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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Benehmen.«
    Ich hatte gehofft, wir würden einige unserer Archäologenfreunde treffen, aber ich entdeckte keinen unserer Bekannten. Erst als ich die Speisekarte studierte, um ein Dessert für Ramses auszuwählen, vernahm ich eine zaghafte Stimme, die meinen Namen murmelte. Ich sah auf und blickte in ein mir bekanntes, lächelndes Gesicht. Es war der junge Howard Carter, der dankbar meine Einladung annahm, sich zum Kaffee zu uns zu gesellen. Nachdem er Ramses zugenickt und Emerson mit größter Ehrerbietung begrüßt hatte, erklärte er uns, daß er dienstlich in Kairo zu tun und die Gelegenheit wahrgenommen hätte, nach Gizeh herauszufahren, um die Pyramiden im Mondlicht zu bewundern.
    »Erzählen Sie das bitte nicht Professor Naville«, fügte er mit seinem liebenswerten Grinsen hinzu. »Man denkt nämlich, daß ich arbeite.«
    »Sind Sie immer noch mit Naville in Theben?« fragte ich. »Ich dachte, die Grabungsarbeiten am Hatasu-Tempel wären längst abgeschlossen.«
    »Die Grabungsarbeiten schon. Aber wir haben noch viel Arbeit mit der schriftlichen Aufzeichnung und der Restaurierung.«
    »Das glaube ich gern«, sagte Emerson. »Immer, wenn Naville eine Ausgrabung beendet, brauchte man eigentlich übersinnliche Kräfte, um sein Chaos in Ordnung zu bringen.«
    »Sie klingen wie mein alter Mentor Petrie«, sagte Carter lächelnd.
    Aus dem verärgerten Gesichtsausdruck Emersons schloß ich, daß er die Fehde zwischen Naville und Petrie vergessen hatte. Emerson hatte sich in dem Dilemma befunden, sich entscheiden zu müssen, für welche Seite er Partei ergriff (da es seinem Naturell widersprach, neutral zu bleiben). Er teilte zwar einerseits Petries schlechte Meinung von Navilles beruflicher Qualifikation, haßte es jedoch, seinem ärgsten Rivalen zuzustimmen. Stirnrunzelnd schwieg er, als der junge Engländer munter weiterschwatzte: »Petrie ist ein hervorragender Lehrer, und ich werde ihm stets dankbar sein, aber er ist zu hart gegenüber Monsieur Naville. Dessen Vorgehensweise wirkt zwar gelegentlich etwas überstürzt …«
    Emerson konnte sich nicht mehr beherrschen. »Überstürzt!« brüllte er. »Ist es wahr, daß er den alten Stollen zugeschüttet hat? Nun, dann ist er ein verflu – äh – Versager, denn in dem Stollen befinden sich zweifellos Gräber, die er unter Tonnen von Gestein begraben hat.«
    Mr. Carter hielt es für ratsam, das Thema zu wechseln, ein Entschluß, den ich nur von ganzem Herzen unterstützen konnte. »Meinen Glückwunsch, daß Sie den Ferman für Dahschur bekommen haben«, sagte er. »Das war das Gesprächsthema unter den Archäologen, als de Morgan Ihnen das Gebiet übertrug. Petrie spekulierte ununterbrochen, warum ausgerechnet Ihnen das gelungen ist. Er versuchte mehrmals, Dahschur zu bekommen, blieb aber leider erfolglos.«
    Sorgfältig vermied ich es, Ramses anzuschauen. Emerson straffte sein Kinn und lächelte selbstgefällig. »Dazu bedurfte es lediglich etwas Taktgefühl, mein Junge. In mancher Hinsicht ist Petrie ein wirklich bewundernswerter Kerl, aber daran hapert es bei ihm. Ist er dieses Jahr wieder in Sakkara?«
    »Quibell, sein Assistent, ist dort und kopiert Grabinschriften«, sagte Carter. Er lächelte mir zu. »Dieses Jahr gehören mehrere junge Damen zu seinem Mitarbeiterstab. Sie werden Ihre Lorbeeren mit einigen anderen Ihres bewundernswerten Geschlechts teilen müssen, Mrs. Emerson. Die Damen kommen schließlich noch ganz groß raus.«
    »Bravo«, rief ich entzückt. »Oder, um genauer zu sein, Brava!«
    »Exakt«, sagte Carter. »Petrie selbst hält sich in Karnak auf, wo die anderen später auf ihn stoßen werden. Ich sah ihn vor seinem Aufbruch und bin mir sicher, er ließe Ihnen seine Grüße ausrichten, wenn er geahnt hätte, daß mir das Vergnügen eines Zusammentreffens gewährt wäre.«
    Diese Höflichkeitsfloskel lag so eindeutig daneben, daß sie nicht einmal ihren Überbringer überzeugte. Deshalb fuhr er rasch fort: »Und Mr. Cyrus Vandergelt – ist ein weiterer Nachbar von uns. Er spricht oft von Ihnen, Professor, und von Mrs. Emerson.«
    »Ganz gewiß tut er das.« Emerson warf mir einen mißtrauischen Blick zu. Mr. Vandergelts rauhe, aber herzlich gemeinte, amerikanische Höflichkeit gegenüber dem anderen Geschlecht (dem ihm anderen Geschlecht, will ich damit sagen) hatte Emerson schon immer verärgert. Er meint, daß jeder Mann, der mir Komplimente macht, romantische Absichten verfolgt. Ich kann ihm diese Meinung nicht verwehren, die, das muß

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