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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Girgis erlebt.
    »Bist du ganz sicher, Abdullah? Erinnerst du dich noch an den Priester in Dronkeh?«
    »Ja, wie könnte ich den vergessen? Er …« Abdullahs Mund blieb offenstehen. Er riß die Augen auf, bis das Weiß der Augäpfel um seine Pupillen schimmerte. Dann zuckten seine Schultern, und unterdrückte Geräusche entwichen seiner Kehle. Einen zufälligen Beobachter hätte diese Reaktion auf Erheiterung schließen lassen. Aber selbstverständlich wußte ich das besser.
    Ich beeilte mich, ihn zu beruhigen. »Es gibt keinen Grund für irgendwelche Aufregung, Abdullah. Ich habe die Sache fest in der Hand. Ich bin froh, daß dein Verstand so scharf ist, daß du die Verkleidung des Schurken …«
    »Nein, Sitt, nein«, Abdullah hatte sich wieder in der Gewalt. »Du irrst dich, Sitt. Ein leichter Hustenanfall … Der Staub macht meinen Lungen … Vielleicht habe ich mich verhört, oder mein alterndes Hirn hat nicht begriffen, was du meintest. Sagtest du, daß dieser Engländer die … dieselbe Person ist wie … dieser … dieser …«
    »Ich sollte dir besser etwas Medizin für deinen Husten verabreichen«, bemerkte ich. »Du hast dich nicht verhört, Abdullah, und dein Gehirn funktioniert so gut wie eh und je. Besser als der Verstand einer gewissen Person, die es eigentlich genauer wissen sollte. Ich nenne keine Namen, Abdullah.«
    »Nein, Sitt, selbstverständlich nicht. Aber, Sitt, das kann nicht sein. Das hier ist nicht derselbe Mann.«
    »Der riesige schwarze Bart und das lange schwarze Haar waren falsch …«
    »Der Priester hatte dunkle Augen, Sitt. Dieser Mann hat blaue.«
    Ich hätte es besser wissen und mich nicht auf Abdullah verlassen sollen. Schließlich war er auch nur ein Mann. »Ich habe jetzt nicht die Zeit für weitere Erklärungen«, sagte ich. »Beobachte den Burschen einfach, Abdullah. Es ist besser, wenn er bei uns ist und wir ihn im Auge behalten können, als daß er irgendwo in der Wüste herumlungert und Pläne gegen uns schmiedet. Aber traue ihm nicht.«
    »Ich horche und gehorche«, sagte Abdullah mit zuckenden Lippen.
    »Ich habe absolutes Vertrauen zu dir, Abdullah. Aber ich kann nicht noch länger herumstehen und schwatzen. Wir müssen uns auf den Weg machen.«
    Die Esel waren bereits beladen, doch ich mußte noch jeden einzelnen der Männer begrüßen, sonst wären sie gekränkt gewesen. Es waren alles gute alte Freunde, und die meisten von ihnen waren Abdullahs Söhne (ich habe mich bereits an anderer Stelle über seine Tendenz zur Fortpflanzung ausgelassen). Selim war sein jüngster Sproß, ein fünfzehnjähriger Bursche von beinahe klassisch griechischer Schönheit. Ich gratulierte diesem zu seiner kürzlichen Eheschließung, denn das geboten die Regeln des Anstandes, auch wenn ich die entsetzliche Sitte der östlichen Völker verabscheue, Jungen und Mädchen in einem solch zarten Alter in den Stand der Ehe zu verbannen. Dann erklärte ich ihm, wie zuvor seinem Vater, warum wir einen anderen Bewacher für Ramses eingestellt hatten.
    Selim versicherte mir, daß ihm das nichts ausmachte, und zugegebenermaßen verbarg er seine Enttäuschung wirklich gut. Er half mir beim Aufsitzen und ging neben mir her, als wir uns in Bewegung setzten, lachte und schwatzte fröhlich über unseren Diener John, der bei den Männern recht beliebt war, und freute sich über die Nachricht, daß dieser Freund in der Zwischenzeit ebenfalls geheiratet hatte.
    Unsere kleine Karawane trottete über den Pfad in Richtung Westen. Die Flut war von den Feldern zurückgewichen, hatte das Land wie jedes Jahr mit einer dicken Schicht fruchtbaren Schlamms überschwemmt, und die frischen, grünen Setzlinge sprossen bereits aus der dunklen Erde. Unser Weg schlängelte sich an einem der Schutzwälle vorbei, die sich über den Feldern erhoben, und führte geradewegs in den Ort Menjat Dahschur, der am Rande des Ackerlandes an einem Punkt angesiedelt war, wo sich der fruchtbare Boden plötzlich in Wüstensand verwandelt.
    Auf einem winzigen Esel reitend führte Emerson wie üblich unsere kleine Prozession an. Wenn er seine Beine ausgestreckt hätte und aufgestanden wäre, hätte der Esel bequem unter ihm durchschlüpfen können, doch Emerson vermittelt einem bei solchen Gelegenheiten das Gefühl, als säße er auf einem Streitroß und führte seine Truppen geradewegs in die Schlacht. Um nichts in der Welt hätte ich ihm dieses unschuldige Vergnügen streitig machen und ihn darauf hinweisen wollen, daß ein ein Meter achtzig

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