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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hatte) zusätzlich von einer Schmutzschicht abgedunkelt wurde, erkannte ich, daß es sich um das eines jungen Mannes handelte. Welche entsetzliche Tragödie hatte ihn frühzeitig ergrauen lassen? Oder war es die Folge von Lasterhaftigkeit und Drogenmißbrauch?
    Meine Überlegungen wurden von Emerson, der seine Diskussion mit Abu beendet hatte, brutal unterbrochen. Er schien sich bester Laune zu erfreuen. Das ist bei Emerson häufig der Fall, wenn er jemanden zurechtgestutzt hat.
    »Also Ramses’ Held ist Engländer? Eher ein Schotte, nehme ich an. Er würde sich für deine Fehleinschätzung bedanken, Ramses.« Er beugte sich über den jungen Mann. »Sie kehren besser mit uns zum Hotel zurück, mein Freund.«
    Der Gentleman – denn aufgrund seiner gewählten Aussprache mußte er einer sein – starrte uns feindselig und abweisend an. »Wenn Sie sich für irgend etwas erkenntlich zeigen wollen, dann haben Sie die Güte, mich unbehelligt meiner Wege ziehen zu lassen.«
    »Ich teile Ihren Wunsch nach Privatsphäre und Unabhängigkeit voll und ganz«, sagte Emerson. »Ich will mich nicht für irgend etwas erkenntlich zeigen, sondern möchte Ihnen eine Stelle anbieten.«
    »Was?« Vor Erstaunen glätteten sich die Falten auf der Stirn des jungen Mannes, was seinem Gesicht einen so naiven Ausdruck verlieh, daß ich mir wünschte, ihm helfen zu können. Was er brauchte, war die unnachgiebige und dennoch zartfühlende Fürsorge einer Frau, und das wollte ich gerade äußern, als mich Emerson mit solcher Kraft in die Rippen stieß, daß ich mein Gleichgewicht verlor – die Hockstellung ist eine für mich ohnehin nicht einfache Haltung – und langsam zur Seite kippte. Während ich mich bemühte, mich wieder aufrecht hinzusetzen, fuhr Emerson fort.
    »Ich bin auf der Suche nach einer robusten und zuverlässigen Person, die auf meinen Sohn aufpaßt. Mein Name ist Emerson, und diese Dame …«
    »Ich weiß, wer Sie sind, Sir.«
    »Dann wissen Sie vermutlich auch, daß Mrs. Emerson nicht nur meine Ehefrau, sondern auch beruflich meine Partnerin ist? (Steh endlich auf, Amelia, du siehst ziemlich unprofessionell aus, wenn du wie ein umgestürzter Käfer im Sand herumruderst.) Sie hat nicht die Zeit, Ramses die notwendige Aufmerksamkeit zu widmen …«
    »Ich würde sagen, daß der junge Herr Ramses eine gehörige Portion Aufmerksamkeit benötigt, wenn die Ereignisse des heutigen Abends für ihn typisch sind.« Ein schwaches Lächeln unterstrich diesen Kommentar.
    »Die Ereignisse des heutigen Abends sind nicht …« Emerson brach ab. »Äh – wie dem auch sei, morgen früh brechen wir nach Dahschur auf, um mit unseren Grabungsarbeiten zu beginnen. Sie würden uns einen großen Gefallen tun, wenn Sie die Stelle annähmen, für die Sie bereits Ihre herausragende Qualifikation bewiesen haben.«
    Ich schätze, die Überraschung des jungen Mannes hinsichtlich dieses Angebots war kaum geringer als meine eigene. Seine Reaktion bestand aus einem spöttischen Grinsen. »Das kann nicht Ihr Ernst sein, Professor. Würden Sie Ihren Sohn einem Nichtsnutz, einem Bettler, einem Opium- und Haschischraucher anvertrauen?«
    »Was das anbelangt«, begann ich, beendete meinen Satz jedoch nicht, da ich sah, wie Emersons Ellbogen zuckte.
    »Solange Sie während Ihrer Pflichterfüllung nicht zu Drogen greifen, gehen mich Ihre sonstigen Gewohnheiten nichts an«, sagte Emerson.
    »Nun … Warum nicht? Es wäre auf jeden Fall eine neue Erfahrung.«
    »Dann lassen Sie uns gemeinsam zum Hotel zurückkehren«, meinte ich und erhob mich.
    »Ich werde nicht mit Ihnen kommen«, sagte der junge Mann entschieden.
    »Um Himmels willen, warum denn nicht?«
    »Weil … weil ich es mir anders überlegt habe«, lautete die ausweichende Antwort.
    »Sie können sich überlegen, ob Sie mit uns ins Shepheard kommen oder zum Teufel gehen«, konterte Emerson, der mit seiner Geduld am Ende war. »Verstehe ich Sie richtig, daß Sie mein Angebot ablehnen, Mr. …«
    »Nennen Sie mich Nemo.«
    Emerson runzelte die Stirn. Bevor er etwas erwidern konnte, fuhr der junge Mann fort: »Ich lehne nicht ab. Aber ich habe noch einige persönliche Angelegenheiten zu regeln, bevor ich Kairo verlasse. Ich werde morgen im Hotel sein – um welche Uhrzeit?«
    »Um sieben Uhr in der Frühe.«
    »Um sieben«, wiederholte Nemo. »Bis dann, Professor.«
    Meine hilfsbereit entgegengestreckte Hand ignorierend, erhob er sich und ging fort, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Wir kehrten zu unserer

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