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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ägyptischen Nächte sind –, und auch ich wäre zufrieden gewesen, wenn ich in verträumtem Schweigen Hand in Hand mit Emerson hätte schlendern können. Aber Emerson blieb unleidlich.
    »Wenn die beiden beschließen, morgen nach Kairo zu fahren und sich dort in ihr Schicksal zu ergeben, ist es wichtig, daß wenigstens eine verantwortungsbewußte Person sie begleitet«, beharrte ich.
    »Absolut nicht, Peabody. Wenn sie uns verlassen, haben wir nicht mehr und nicht weniger davon – denn sie war ohnehin zu nichts zu gebrauchen, und er ist von ihr so abgelenkt, daß er seinen Pflichten nicht nachgehen kann. Ich weiß nicht, warum du die Leute immer wieder zu so etwas ermutigen mußt. Du hast ständig einige dieser nutzlosen jungen Leute hier herumhängen, die uns von der Arbeit abhalten und uns das Leben schwermachen. Ich habe nichts gegen sie, und ich wünsche ihnen nur das Beste, aber ich bin froh, wenn sie endlich wieder verschwinden.«
    Ich ließ Emerson nörgeln – was er nach Herzenslust tat und dabei kaum Atem schöpfte –, bis wir unser Zelt erreicht hatten. Ich blieb stehen, um den beiden schemenhaften Gestalten hinter uns eine angenehme Nachtruhe zu wünschen. Emerson nahm meine Hand und zog mich ins Innere. Noch lange Zeit später waren die einzigen Geräusche, die die Stille durchbrachen, die weit entfernten Rufe der Schakale.
     
    Als ich kurz vor Sonnenaufgang aufwachte, geschah das nicht, weil mich ein Verbrecher oder ein Attentäter aus dem Schlaf geschreckt hatte. Ich hatte wieder geträumt – einen Traum, so real und detailliert, daß ich erst einmal meine Hand nach Emerson ausstrecken mußte, um mich zu versichern, daß ich mich wirklich Seite an Seite mit meinem Ehemann in einem Zelt befand. Die Konturen der vertrauten Gesichtszüge unter meinen tastenden Fingern erleichterten mich. Emerson schnarchte und murmelte im Schlaf, wachte aber nicht auf.
    Genau in diesem Augenblick hätte ich mir eigentlich gewünscht, daß er nicht so tief und fest schlief. Ich hatte das lächerliche Bedürfnis nach einem Gespräch und auch – obgleich ich das nur ungern zugebe – nach Trost. Es war nicht so sehr die Traumhandlung, die mich in der Dunkelheit zittern ließ, sondern, wenn ich das einmal so ausdrücken darf, die vorherrschende psychische Atmosphäre. Jeder, der schon einmal schreiend aus einem Alptraum hochgeschreckt ist, weiß, was ich damit meine, denn in Träumen können die harmlosesten Gegenstände plötzlich außergewöhnliche Vorahnungen heraufbeschwören. Ich sehnte mich danach, mit Emerson über meine Empfindungen zu sprechen, hörte allerdings schon, wie er sagte: »Papperlapapp, Peabody!«
    Mein gutmütiges Naturell gewann schließlich die Oberhand, und ich schmiegte mich enger an ihn, während ich versuchte, Morpheus ein weiteres Mal zu überlisten. Die launische Gottheit ließ sich allerdings nicht beirren, obwohl ich eine ganze Reihe von Schlafstellungen ausprobierte. Trotz meines ständigen Hin- und Herwälzens lag Emerson mit vor der Brust verschränkten Armen so ruhig da wie ein gefällter Baumstamm.
    Schließlich gab ich meine Bemühungen auf. Es drang immer noch kein Licht durch die dicken Zeltbahnen, aber die kühle Morgenluft zeugte davon, daß es kurz vor Sonnenaufgang war. Ich erhob mich, zündete eine Laterne an und zog mich an. Jeder, der das schon einmal in der Enge eines Zeltes versucht hat, kann bezeugen, daß es unmöglich ist, diese Tätigkeiten geschickt und leise zu verrichten. Trotzdem schlief Emerson weiter und ließ sich weder vom Lichtschein noch von meinem unvermeidlichen Stolpern über seine Füße stören. Selbst als ich meinen Werkzeuggürtel anlegte, schien ihn das Klappern nicht zu beirren. Ich mußte ihm sanft auf den Brustkorb trommeln und sein Gesicht und seinen Körper mit einer Vielzahl von Klapsen und Knuffen traktieren, ehe seine regelmäßigen Atemzüge ihren Rhythmus veränderten. Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Ohne die Augen zu öffnen, streckte er einen Arm aus und zog mich zu sich hinunter.
    Ich glaube, ich habe bereits erwähnt, daß Emerson jegliche Einengung durch Nachtwäsche ablehnt. Die Kraft seiner Bewegung sorgte dafür, daß mein Gürtel und dessen Sortiment an harten, scharfkantigen Gegenständen plötzlich einen seiner überaus empfindlichen Körperteile berührten, und sein zufriedener Gesichtsausdruck unterlag einer schrecklichen Wandlung. Rasch bedeckte ich seinen Mund mit meiner Hand, um den in seiner Kehle brodelnden

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