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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Tunnel, der mich mit Sicherheit bis in die Grabkammer führen wird.«
    Emerson war mit seiner Geduld am Ende. Als ich ihn ansah, murmelte er: »Verzeih, Amelia, aber ich muß … ich muß …« Er sprang von seinem Stuhl auf und verschwand um die Hausecke.
    »Ich werde mich jetzt empfehlen«, sagte de Morgan und stand auf. »Ich wollte Ihnen nur Bescheid geben, daß man das gestohlene Eigentum wiedergefunden hat, und die besten Grüße der Baronin überbringen. Sie segelt bei Sonnenaufgang ab.«
    »Wunderbar«, rief ich. »Das heißt, ich freue mich, daß sie sich so gut erholt hat, daß sie ihre Reise fortsetzen kann.«
    »Ich wußte, daß Sie so empfinden würden«, sagte de Morgan lächelnd. »Wußten Sie, daß der kleine Löwe davongelaufen ist?«
    »Ach, wirklich?«
    Seit einigen Minuten waren bereits dumpfe Geräusche und gelegentliches leises Fauchen aus dem Haus zu hören gewesen. De Morgans Lächeln wurde immer breiter. »Ja, wahrscheinlich haben die Diebe aus Versehen den Käfig geöffnet. Nun, es ist wirklich nicht weiter wichtig.«
    »Wirklich nicht«, sagte ich, als plötzlich ein lautes Maunzen erscholl und Krallen die Tür von innen bearbeiteten.
    Nachdem de Morgan grinsend davongeritten war, suchte ich zuerst nach Emerson, der seine Wut immer noch mit Fußtritten gegen die Außenmauer unseres Hauses abreagierte. Nachdem ich ihn zum Grabungsplatz zurückgebracht hatte, verlief der restliche Nachmittag ungestört. Die Arbeit lenkte ihn ab, und er beruhigte sich allmählich. Nach dem Abendessen verfaßte er mit Hilfe seines Sohnes seinen Tagesbericht, während John und ich in der Dunkelkammer die Platten entwickelten, die wir am Tag belichtet hatten. Einige Aufnahmen waren hervorragend gelungen, andere dagegen reichlich unscharf, so daß ich John noch einmal erklären mußte, wie man solche Fehler vermied.
    Danach kehrten wir in den Wohnraum zurück. Die Katze hatte sich auf Emersons Papierstapel niedergelassen, so daß er sie jedesmal, wenn er eine neue Seite auf den Stapel legen wollte, hochheben mußte. Der kleine Löwe lag unter dem Tisch und bearbeitete Emersons Schnürsenkel. Kurz nachdem ich eingetreten war, kam auch Ramses herein, der in der letzten Zeit dazu übergegangen war, seine Abende bei Abdullah und den Männern aus Aziyeh zu verbringen, um sein Arabisch zu vervollkommnen, wie er sagte. In Abdullahs Gesellschaft wußte ich ihn gut aufgehoben, und die Männer schienen ihn zu mögen. Jedenfalls hatte Abdullah das gesagt, aber was hätte er auch sonst sagen können?
    »Zeit zum Schlafengehen, Ramses«, sagte ich.
    »Ja, Mama.« Er löste die Leine des kleinen Löwen vom Tischbein und von den Beinen seines Vaters. »Ich gehe noch mit dem Löwen fpazieren und dann inf Bett.«
    »Glaubst du wirklich, daß du den Löwen wie einen Hund erziehen kannst?« fragte ich amüsiert.
    »Ich will daf Experiment wagen, Mama. Foviel ich weif, ift ef bifher noch nicht verfucht worden.«
    »Also gut. Sperre den Löwen in seinen Käfig, bevor du zu Bett gehst, und sieh zu, daß der Fensterladen fest geschlossen ist …«
    »Ja, Mama. Mama?«
    »Ja, Ramses?«
    Er stand da, mit der Leine in der Hand, und seine dunklen, ernsten Augen blickten mich an. »Ich möchte gern fagen, daf ich dir dankbar bin für deine Unterftützung in bezug auf den Löwen. Ich werde mich beftimmt erkenntlich zeigen.«
    »Bitte nicht«, rief ich. »Ich freue mich, wenn du es mir sagst. Deine Dankbarkeit beweist du mir am besten, indem du tust, was du tun sollst, und ein lieber Junge bist.«
    »Ja, Mama. Gute Nacht, Mama! Gute Nacht, John! Gute Nacht, Baftet, und gute Nacht, Papa!«
    »Gute Nacht, mein liebster Sohn«, erwiderte Emerson. »Schlaf gut!«
    Nachdem Ramses gegangen und John mit einem Tablett voller Scherben in einen Vorratsraum verschwunden war, legte Emerson seinen Federhalter hin und sah mich vorwurfsvoll an. »Weißt du eigentlich, welch großzügige und mannhafte Entschuldigung Ramses dir angeboten hat?«
    »Für mich hat es sich nicht wie eine Entschuldigung angehört«, erwiderte ich. »Wenn Ramses anbietet, etwas für mich zu tun, wird mir ganz kalt vor Angst.«
    Emerson wurde wütend. »Verdammt, Amelia! Ich verstehe dich nicht! Sonst bist du doch eine so hervorragende Mutter …«
    »Ich versuche es jedenfalls.«
    »Du bist es, meine Liebe, du bist es wirklich! Sogar Ramses weiß das. Aber könntest du nicht ein klein wenig mehr …«
    »Mehr was, Emerson?«
    »Vielleicht ein bißchen liebevoller sein? Du bist immer

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