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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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kein eigenes Haus. Aber überall in der Wüste gab es Hohlräume oder Vertiefungen, die sich eigneten. Oder vielleicht hatten sie das sperrige Ding gleich auf ein Schiff geladen. Diese vielen Fragen waren im Grunde viel unwichtiger als die eine: Weshalb hatten sie diesen Sarg überhaupt gestohlen?
    Nach einiger Zeit faßte ich meinen Entschluß. »John«, sagte ich, »ich habe eine Aufgabe für Sie, die allerdings größte Verschwiegenheit und Klugheit erfordert.«
    Der junge Mann richtete sich zur vollen Größe auf. »Ich stehe Ihnen jederzeit zur Verfügung, Madam!«
    »Danke, John. Ich wußte, ich kann mich auf Sie verlassen. Ich verdächtige einen unserer Arbeiter, ein Verbrecher zu sein, und möchte ihn beobachten. Ich möchte, daß Sie meine Augen sind. Finden Sie heraus, wo er wohnt, und falls er in der Nacht das Haus verläßt, dann folgen Sie ihm! Sie bleiben im Hintergrund, beobachten nur und berichten mir. Können Sie das tun?«
    John kratzte sich am Kopf. »Ja, Madam, ich werde es jedenfalls versuchen. Aber es gibt einige Schwierigkeiten.«
    »Welche?«
    »Wird er mich denn nicht sehen, wenn er aus dem Haus kommt?«
    »Aber John! Sie müssen sich selbstverständlich verstecken.«
    »Wo, Madam?«
    »Wo? Nun … irgendwo wird es schon einen Baum oder ein Haus oder eine kleine Mauer geben. Sie müssen sich ein bißchen Mühe geben, John!«
    »Ja, Madam«, sagte John zweifelnd.
    »Welche Schwierigkeiten gibt es sonst noch?«
    »Wenn mich jemand sieht und fragt, was ich da mache, was soll ich dann sagen?«
    »Wenn Sie sich gut verstecken, wird niemand Sie entdecken. Guter Gott, John, haben Sie denn keine Fantasie?«
    »Ich fürchte, nein, Madam. Aber ich werde es versuchen. Wer von den Männern ist es denn?«
    Ich wollte auf den Mann deuten, doch dann besann ich mich. »Dieser, der dritte vom Ende der Reihe … verdammt, der zweite! Er wechselt dauernd den Platz.«
    »Sie meinen doch nicht etwa Bruder Hamid, Madam?«
    »Bruder Hamid? Doch, John, genau den meine ich. Dann ist er also tatsächlich Protestant geworden?«
    »Ja, Madam. Ich weiß, wo er wohnt, denn er schläft im Vorratshaus hinter der Mission. Ich glaube allerdings, daß Sie sich irren, wenn Sie ihn für einen Verbrecher halten, Madam. Bruder Ezekiel hat ihn sehr gern, und Bruder Ezekiel mag keine Verbrecher, Madam.«
    »Aber Bruder Ezekiel kann sich genauso irren wie jeder andere Mensch«, sagte ich. »Die Frommen fallen vielleicht noch viel eher auf die Machenschaften der Ungläubigen herein.«
    John sah mich etwas verständnislos an. »Ich verstehe zwar nicht alles, was Sie gesagt haben, Madam, aber ich glaube, Sie meinen, daß Bruder Ezekiel zu vertrauensselig ist.«
    »Das ist eine Eigenschaft der Heiligen, John«, sagte ich. »Märtyrertum ist oft die Folge von zu großer Einfältigkeit.«
    Ich kann nicht sagen, ob John mich wirklich verstanden hatte, aber er schien überzeugt zu sein. Außerdem hatte er bestimmt inzwischen überlegt, daß ihm dieser Auftrag die Gelegenheit verschaffen würde, Charity öfter nahe zu sein. Er straffte seine Schultern und sagte: »Ich werde tun, was Sie sagen, Madam. Meinen Sie, ich sollte mich verkleiden?«
    »Das ist eine ausgezeichnete Idee, John! Ich werde einige Sachen von Abdullah ausleihen. Er ist ungefähr gleich groß.«
    John ging zu Emerson, um ihm zu helfen, doch ich blieb stehen und ließ Hamid nicht aus den Augen.
    Kurze Zeit später kam Abdullah zu mir. »Was tut der Mann, daß Sie ihn so genau beobachten, Sitt?« fragte er.
    »Welcher Mann? Sie müssen sich irren. Ich beobachte niemanden.«
    »Oh«, sagte der höfliche Abdullah verlegen und rieb sich das Kinn. »Dann habe ich mich geirrt. Ich dachte, Sie würden den Fremden – den Mann aus Manawat – beobachten.«
    »Nein, überhaupt nicht … Wissen Sie Näheres über ihn, Abdullah?«
    Die Antwort kam ohne Zögern. »Er hat bisher nicht mit seinen Händen gearbeitet, Sitt Hakim. Seine Hände sind voller Blasen und Wunden.«
    »Verträgt er sich mit den anderen Arbeitern?«
    »Er hat keine Freunde. Die Leute aus dem Dorf, die dem Priester treu ergeben sind, verachten die amerikanischen Missionare und ihre bekehrten Protestanten. Aber auch von denen hält er sich fern. Soll ich ihn entlassen, Sitt? Es gibt noch viele andere, die Arbeit suchen.«
    »Nein, das ist nicht nötig, Abdullah, aber behalten Sie ihn ein wenig im Auge.« Ich sprach leiser. »Ich habe Grund zu glauben, daß Hamid ein Verbrecher ist, vielleicht sogar ein Mörder.«
    »O

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