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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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»Sobald wir in Dahschur sind, kann Selim diese Aufgabe genau wie in der letzten Saison übernehmen.«
    »Selim war vollkommen nutzlos, Emerson. Ich habe das nicht erwähnt, weil ich die Gefühle des Burschen nicht verletzen wollte, aber er hat sich als unfähig erwiesen, Ramses von irgendwelchen Aktivitäten abzuhalten. Eigentlich war er eher Ramses’ Komplize als sein Bewacher. Was er wirklich braucht, ist ein Privatlehrer«, fuhr ich fort. »Seine Bildung ist, gelinde gesagt, äußerst einseitig. Er kann ägyptische Hieroglyphen mit einer Leichtigkeit übersetzen, wie andere Kinder seines Alters die englische Sprache lesen können, aber er hat nicht die geringste Ahnung von anderen Wissenschaften, geschweige denn von der Geschichte seines ruhmreichen Vaterlandes.«
    »Er kennt sich ganz gut mit der Zoologie aus, Peabody. Er sammelt doch ständig irgendwelche streunenden Viecher auf.«
    »Physik, Astronomie …«
    Emerson schnaubte so inbrünstig, daß der ganze Spiegel mit Rasierschaumflocken übersät war. Er wischte ihn mit seinem Arm sauber. »Welchen Unterschied macht es schon, ob sich die Erde um die Sonne dreht oder umgekehrt? Eine vollkommen belanglose Information.«
    »Es scheint mir, Emerson, als hätte ich diese Äußerung schon einmal irgendwo gehört.«
    »Zweifellos. Das ist die Einstellung jedes vernünftigen Menschen. Mach dir keine Sorgen um Ramses’ Bildung. Er kommt schon klar.«
    Schweigend fuhr er sich mit der glänzenden Rasierklinge über seine Wange. Obgleich er mich nicht überzeugt hatte, verkniff ich mir aus Furcht vor der erhöhten Verletzungsgefahr jeden weiteren Kommentar. Als er den aufwendigen Vorgang beendet hatte, hielt ich es für angeraten, ein anderes Problem anzusprechen. »Also brechen wir morgen früh auf?«
    »Wenn du damit einverstanden bist, meine Liebe.«
    »Ich bin nicht ganz damit einverstanden. Es gibt da einige Dinge, die ich noch erledigen wollte …«
    Emerson wirbelte mit gezücktem Rasiermesser zu mir herum. »Wie beispielsweise das Einmischen in die Privatangelegenheiten von Miss Devonshire.«
    »Debenham, Emerson. Die junge Dame heißt Debenham. Ich hatte mir vorgenommen, ein paar nette Worte mit ihr zu wechseln – ihr einen Rat zu geben, wie ihre Mutter es getan hätte, wenn sie noch lebte. Ich muß dann einfach schon heute abend eine Gelegenheit finden.«
    »Zum Teufel damit«, sagte Emerson.
    »Beeil dich, Emerson. Das Mena House wird überfüllt sein. Bei Mondlicht sind die Pyramiden die Attraktion schlechthin. Nein«, fuhr ich fort, während ich mein geflochtenes Haar zu einem ordentlichen Knoten feststeckte, »die von mir angesprochenen Dinge haben mit meinem Einkauf zu tun. Ich bin mir sicher, daß du nicht alles bekommen hast, was ich brauche.«
    »Habe ich wohl. Ich habe sogar eine Ladung dieser verfluchten Medikamente gekauft, mit denen du ständig die Menschheit traktierst. Brechwurz, Rhabarber, Quecksilberchlorid, Zugpflaster …«
    »Abendmahlskelche hast du aber keine besorgt, nehme ich an?«
    »Abendmahls … Peabody, ich habe nichts dagegen, wenn du dich als Ärztin betätigst, aber ich werde entschiedenen Protest einlegen, wenn du damit anfängst, die heiligen Sakramente auszuteilen. Das widerspricht nicht nur meinen Prinzipien – da ich solche Handlungen für den größten Hokuspokus halte –, es wird dich auch mit Sicherheit in allergrößte Schwierigkeiten mit der englischen Kirchenobrigkeit bringen.«
    »Du beliebst zu scherzen, Emerson. Du weißt ganz genau, warum ich die Kelche haben möchte. Sie sollen diejenigen ersetzen, die der Meisterverbrecher im vorigen Jahr aus der Kirche von Dronkeh gestohlen hat. Der Kummer des armen Scheichs El Beled hat mich tief berührt; wir können ihm die Originale nicht wieder beschaffen, deshalb dachte ich, wir sollten ihm statt dessen andere mitbringen. Vermutlich hast du nicht einmal danach gesucht.«
    »Antike koptische Reliquien sind selbst in den Basaren von Kairo schwer zu finden«, konterte Emerson. »Es ist ohnehin unsinnige Zeitverschwendung. Warum hast du ihm nicht einfach ein paar hübsche Zahnputzbecher aus der Stadt mitgebracht?«
    Ich ignorierte diese beißende Bemerkung, die Emersons unorthodoxe religiöse Einstellung so treffend wiedergab. Als er allerdings nach seiner Hose griff, war ich versucht, mich aufzulehnen. »Nicht diese Hose, Emerson. Ich habe dir deine Abendgarderobe zurechtgelegt. Ein Tweedanzug ist …«
    »… die einzig angemessene Garderobe, um die Große Pyramide zu

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