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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Halunken besessen bist! Du siehst ihn überall und gestehst ihm beinahe übersinnliche Kräfte zu!«
    »Also wirklich, Emerson …«
    »Die einfachste und nächstliegende Erklärung«, fuhr Emerson aufgebracht fort, »ist die, daß Ronald versucht hat, seinen Bruder umzubringen. Ein Akt rein persönlicher Skrupellosigkeit, Peabody, und kein Meisterverbrecher weit und breit! Warum Ronald Donald hassen sollte, entzieht sich meiner Kenntnis, aber es gäbe verschiedene Möglichkeiten – beispielsweise eine Erbschaft oder Rivalitäten, was die Zuneigung der jungen Dame anbelangt. Die Menschen bringen sich aus den lächerlichsten Gründen gegenseitig um.«
    »In jedem Fall«, erwiderte ich genauso hitzig, »zwingt uns das, mehr über Ronald Fraser in Erfahrung zu bringen. Zumindest kann ich klarstellen, ob er sich im letzten Winter in Ägypten aufgehalten hat. Er hätte mit seinem korrekten Namen ins Land einreisen müssen und möglicherweise auch eine Zeitlang im Shepheard logiert. Mr. Baehler kann uns in diesem Punkt sicherlich weiterhelfen.«
    »Deine allgemeinen Schlüsse entbehren wie üblich jeder Logik, aber Fragen kann ja nichts schaden«, knurrte Emerson. »Wir sind da, Peabody. Pack deine Siebensachen zusammen.«
    Der Zug lief in den Hauptbahnhof ein. Emerson öffnete die Abteiltür und wandte sich mit einem gewinnenden Lächeln hilfsbereit der alten Dame zu, die während der gesamten Zugfahrt unsere einzige Mitreisende gewesen war. Sie saß auf der äußersten Kante ihrer Sitzbank, beobachtete uns mit weitaufgerissenen Augen, und als Emerson ihr die Hand reichte, stieß sie einen gellenden Schrei aus.
    »Verschwindet!« kreischte sie. »Mörder … Attentäter … Gesindel … laßt mich in Frieden, ihr Ungeheuer!«
    Meine Versuche, sie zu beruhigen, brachten sie nur noch mehr auf, so daß wir uns gezwungen sahen, sie sich selbst zu überlassen. Die arme Frau erweckte ganz den Anschein, als hätte sie den Verstand verloren.
     
    Als erstes begaben wir uns zum Polizeipräsidium am Bab-el-Khalk-Platz. Major Ramsay besaß die Unhöflichkeit, uns zehn Minuten warten zu lassen, und ich behaupte, es hätte noch länger gedauert, wenn nicht Emerson in seiner gewohnheitsmäßigen Ungeduld den protestierenden Beamten beiseite geschoben und die Tür zum Hauptbüro aufgerissen hätte. Dem schloß sich eine heftige Auseinandersetzung an, in die ich mich nicht einmischte, da ich Emersons Kritikpunkte für absolut gerechtfertigt hielt. Während der Diskussion rückte mir Emerson einen Stuhl zurecht und setzte sich ebenfalls hin, so daß sich Ramsay schließlich in das Unvermeidliche fügen mußte.
    Emerson hielt sich nicht lange mit Höflichkeitsfloskeln auf. »Ramsay, Ihnen ist sicherlich die Sache mit den Antiquitätendieben bekannt, die Mrs. Emerson und ich in der vorigen Saison aufgespürt haben.«
    »Ich habe Ihre Akte vor mir liegen«, entgegnete Ramsay säuerlich und deutete auf eine Mappe. »Ich war gerade bei der Durchsicht der Unterlagen, als Sie hier hereinplatzten. Hätten Sie mir Zeit für eine eingehende Überprüfung gelassen …«
    »Also, zum Teufel, Mann, wieviel Zeit brauchen Sie eigentlich, um ein Dutzend Seiten zu lesen?« wollte Emerson wissen. »Sie sollten sich in der Angelegenheit ohnehin auskennen.«
    Ich hielt es für angebracht, die Wogen mit einer einlenkenden Bemerkung zu glätten. »Darf ich vorbringen, Emerson, daß wir wertvolle Zeit einsparen, wenn wir auf Vorwürfe verzichten? Major Ramsay, wir sind hier, weil wir von Ihnen alles wissen wollen, was Sie über den Meisterverbrecher in Erfahrung gebracht haben.«
    »Über wen?« entfuhr es Ramsay.
    »Ihnen ist er vielleicht als >der Meister< bekannt, einer der Namen, der unter seinen Gefolgsleuten geläufig ist. Er nennt sich auch Sethos.«
    Ramsay starrte mich immer noch mit einem außerordentlich schwachsinnigen Gesichtsausdruck an, deshalb versuchte ich es erneut. »Der Kopf der Bande von Antiquitätendieben. Wenn Sie den Bericht wirklich gelesen haben, wissen Sie, daß er uns leider entkommen ist.«
    »Oh! Oh, ja!« Mit wilder Entschlossenheit blätterte Ramsay die Seiten um. »Ja, es steht alles hier. Glückwünsche von Monsieur de Morgan von der Antikenverwaltung, von Sir Evelyn Baring …«
    »Nun, dann«, sagte ich, »hat die Polizei zweifellos alles darangesetzt, dieses kriminelle Superhirn zu finden und zu stellen. Welche Fortschritte haben Sie erzielt?«
    »Mrs. Emerson.« Ramsay schloß die Aktendeckel und faltete die Hände. »Die

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