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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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natürliche Erregungszustände handelt, sollte ich mehr darüber wissen.«
    »Aber Ramses«, hub sein Vater an, dem nun verspätet dämmerte, wohin sich die Unterhaltung bewegte.
    »Ich glaube, ich habe gehört, wie Mama bei mehreren Gelegenheiten erwähnte, daß die Geschlechterbeziehungen in unserer prüden Gesellschaft falsch gehandhabt werden und daß junge Leute über die Tatsachen informiert werden sollten.«
    »Das hast du also gehört«, bekräftigte ich, während ich mich insgeheim fragte, was zum Teufel in mich gefahren war, so in seinem Beisein zu sprechen.
    »Ich bin gespannt auf eure Informationen«, sagte Ramses, die Ellbogen auf dem Tisch, das Kinn auf beide Hände aufgestützt und die großen Augen auf mich fixiert.
    »Ich kann die Rechtmäßigkeit seiner Bitte nicht ableugnen«, sagte ich. »Emerson …«
    »Was?« brüllte Emerson aufgebracht. »Also, Peabody …«
    »Sicherlich spricht über dieses Thema besser der Vater als die Mutter.«
    »Ja, aber …«
    »Ich überlasse es dann also dir.« Ich erhob mich.
    »Nur einen Augenblick, Papa«, sagte Ramses eifrig. »Gestatte mir, daß ich Papier und Bleistift hole. Ich würde mir gern ein paar Notizen machen.«
    Während ich in Richtung Küche schlenderte, hörte ich Emersons Stimme. Aber sie war zu leise, als daß ich seine Worte hätte verstehen können. Ich meinte allerdings, irgend etwas von Amöben gehört zu haben.
     
    Die Küche war eigentlich nur eine Feuerstelle, die von einem Ring aus Steinen umsäumt wurde, auf denen Töpfe, Pfannen und Krüge scheinbar willkürlich herumstanden. Aber Hamid wußte genau, wo alles war. Er war einer von Abdullahs Cousins, und ich muß sagen, daß sein äußeres Erscheinungsbild nicht unbedingt vertrauenerweckend auf einen zukünftigen Arbeitgeber wirkte, denn er war spindeldürr und hatte einen traurig herabhängenden Schnurrbart. In diesem Fall hätte sich der zukünftige Arbeitgeber allerdings gewaltig geirrt, denn Hamids Kochkünste waren erstklassig. Er sah von dem Topf auf, in dem er gerade rührte, und meinte, das Abendessen sei fertig. Ich überredete ihn, es eine Weile warmzustellen. Denn wenn Emerson mit Einzellern anfing, dauerte es möglicherweise noch einige Zeit, bis er sich zu den Menschen vorgearbeitet hatte. Erfreut über meinen Besuch gesellten sich die Männer zu mir, und wir fingen munter an zu plaudern.
    Nach einiger Zeit neigte sich Hamids Schnurrbart allerdings noch auffälliger als sonst, und unser Koch wurde unwirsch und einsilbig. Ich rechnete schon damit, daß er, wie alle großen Küchenchefs, egal, ob sie nun Turbane oder riesige, weiße Kochmützen tragen, irgend etwas mit dem Essen anstellte, wenn wir nicht pünktlich aßen. Deshalb erklärte ich ihm, er könne servieren, und machte mich auf die Suche nach den Tischgästen.
    Emerson war verschwunden. Ramses schrieb eifrig bei Kerzenschein.
    »Ist der Unterricht beendet?« fragte ich.
    Ramses nickte. »Für den Augenblick, ja. Ich hatte zwar noch Fragen, aber Papa erklärte mir, daß er zu dem Thema nichts mehr zu sagen wüßte.«
    »Meinst du, daß er seine Sache anständig gemacht hat?«
    »Ich gebe zu«, sagte Ramses, »daß ich nicht in der Lage bin, mir gewisse Vorgänge vorzustellen. Sie klingen – wenn nicht überhaupt physikalisch unmöglich – sehr langweilig. Ich habe Papa gebeten, mir ein oder zwei Skizzen zu zeichnen, aber er sagte nein, das könnte er nicht. Vielleicht könntest du …«
    »Nein«, sagte ich.
    »Papa erwähnte, daß das Thema in der Unterhaltung vermieden werden sollte und daß unsere spezifische kulturelle Prägung es als Tabu ansieht. Ich finde das ziemlich seltsam, da es, wie ich mit Bestimmtheit weiß, andere Kulturkreise gibt, die diese Auffassung nicht teilen. Bestimmte kulturelle Werte …«
    »Ramses«, sagte ich. »Das Thema der bestimmten kulturellen Werte muß zum jetzigen Zeitpunkt als Abschweifung betrachtet werden. Kannst du deine Aufmerksamkeit nicht drängenderen Problemen zuwenden?«
    »Wie beispielsweise, Mama?«
    »Wie beispielsweise dem Abendessen. Hamid trägt es gerade auf und ist ernsthaft beleidigt, wenn wir das Essen kalt werden lassen. Hol bitte Mr. Fraser und Miss Debenham, und ich rufe deinen Papa.«
    Ich fand Emerson auf dem Dach. Wie eine lebensechte Sphinx brütete er im Licht der Sterne schweigend vor sich hin. Ich gratulierte ihm zu seiner gelungenen Handhabung des komplexen Themas, worauf er erwiderte: »Amelia, ich bitte dich, das Thema fallenzulassen. Boshafte

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