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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Angewidert trat ich einen Schritt zurück. »Opium! Der Mann ist drogenabhängig!«
    »Zu diesem Schluß könnte man zwangsläufig kommen«, meinte Ramses wohlüberlegt. »Ist er tot?«
    »Sicherlich nicht.«
    »Da bin ich aber froh«, bemerkte Ramses. »Das wäre keine gute Entschädigung für seine Hilfeleistung gegenüber mir. Und seine persönlichen Gewohnheiten gehen uns nichts an, insbesondere im Hinblick auf …«
    »Sei einen Augenblick still, Ramses. Ich höre die Schritte deines Vaters. Er geht verflucht energisch! Ruf ihn bitte, sonst wird er die Pyramide bis in alle Ewigkeit umkreisen.«
    Ramses gehorchte. Emersons entfernte Rufe nach Ramses kamen näher. Ramses antwortete ihm in derselben Lautstärke. Die beiden brüllten so lange, bis Emerson schließlich auftauchte und sich auf seinen Sohn stürzte. Ich hörte, wie Ramses’ Atem bei der Umarmung seines Vaters mit einem lauten Zischen aus seinen Lungen entwich, und da ich wußte, daß Emerson für eine Weile zu keinem vernünftigen Gespräch fähig sein würde, wandte ich meine Aufmerksamkeit erneut Ramses’ vermeintlichem Retter zu.
    Als ich mich über ihn beugte, drang mir wieder der betäubende Opiumgeruch in die Nase, doch ich bekämpfte meinen Ekel und griff nach seinem Turban, um das Ausmaß der Verletzung besser beurteilen zu können. Als ich meine Hand ausstreckte, warf der Mann schützend die Arme über sein Gesicht.
    » Matekhafsh, habib « , sagte ich beruhigend. »Haben Sie keine Angst. Mein Schlag war lediglich ein Mißverständnis. Das Kind hat mir von Ihrer mutigen Tat berichtet.«
    Zunächst zeigte er keine Reaktion. Dann vernahm ich durch den zerlumpten Stoff eine leise Stimme. »Lassen Sie mich in Ruhe, Sitt. Ich habe nichts getan. Und ich will nichts anderes, als daß man mich allein läßt.«
    » Wallahi-el azim, beim Allmächtigen, ich will Ihnen nichts Böses. Ich möchte das doch nur wiedergutmachen. Kommen Sie etwas mehr ins Mondlicht, damit ich sehen kann, wie sehr sie verletzt sind.« Der Mann machte keinerlei Anstalten, und deshalb fuhr ich ungehalten fort: »Kommen Sie schon, bei uns sind Sie in Sicherheit. Das ist der große, berühmte Effendi Emerson, der Vater der Flüche, und ich bin seine Ehefrau, manchmal auch die Sitt Hakim genannt.«
    »Ich kenne Sie, Sitt«, lautete seine Antwort.
    »Warum zieren Sie sich dann so? Wenn Sie meinen Namen kennen, wissen Sie auch um dessen Bedeutung. Ich kenne mich in medizinischen Dingen gewissermaßen aus …«
    Wie nicht anders zu erwarten, hörte Emerson, der selten eine Gelegenheit ausläßt, meine ärztliche Qualifikation zu verhöhnen, diese Bemerkung. In diesem Fall verkniff er sich allerdings seinen üblichen zynischen Kommentar. Ramses hatte ihm offensichtlich die Situation geschildert, und seine Dankbarkeit setzte sich über jede Ironie hinweg. Er packte den liegenden Mann am Arm, zog ihn energisch hoch und schüttelte ihm die Hand. »Der Segen eines Vaters sei mit Ihnen«, hub er in sonorem Arabisch an, doch bevor er überhaupt weitersprechen konnte, verunsicherte ihn der Retter dadurch, daß er mit gesenktem Kopf vor ihm auf die Knie fiel.
    »Sie müssen doch nicht vor mir knien, guter Mann«, sagte Emerson bewegt.
    »Papa, ich glaube nicht, daß er dir damit seine Ehrerbietung ausdrücken will, sondern er ist in Ohnmacht gefallen«, sagte Ramses gelassen. »Wie ich dir bereits sagte, hatte einer der Männer ein Messer, dieser Typ mit dem Namen …«
    »Du meine Güte«, sagte Emerson leicht überrascht. »Ich glaube, du hast recht, Ramses. Ja, die klebrige Flüssigkeit an seinen Fingern scheint Blut zu sein.«
    »Solange du ihn noch festhältst, Emerson, kannst du ihn auch etwas mehr ins Mondlicht rücken«, schlug ich vor.
    »Hmmm, ja, ganz recht, meine Liebe«, sagte Emerson. Er umfaßte die Schultern des Mannes und zog ihn mit seinen kräftigen Armen über den Sand, bis sein Körper vom Licht des Mondes bestrahlt wurde.
    Eine Gruppe neugieriger Zuschauer hatte sich um uns versammelt. Sobald sie erkannten, daß ihre Aufmerksamkeit lediglich einem zerlumpten Bettler galt, wandten sich die Nichtaraber unter ihnen angewidert ab. Die Ägypter erkannten Emerson und scharten sich sogleich um ihn, um mitzuerleben, was passieren würde, denn, wie einer von ihnen gegenüber einem Freund anmerkte: »Der Vater der Flüche ist ein großer Magier. Vielleicht erweckt er diesen Toten wieder zum Leben.«
    Einige der Umstehenden trugen Fackeln und Laternen. Unter ihnen befand sich auch

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