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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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…«
    »Selbstverständlich, um die Verführung des Geistlichen fortzusetzen. Eine abseitige und makabre Vorstellung von Humor und nicht etwa Mitgefühl ist das Motiv für diese Geschenke.«
    »Oh«, sagte ich. »Daran hatte ich nicht gedacht, Emerson. Gütiger Himmel, das ist ja kein Wunder! Solch abgründige Tiefen der Verworfenheit übersteigen die Vorstellungskraft jedes normalen Menschen.«
    »Meine Vorstellungskraft allerdings nicht«, sagte Emerson und knirschte geräuschvoll mit den Zähnen. »Gewöhnliche Verbrechen, Entführung und versuchten Mord lasse ich mir noch gefallen. Aber dieser Schurke ist zu weit gegangen.«
    »Ich stimme dir voll und ganz zu, Emerson. Dem armen Vater Todorus einen solchen Streich zu spielen …«
    Emerson schüttelte den Kopf. »Peabody, du erstaunst mich.«
    »Ich weiß nicht, was du meinst, Emerson. Glaubst du, es wäre sinnvoll, den Cognaclieferanten aufzulauern?«
    »Nein, glaube ich nicht. Sethos verliert vielleicht die Lust an seinem Scherz und stellt die Lieferungen ein, und selbst wenn er sie fortsetzt, wissen wir nicht, wann der nächste Besuch stattfindet. Es wäre reine Zeitverschwendung, das Haus des Geistlichen unter Beobachtung zu halten, falls du das vorschlagen wolltest.«
    »Nein, wollte ich nicht. Ich war zu deinem Schluß gelangt.«
    »Das freut mich zu hören, Peabody.«
     
    Zur Teezeit erreichten wir unser Haus, und ich machte mich sogleich mit Enids Hilfe an die Vorbereitungen. Ramses und Donald waren noch nicht zurückgekehrt. Ich ertappte mich dabei, daß ich auf Geräusche lauschte, die wilde Verfolgungsjagden oder Unruhen ankündigten, wie es häufig bei Ramses’ Aufbrüchen der Fall ist. Doch abgesehen von dem normalen Geräuschpegel, der das wiedererwachende Dorfleben begleitete, hörte man ansonsten nur den entfernten Klang von Gewehrschüssen. Aber selbst das war nichts Ungewöhnliches, denn Schießübungen gehörten zu den Lieblingsbeschäftigungen der allerdümmsten Touristen, und die Feuchtgebiete zwischen dem Kanal und dem Fluß lockten Scharen unglückseliger Vögel an, denen diese »Sportler« den Garaus machten.
    Die Schatten wurden bereits länger, aber unsere Wanderer waren noch nicht zurückgekehrt. Emerson schritt unruhig im Hof auf und ab, schaute abwechselnd auf seine Taschenuhr und dann wieder auf die verschlossenen Tore, bis schließlich ein Schrei das längst überfällige Ereignis ankündigte. Abdullah öffnete die Tore, und Ramses ritt, gefolgt von Donald, in den Hof.
    In Windeseile glitt Ramses von seinem Esel und versuchte, hinters Haus zu rennen. Ich nehme an, er wollte den Anschein erwecken, als müsse er sich unbedingt waschen. Donalds Hand schoß vor und packte ihn am Kragen. Während er ihn in diesem unbequemen, aber praktischen Griff festhielt, marschierte er mit dem Jungen auf uns zu.
    »Professor und Mrs. Emerson, ich liefere Ihnen Ihren Sohn ab. Er befindet sich in einem Stadium der Verschmutzung, das ich trotz umfassender eigener Jugenderfahrung auf diesem Gebiet bislang nicht für möglich hielt, aber er ist so unversehrt, wie ich ihn in Empfang genommen habe. Ich versichere Ihnen, daß die Aufrechterhaltung dieses Zustands alles andere als einfach war.«
    Augenscheinlich waren sie am Fluß gewesen, denn der Schmutz, der Ramses von Kopf bis Fuß überzog, war eingetrockneter Schlamm. Teilweise war er bereits wieder abgebröckelt, was ihm ein seltsam antikes Äußeres verlieh, ähnlich etwa dem einer verwesten Mumie.
    »Ich wasche mich sofort, Mama«, jammerte er. »Wenn du nur so nett sein könntest, dieser … dieser Person zu sagen, daß sie mich loslassen soll.«
    Doch zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits die winzige Spur entdeckt, die Ramses wohl unbedingt vor mir verbergen wollte. Sie war wirklich winzig – ein Loch von etwa einem halben Zentimeter Durchmesser befand sich an der Seite seines Tropenhelms. Als ich einen Schritt näher trat, bemerkte ich ein zweites, nur unwesentlich größeres Loch neben dem ersten.
    Emerson fielen diese ungewöhnlichen Merkmale zur gleichen Zeit auf, und er riß Ramses mit einem Aufschrei des Entsetzens den Helm vom Kopf. Er warf ihn zu Boden, fuhr mit seinen Fingern durch das Haar des Jungen und sorgte in dieser Region schließlich auch noch für totale Verwüstung.
    »Das ist ein Einschußloch, Peabody«, brüllte er. »Eine Kugel ist geradewegs durch Ramses’ Helm geschlagen! Ramses, mein lieber Junge, wo bist du verletzt?«
    »Oh, Emerson, hör auf«, sagte ich. »Wenn

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