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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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seien. Emerson nickte und warf dem Burschen ein Geldstück zu. »Das sind sicherlich die Sachen, die ich heute nachmittag bestellt habe«, sagte er. »Wenigstens etwas, was heute nicht schiefgelaufen ist.«
    Die Pakete standen in einer Ecke. Mitten auf diesem Stapel thronte Bastet – aufrecht und aufmerksam, als hielte sie Wacht. Tatsächlich war sie uns in dieser Hinsicht nützlich, denn die Hotelbediensteten hatten einen Heidenrespekt vor ihr. Ihre Ähnlichkeit mit den jagenden Katzen auf den altägyptischen Grabmalereien und ihre fast hundegleiche Ergebenheit gegenüber ihrem jungen Herrn hatten die abergläubischen Burschen überzeugt, daß sie keine gewöhnliche Katze sein konnte.
    Sie und Ramses begrüßten sich zärtlich, doch als er ihr die mitgebrachten Hühnchenteile anbot, lehnte sie höflich, aber entschieden ab.
    »Seltsam«, sagte Ramses. »Sehr seltsam.«
    Ich mußte ihm zustimmen. Normalerweise liebte die Katze Bastet Hühnchen über alles. »Kann mit dem Essen irgend etwas nicht stimmen?« fragte ich unbehaglich. »Vielleicht ist es vergiftet oder enthält ein Betäubungsmittel?«
    »Wenn damit irgend etwas nicht gestimmt hätte, würden wir uns mittlerweile alle vor Schmerzen krümmen oder im Koma liegen«, schnaubte Emerson. »Für heute hatte ich genug Dramatik, mehr kann ich nicht ertragen. Ramses, geh zu Bett. Amelia …«
    »Ja, Ramses sollte sich umgehend zur Ruhe begeben, da wir zeitig aufbrechen müssen. In Anbetracht des Zwischenfalls am heutigen Abend solltest du besser die Tür offenlassen, Ramses.«
    Emerson warf mir einen zurechtweisenden Blick zu. »Meine liebe Peabody …«, begann er.
    »Ich sehe daran nichts Verwerfliches, Emerson.«
    »Nun gut. Nach deinem Abenteuer wirst du heute nacht sicherlich tief und fest schlafen, Ramses. Solltest du aufwachen und irgend etwas hören – äh – egal was, nimm keine Notiz davon.«
    »Egal was, Papa?«
    »Ganz egal, mein Junge. Äh – Papa wird sich darum kümmern, was auch immer es sein mag.«
    »Ja, Papa. Aber wenn ich dich oder Mama um Hilfe schreien höre …«
    Diese unschuldige Frage ließ Emerson wie einen Schuljungen erröten. Das erheiterte mich, und ich griff nicht ein. Denn wie es das Sprichwort so treffend wiedergibt, hatte er eine Grube gegraben, in die er selbst hineingefallen war, und es war sein Problem, wie er wieder herauskam.
    »Papa wird es dir erklären«, sagte ich. »Ich muß kurz nach draußen. Ich habe noch eine dringende Angelegenheit zu erledigen.«
    Die Zornesröte auf Emersons gebräunten Wangen nahm noch zu, da jetzt Mißtrauen in ihm aufkeimte. »Was für eine Angelegenheit?« wollte er wissen.
    »Ich bin rasch zurück.«
    »Peabody, ich verbiete dir ausdrücklich …« Mein warnender Gesichtsausdruck wies Emerson auf seinen verfehlten Umgangston hin. »Ich bitte dich darum, dich nicht in Angelegenheiten einzumischen, die dich nichts angehen. Du kannst nicht mitten in der Nacht Leute aufwecken, um sie über ihre persönlichen Probleme aufzuklären.«
    »Ich hatte vor, morgen früh mit Miss Debenham zu sprechen, Emerson. Deine Entscheidung, Kairo unverzüglich zu verlassen – zugegebenermaßen ohne die Höflichkeit zu besitzen, mich daran zu beteiligen –, zwingt mich zu dieser Vorgehensweise.«
    Noch ehe er antworten konnte, war ich aus dem Zimmer geschlüpft.
    Der diensthabende Saffragi vor Miss Debenhams Suite informierte mich, daß sie noch nicht zurückgekehrt sei, deshalb ging ich nach unten, um in der Halle oder auf der Terrasse nach ihr Ausschau zu halten. Es war beileibe nicht so spät, wie ich angenommen hatte. Unser Abend war nur so aufregend verlaufen, daß er mir länger erschienen war, als es tatsächlich der Fall war. Die Terrasse war mit Gästen bevölkert, die Erfrischungen zu sich nahmen und den Gauklern und Schlangenbeschwörern auf der Straße zuschauten. Miss Debenham befand sich allerdings nicht unter ihnen. Ich meinte, unter den Darbietenden einen schmutziggelben Schatten erspäht zu haben, doch als ich über die Balustrade blickte, konnte ich den zerlumpten Engländer nirgends entdecken. Vermutlich hatten mich meine Augen getäuscht. Gelbe Turbane sind zwar selten, aber dennoch nichts Ungewöhnliches.
    Recht frustriert entschloß ich mich schließlich, mein Vorhaben aufzugeben. Es war nicht in Erfahrung zu bringen, wann das Paar zurückkehren würde oder ob sie überhaupt in jener Nacht ins Hotel zurückkehrten. Kalenischeff hatte mir im Verlauf der von mir bereits geschilderten,

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