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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Ramses den Helm getragen hätte, als der Schuß abgefeuert wurde, wäre die Kugel geradewegs durch seinen Schädel gegangen, und das Ergebnis hättest du mit Leichtigkeit feststellen können.«
    »Er trug den Helm nicht auf dem Kopf«, sagte Donald. »Er hielt ihn in seiner Hand. Das erleichtert Ihnen vielleicht die Beantwortung Ihrer Frage, Professor, trotzdem verlangt es in meinen Augen nach Bestrafung. Wäre dieser junge Mann mein Sohn, würde ich ihn übers Knie legen und ihm eine ordentliche Tracht Prügel verabreichen.«
    Ramses drehte langsam den Kopf zu Donald um und warf diesem einen Blick zu, der einen klügeren Menschen hätte nachgeben lassen. Die schwarzen Locken des Jungen standen wie die eines Massaikriegers in alle Himmelsrichtungen ab, und sein Gesichtsausdruck war auch nicht eben freundlich.
    Emerson überhörte Donalds Bemerkung – es geschah nicht zum ersten Mal, daß er derartige Vorschläge unterbreitet bekam –, Enid jedoch entfuhr ein empörter Aufschrei. »Es überrascht mich gar nicht, einen so grausamem Vorschlag aus dieser Quelle zu hören«, schrie sie und legte beschützend ihren Arm um Ramses. »Armes Kind! Nach einer so furchterregenden Erfahrung auch noch am Kragen geschleift zu werden und verwünscht …«
    »Verdammt, Enid, ich habe ihn nicht verwünscht«, protestierte Donald. »Ich hätte es gern getan, habe es mir aber verkniffen.«
    Enid wandte ihm den Rücken zu und zog Ramses dicht an sich heran. »Geh mit Enid, armer Junge. Sie wird dich waschen und vor diesem Unhold beschützen.«
    Ramses’ Gesicht wurde gegen ihre untadelige Bluse gedrückt – untadelig, möchte ich hinzufügen, bis zu jenem Augenblick –, aber ich konnte seine Wange und einen seiner Mundwinkel sehen. Letzterer war zu einem hemmungslosen Grinsen verzogen. Er ließ zu, daß sie ihn wegführte, und schien diese Form der Umklammerung so zu genießen, wie er sich normalerweise dagegen gesträubt hätte.
    Donald, dessen Hände beinahe ebenso schmutzig waren wie die von Ramses, ging sich ebenfalls waschen. Wenn er gehofft hatte, Enid die Sachlage aus seiner Sicht schildern zu können, so erhielt er dazu keine Gelegenheit, denn sie kehrte, Hand in Hand mit Ramses, fast zeitgleich wieder zurück. Sein Gesicht und seine Hände waren zumindest sauber, und nachdem ich erkannt hatte, daß nur ein Vollbad wieder einen halbwegs manierlichen Menschen aus ihm machen konnte, erlaubte ich ihm, den Tee gemeinsam mit uns einzunehmen, vorausgesetzt, er suchte sich in einiger Entfernung vom Tisch einen Platz. Aufgrund der enthaltenen Nährstoffe hat Nilschlamm einen besonders durchdringenden und beißenden Geruch.
    Auch Donald hielt sich nicht lange mit seiner Toilette auf. Über seinem Hemd und seiner Hose hatte er ein arabisches Gewand getragen. Nachdem er dieses abgelegt hatte, war der schlimmste Dreck beseitigt, und dann hatte er sich noch die Zeit genommen, mit ein paar Bürstenstrichen über seine widerspenstigen Locken zu gehen. Nachdem er sich zu uns gesellt hatte, forderte ich ihn auf, uns das Vorgefallene sowie den Namen der Person mitzuteilen, die versucht hatte, auf Ramses zu schießen.
    »Aufgrund Ihres ruhigen Tons schließe ich, daß Sie genau wissen, daß es ein Unfall war, Mrs. Emerson«, erwiderte er. »Größtenteils von dem jungen Herrn Ramses selbstverschuldet. Wir waren zum Kanal hinuntergegangen und sprachen mit den Frauen, die dort Wäsche wuschen – zumindest Ramses redete mit ihnen. Übrigens ist Ihr Sohn erstaunlich vertraut im Umgang mit bestimmten arabischen Redewendungen … Während wir uns dort aufhielten, hörten wir in einiger Entfernung Gewehrschüsse. Noch ehe ich ihn festhalten konnte, hatte Ramses schon seinen Esel bestiegen und raste wie der Teufel – ich bitte um Verzeihung –, ritt eilig in die Richtung, aus der die Schüsse gekommen waren. Nach einer Weile holte ich ihn ein und erklärte ihm, daß es unklug wäre, in ein Schußfeld hineinzugeraten. Wir hatten eine kurze Diskussion. Er überzeugte mich davon – wie kann man nur ein solcher Idiot sein! –, näher heranzugehen, um das Schießen besser beobachten zu können. Wir – äh – wir hatten ziemlich viel Lärm gemacht, und ich zweifelte nicht daran, daß die Jäger uns bemerkt hatten, aber um hundertprozentig sicherzugehen, rief ich noch einmal. Ein gewaltiger Taubenschwarm wollte sich gerade niederlassen. Es war klar, daß die Gewehre genau in diese Richtung zielten, und da wir uns von Westen näherten, dachte ich, ich

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