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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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auf sich zu nehmen? Dumm, Mr. Fraser – wirklich, überaus dumm. Denn diese Handlung barg gefährlichere Konsequenzen für Sie als nur den Verlust der Ehre. Ihr Bruder hoffte, daß Ihre Verzweiflung Sie in den Selbstmord oder in die Selbstzerstörung führte und er damit die Verfügungsgewalt über Ihren Besitz erzielen würde. Ich vermute, daß er auch noch ein weiteres Motiv verfolgt, was mit der Zuneigung von Miss Debenham zu tun hat. Ich vermute ebenfalls, daß, wenn sich Miss Debenham mit Donalds Schande und seinem Verschwinden abgefunden hätte, Ronald nicht weitergegangen wäre. Da sie sich aber entschlossen auf die Suche nach Donald machte und seine Schuld entschieden abstritt, gefährdete sie Ronalds Position, und er sah sich zu einem direkteren Eingreifen gezwungen.
    Er warb Kalenischeff an, und zwar nicht, um Miss Debenham auf die Spur von Donald zu bringen, sondern um sie in die Irre zu führen. Doch für einen entsprechenden Preis hätte Kalenischeff auch Ronald hintergangen, und deshalb mußte Ronald ihn zum Schweigen bringen. Es ist nicht besonders schwierig, in Kairo Auftragsmörder anzuwerben. Kalenischeff wurde nicht nur deshalb in Miss Debenhams Zimmer gelockt, weil er dort wesentlich angreifbarer war, sondern auch, weil Ronald, der die Dreistigkeit besaß, sie sein >süßes Schätzchen< zu nennen, hoffte, ihren guten Ruf damit so zu belasten, daß sie endlich ihre Nachforschungen einstellte. Ich vermute, Miss Debenham, daß er Ihnen Ihr gleichgültiges Verhalten ihm gegenüber und die Ablehnung seines Heiratsantrages sehr übelgenommen hat, und Sie können dem Himmel danken, daß Sie Ihre Meinung nicht geändert haben. Denn befänden Sie sich erst einmal in seiner Gewalt, würden Sie Ihre Torheit mit Tränen der Verzweiflung büßen. Er ist ein hinterhältiger und rachsüchtiger Mann.«
    »Erstaunlich, Professor«, entfuhr es Donald. »Sie haben bis zur winzigsten Einzelheit recht. Es ist Ihnen sogar gelungen, mir schmerzhafte Wahrheiten vor Augen zu führen, die ich mir selbst nicht eingestehen wollte. Wie konnten Sie das alles wissen?«
    »Nur einem Idioten wäre das nicht aufgefallen«, knurrte Emerson.
    »Oder einem Bruder, den geschwisterliche Zuneigung uneinsichtig gemacht hat«, sagte ich etwas liebenswürdiger.
    »Oder«, meinte Emerson, während er mich unverhohlen fixierte, »einem Menschen, der von Meisterverbrechern besessen ist.«
     
    Als wir uns zu unserem Nachtlager in der Wüste aufmachten, gingen wir nicht allein. Emerson konnte seinen Zorn kaum noch verbergen, denn Donald hatte darauf bestanden, daß Enid das andere Zelt aufsuchte. »Jetzt ist es besonders wichtig«, hatte er gesagt, während er die Hand des Mädchens drückte, »daß nicht der leiseste Hauch einer Schmach auf Enid ruht.«
    »Hmhm«, sagte Emerson.
    Auch ich hatte etwas gegen diese Vorstellung, aber aus einem anderen Grund. Emersons Analyse des Falles war wie immer schlüssig gewesen. Das soll nicht heißen, daß sie deshalb stimmte. Innerlich spürte ich, daß meine beiden jungen Freunde in den unsichtbaren Fäden von Sethos’ grauenvollem Netz zappelten. Meine Argumente zeigten allerdings wenig Wirkung. Donald unterstützte Emerson (Männer halten immer zusammen), und Enid unterstützte Donald. Der einzige, der noch einen Funken Verstand zeigte, war Ramses. Sein Angebot, vor Enids Zelt Wache zu halten, wurde einstimmig abgelehnt, aber als er statt dessen seine Katze ins Feld führte, lachte Enid und meinte, es würde ihr Freude machen, ein putziges, verschmustes Knuddelkätzchen bei sich zu haben.
    Ich betrachtete die riesige, gestromte Katze. Ihre topasfarbenen Augen waren zu Schlitzen verengt und ihr Mäulchen gespitzt, so als schmunzelte sie insgeheim über diese lächerliche und unzutreffende Beschreibung. Es wirkte sogar noch grotesker, als Ramses sie in eine Ecke zerrte, sich niederließ, seinen Blick auf sie richtete und ihr etwas zumurmelte. Es ließ einem das Blut in den Adern gefrieren, mitanzusehen, wie sie einander fixierten, die Katze stumm und neugierig, mit schiefgelegtem Kopf und hin und her gehendem Schweif.
    Was auch immer Ramses zu ihr sagte, es zeigte die gewünschte Wirkung. Bastet begleitete uns, als wir das Haus verließen. Donald hatte seine Absicht erklärt, seine Geliebte zu begleiten und sie sicher zu ihrem Zelt zu bringen. Unter dem Sternenhimmel flüsternd, folgten sie uns in einem gewissen Abstand. Für Verliebte war es eine vollkommene Nacht – wie es eigentlich die meisten

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