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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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wartenden Kutsche zurück. Mehrere weitere Kaleschen warteten ebenfalls, doch die von Kalenischeff konnte ich nicht erkennen. Als sich unser Fahrzeug in Bewegung gesetzt hatte, meinte Emerson: »Nun, Peabody?«
    »Nun, Emerson?«
    »Ich warte auf deinen Kommentar hinsichtlich unseres neuen Bediensteten. Es überrascht mich, daß du deine Meinung bislang noch nicht geäußert hast.«
    »Also, um ehrlich zu sein, Emerson, halte ich das für eine hervorragende Idee. Wenn du mir nicht zuvorgekommen wärst, hätte ich es selbst vorgeschlagen.«
    »Tatsächlich«, sagte Emerson.
    »Wir haben eine Verpflichtung«, fuhr ich fort, »unglückseligen Kreaturen zu helfen, insbesondere, wenn es sich um unsere Landsleute handelt. Zweifellos hat dieser junge Mann eine niederschmetternde Enttäuschung erlebt – höchstwahrscheinlich in der Liebe –, was ihn in seinen gegenwärtigen, bedauernswürdigen Zustand versetzt hat. Ich hoffe, du wirst mich nicht für überheblich halten, wenn ich einflechte, daß sich mein Rat und meine Erfahrung in solchen Fällen schon häufig als vorteilhaft erwiesen haben.«
    »Pah«, meinte Emerson. »Meine Motive sind beileibe nicht so altruistisch, Amelia. Ich möchte schlicht und einfach jemanden, der Ramses beaufsichtigt, während wir – während wir anderweitig beschäftigt sind. Ich bin mir sehr wohl darüber im klaren, daß es sinnlos ist, von dir zu verlangen, dich nicht in die Angelegenheiten des jungen Mannes einzumischen, aber ich bitte dich inständig, ihn nicht so zu verunsichern, daß er uns wieder verläßt. Das ist alles, was ich zu diesem Thema zu sagen habe, und du brauchst auch nicht zu argumentieren. Nun, Ramses, du bist ungewöhnlich still. Was hältst du davon?«
    Ramses räusperte sich. »Danke, Papa. Ich habe darauf gewartet, daß man mich um meine Meinung bittet, denn schließlich bin ich der unmittelbar Betroffene. Abgesehen von der Tatsache, daß ich nicht das Gefühl habe, ein Kindermädchen, egal welchen Geschlechts, zu benötigen …«
    »Selbstverständlich brauchtest du heute abend jemanden«, merkte ich kritisch an. »Wie konntest du nur so unvernünftig sein, dich praktisch vor unserer Nase entführen zu lassen?«
    Ramses wollte etwas erwidern. Emerson, der die Neigung seines Sohnes zu ausschweifenden Kommentaren ebenso kannte wie ich, antwortete statt dessen. »Wie ich aufgrund der Äußerungen von Ramses und Abu feststellen konnte, wurde die Sache recht geschickt eingefädelt. Es waren nicht die ursprünglich Ramses zugedachten Führer, die ihn wegschafften. Abu fragte diese Burschen, nachdem ich ihm berichtet hatte, daß er verschwunden war, und sie erzählten ihm, daß sie von einem amerikanischen Herrn weggeschickt worden seien, der sich ihnen als Mitglied unserer Gruppe vorgestellt hatte. Ein lukratives Bakschisch beseitigte auch noch ihre letzten Zweifel, wobei sie es ohnehin nicht gewagt hätten, den Befehl eines Effendi in Frage zu stellen.«
    »Das ist allerdings eine erstaunliche Entwicklung, Emerson«, entfuhr es mir. »Ich hatte angenommen, daß es sich um einen einfachen, dreisten Versuch handelte, um Geld zu erpressen, oder möglicherweise um einen Trick Kalenischeffs, der uns außer Gefecht setzen wollte, während er seinen hinterhältigen Plan umsetzt, mit dem er gerade beschäftigt ist – worum auch immer es sich dabei handeln mag.«
    »Beides eher unwahrscheinlich, Peabody. Kalenischeff weiß sehr wohl, daß er sich nicht mit mir anlegen darf.«
    Seine Zähne knirschten bei dieser Äußerung, als hätte er soeben Kalenischeffs Genick zermalmt, und ich mußte zugeben, daß seine Argumentation überzeugend war.
    »Wer hätte es denn dann gewesen sein können? Wer könnte es auf Ramses abgesehen haben, oder auf … Gütiger Himmel, Emerson!«
    Emerson hob abwehrend seine Hand. »Bitte, Peabody. Sag es nicht.«
    »Wer hätte es sonst gewesen sein können?« schrie ich. »Wer außer diesem kriminellen Genie, diesem Meisterverbrecher?«
     
    Ich halte es nicht für sinnvoll, die sich daran anschließende Unterhaltung darzulegen. Emersons Äußerungen entbehrten jeder Logik, und er fiel mir dauernd ins Wort. Ramses machte keinerlei Anstalten, seine Meinung beizusteuern. Als wir vor dem Hotel vorfuhren, war Emerson immer noch wütend, und ich beendete die Diskussion, da es unfein gewesen wäre, sich in der Hotelhalle gegenseitig anzuschreien.
    Der diensthabende Etagenkellner informierte uns, daß während unserer Abwesenheit einige Pakete abgegeben worden

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