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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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und Brandstellen. Auch sein Gesicht war rußverschmiert, aber sein zuversichtliches Lächeln und der Glanz seiner blauen Augen überzeugten mich rasch, daß ihm selbst offenbar nichts geschehen war.
    Das Mädchen sah ebenfalls ein wenig mitgenommen aus, aber an ihr konnte ich keinerlei Spuren des Feuers entdecken. Ihr langes braunes Haar war aufgelöst, und ihre Wangen waren gerötet, weil sie die ganze Zeit gegen Johns starken Griff ankämpfte. Sie trug wieder eines der seltsamen, hochgeschlossenen Gewänder von unbestimmbarer Farbe. Auch dieses hatte enganliegende, lange Ärmel, so daß mir allein vom Hinsehen heiß wurde. Ein Nachthäubchen baumelte an seinen Bändern auf ihrem Rücken.
    »Bitte, Madam! Sagen Sie ihm, daß er mich loslassen soll«, japste sie.
    »Immer der Reihe nach«, sagte ich. »Also, John, jetzt berichten Sie erst einmal, was vorgefallen ist.«
    »Es hat gebrannt, Madam.«
    »Soviel sehe ich selbst, John. Wo hat es gebrannt?«
    Wahrscheinlich ist es einfacher, wenn ich Johns Informationen, die ich ihm Satz für Satz entlocken mußte, in kurzen Worten wiedergebe. Er hatte sich hinter einigen Palmen neben der Kapelle versteckt, als er eine Flamme hinter dem Gebäude emporzüngeln sah. Seine Rufe hatten die Männer aufgeweckt, und gemeinsam war es ihnen gelungen, das Feuer zu löschen, bevor es großen Schaden hatte anrichten können. Die Leute im Dorf hatten sich nicht gerührt, obwohl sie die Hilferufe zweifellos gehört haben mußten. Es war klar, daß das Feuer von einem Haufen alter Äste und Palmwedel ausgegangen war, doch die Suche nach dem Brandstifter war ergebnislos verlaufen. Nachdem das Feuer gelöscht war, hatte John das Mädchen gepackt und hierhergebracht.
    »Weshalb denn, zum Teufel?« rief Emerson.
    »Um sie zu Mrs. Emerson zu bringen«, antwortete John mit staunend blickenden Augen.
    »Natürlich!« brüllte Emerson. »Jeder bringt alles und jeden zu Mrs. Emerson! Löwen, Särge, junge Damen …«
    »Und mit gutem Grund«, sagte ich. »Hören Sie nicht auf Professor Emerson, meine liebe Miß Charity! Er würde Sie sicher mit der ihm eigenen Freundlichkeit willkommen heißen, wenn er nicht gerade ein wenig …«
    »Ich bitte dich, keine weiteren Erklärungen abzugeben, Amelia!« sagte Emerson voll kühler Verachtung. »Hm … ich habe nichts gegen die Anwesenheit von Miß Charity einzuwenden, aber ich befürchte, daß diese Tatsache eine ganze Invasion nach sich ziehen wird! Wäre es zuviel verlangt, die junge Dame für einige Zeit zu entfernen, so daß ich mich anziehen kann? Ich möchte eifersüchtigen Brüdern und empörten Liebhabern nur ungern notdürftig bekleidet gegenüberstehen.«
    Mein guter Emerson war schon fast wieder der alte, und ich stimmte seinem Wunsch mit Freuden zu. »Aber selbstverständlich werden wir deinen Wunsch respektieren. John, bringen Sie Miß Charity in Ihr Zimmer!«
    Das Mädchen quietschte und verstärkte ihre Anstrengungen. »Wir haben leider keine große Auswahl. Es ist das einzige Zimmer, das wir Ihnen anbieten können. Warten Sie einen Augenblick. Sobald ich meine Hausschuhe gefunden habe, werde ich Sie begleiten. Verflucht, wo sind sie nur?«
    »Madam!« rief John entsetzt.
    »Ich hoffe, Sie werden mir verzeihen, John!« Ich kniete mich hin und blickte unter mein Bett. »Aha! Dachte ich es mir doch. Ramses muß den Löwen hereingelassen haben, obwohl ich es ihm strengstens verboten hatte.«
    »Einen Löwen?« hauchte Charity. »Habe ich Sie richtig …«
    »Sehen Sie, wie er sie zugerichtet hat! Ich habe diesem … Oh, ich fürchte, das Mädchen ist ohnmächtig geworden! John, bringen Sie sie hinüber! Ich komme gleich nach.«
    Die folgende Stunde war eine einzige Verwirrung, aber ich liebe diese Augenblicke, in denen ich beweisen kann, was in mir steckt. Ramses war durch den Lärm wach geworden und folgte uns samt Bastet und dem kleinen Löwen. Weil er pausenlos Fragen stellte und die Katze hingebungsvoll mit den herunterhängenden Fetzen von Johns Gewand spielte, schickte ich alle drei wieder in ihr Zimmer zurück. Nachdem John seine kostbare Fracht auf seinem Feldbett abgeladen hatte, bat ich ihn, Ramses zu folgen und dort zu warten. Nur die Katze hatte es fertiggebracht, sich meinen Befehlen zu widersetzen, und beobachtete genauestens meine Wiederbelebungsversuche.
    Sobald das Mädchen wieder bei Besinnung war, bat sie voller Entsetzen, dieses Zimmer verlassen zu dürfen. Offenbar war ihr der Gedanke, sich im Nachthemd im Raum eines

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