen, verzog er keine Miene. Erst als wir ausgestiegen waren und durch das Tor gingen, fragte er: »Gehen wir zu … zu diesem Geschäft, Madam?«
    »Genau.«
    »Aber Madam …«
    »Falls Sie Professor Emerson versprochen haben, mich davon abzuhalten, waren Sie sehr unvorsichtig. Abgesehen davon, war es nicht recht von ihm, so etwas von Ihnen zu verlangen.« Als John stöhnte, ließ ich mich zu einer Erklärung hinreißen, was ich normalerweise ablehne. »Denken Sie an die Katze, John! Das mindeste, was wir tun können, ist nach ihr zu suchen. Es würde dem Jungen das Herz brechen, wenn er sie zurücklassen müßte.«
    Die Gasse vor Abd el Attis Geschäft bot einen völlig anderen Anblick als in der vergangenen Nacht. Menschen und einige Esel drängten sich, und jeder versuchte, über den Kopf des anderen zu sehen, um sich nichts entgehen zu lassen. An ein Durchkommen war nicht zu denken, und ich mußte einige arabische Höflichkeiten und meinen Sonnenschirm einsetzen, um mir eine Gasse zu bahnen.
    Abd el Attis Geschäft war der Mittelpunkt des Interesses. Ich hatte erwartet, einen verschlossenen Laden vorzufinden, aber als ich sah, was vorging, verstand ich, weshalb die Menschen ihren Spaß hatten. Einige Arbeiter in ihren blau-weiß gestreiften Gewändern brachten Warenbündel aus dem Geschäft und verstauten sie auf Mauleseln, doch sofort erschienen andere und brachten die Dinge wieder zurück. Es sah sehr merkwürdig aus, doch schließlich entdeckte ich des Rätsels Lösung. Im Laden standen sich zwei Menschen gegenüber und schrien sich aus Leibeskräften an. Der Mann trug einen korrekten europäischen Anzug und die Frau das traditionelle schwarze Gewand. Vor Aufregung war ihr der Schleier vom Gesicht gerutscht, und ich konnte erkennen, daß sie runzelig und alt war wie eine Hexe in einem deutschen Märchen. Sie schrie die Arbeiter an und verwünschte ihren Gegner.
    Die Situation verlangte geradezu nach dem Eingreifen einer vernünftigen Person, also zögerte ich nicht lange, benutzte meinen Sonnenschirm ein weiteres Mal und bahnte mir einen Weg bis zum Laden. Die alte Frau hielt mitten im Satz inne, als sie mich erblickte, die Arbeiter starrten mich erwartungsvoll an, und der Mann im Anzug drehte sich zu mir um.
    »Was geht hier vor?« fragte ich. »Dieses Geschäft gehört Abd el Atti. Wer sind die Leute, die sein Eigentum stehlen?«
    Obwohl ich Arabisch gesprochen hatte, antwortete der Mann mir, wohl wegen meiner europäischen Kleidung, in perfektem Englisch. »Ich bin kein Dieb, Madam, sondern der Sohn von Abd el Atti. Darf ich wissen, wer Sie sind?«
    Die Frage war in einer herablassenden Art gestellt, die allerdings sofort verschwand, als ich meinen Namen nannte. Die alte Frau brach in schrilles Gelächter aus. »Die Frau vom >Vater der Flüche<«, rief sie. »Man nennt sie auch Sitt Hakim. Ich habe schon viel von Ihnen gehört, Sitt. Nicht wahr, Sie werden nicht zulassen, daß man eine alte Frau ausraubt?«
    »Sind Sie die Frau von Abd el Atti?« fragte ich ungläubig … Diese alte Vettel sollte die Frau von Abd el Atti sein, der reich genug war, um sich einen ganzen Harem junger Frauen zu leisten.
    »Seine Hauptfrau«, sagte die Hexe und bückte sich, um eine Handvoll Staub zusammenzukratzen und mit einem traurigen Seufzer sich selbst

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