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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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irgendwo herumstanden, wie Emerson es niedergeschlagen und unwirsch formulierte.
    »Warum sie dann aber zurückgeben wollen?« fragte er. Dann hellte sich sein Gesichtsausdruck auf. »Warte – warte, Peabody, ich hab’s. Der Dieb war nicht dein verfluchter Meisterverbrecher, sondern irgendein Amateur, der einer plötzlichen Versuchung erlag und hoffte, der Diebstahl würde dem Meisterverbrecher angehängt. Er hat es bereut und wollte sie zurückgeben.«
    »Uns? Wenn das der Fall wäre, Emerson, hätte der reumütige Dieb die Kunstgegenstände doch der Kirche wieder ausgehändigt. Es ist eine Herausforderung unseres alten Feindes, Emerson. Etwas anderes kann es gar nicht sein.«
    »Peabody, ich verabscheue deine Angewohnheit, dir aus einer Vielzahl von Theorien eine herauszupicken und mit aller Entschiedenheit darauf zu beharren, daß sie die einzig mögliche Lösung darstellt. Meine Erklärung ist genauso einleuchtend wie deine.«
    Im Verlauf unserer weiteren Diskussion sah sich Emerson gezwungen zuzugeben, daß wir das Paket zusammen mit den anderen aus Kairo mitgebracht hatten. Die ordentliche Verpackung wäre unter den Gepäckstücken, die Abdullah aus Mazghunah hergeschafft hatte, direkt aufgefallen, denn dessen Verpackungskünste beschränkten sich darauf, alles in einen Sack zu werfen und diesen dann auf den Rücken eines Esels zu verfrachten.
    Außerdem waren wir uns einig, daß es das Einfachste von der Welt gewesen wäre, den von Emerson im Basar bestellten Waren noch ein weiteres Paket hinzuzufügen. Einer der Hotelpagen hatte die Aufgabe, Lieferungen anzunehmen und sie in unser Zimmer zu befördern, und es gab keinen Grund, warum er sich eines der Pakete genauer hätte ansehen sollen.
    »Wohl wahr«, sagte ich nachdenklich. »Und doch, Emerson, habe ich bei diesem Paket ein merkwürdiges Gefühl. Ich kann dir nicht erklären, warum das so ist, aber ich bin davon überzeugt, daß der Meisterverbrecher es selbst abgeliefert hat. Daß wir den ganzen Tag beobachtet wurden; daß unsere Abwesenheit vom Hotel registriert wurde; daß, wenn wir zugegen gewesen wären, wir einen Mann mit einem Paket gesehen hätten, der vorsichtig durch die Flure streifte, unser Zimmer betrat, das Paket zu den anderen stellte und innehielt, um unsere Verwirrung und unser Erstaunen weidlich auszukosten …«
    »Eine deiner Eingebungen, nehme ich an«, spottete Emerson halbherzig.
    »Das hat mit Eingebung wenig zu tun. Was es ist, kann ich nicht sagen … Ah, ich hab’s!« Ich hob das verstreute Verpackungsmaterial auf und begutachtete es. Ja, da war es. Ich hatte es mir nicht eingebildet – ein Fleck von der Größe meiner Handfläche, der fettig oder schmierig wirkte. Ich roch daran. »Ich wußte es!« rief ich triumphierend. »Da, Emerson, riech selbst.«
    Als ich ihm das Papier unter die Nase hielt, wich Emerson zurück. »Gütiger Himmel, Amelia …«
    »Riech daran. Genau da, wo der Fettfleck ist. Nun?«
    »Also, es ist irgendein Tierfett«, brummte Emerson. »Hammel oder Huhn. Was ist daran so bemerkenswert? Diese Leute sind es nicht gewohnt, mit Messer und Gabel umzugehen, sie essen mit den Fingern und …« Dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck, und ich wußte, daß seine mir ebenbürtige Intelligenz die gleichen Schlüsse gezogen hatte. Mir war ebenfalls bewußt, daß er zu eigensinnig war, das zuzugeben.
    »Hähnchenfett«, sagte ich. »Kein Wunder, daß Bastet das Fleisch verschmähte, das Ramses aus dem Mena House für sie mitgebracht hatte. Sie war bereits mit Hühnchen vollgestopft worden. Emerson, dieser Schurke – dieser bemerkenswerte, durchtriebene Verbrecher – hat unsere Katze verführt!«
     
    Emerson diskutierte nicht über meine Schlußfolgerung. Er machte sich darüber lustig, ja, er verspottete sie sogar. Dabei blieb es, selbst als wir uns zum Schlafen zurückgezogen hatten. Unsere Matratzen waren nebeneinander auf das Dach gelegt worden. Die kühle Nachtluft, das sanfte Mondlicht, der herrliche, wenn auch unbeschreibliche Duft der Wüste – sogar der Geruch von Eselsmist, der aus dem Hof zu uns hochwehte – hätten eigentlich einen Gemütszustand starker ehelicher Zuneigung hervorrufen müssen. Und doch verhielt sich Emerson zum ersten Mal seit unserer Heirat vollkommen unangemessen. Er benahm sich beinahe lächerlich.
    »Ich warte jeden Moment darauf, Ramses’ Kopf hinter der Mauer hervorlugen zu sehen«, brummte er. »Ich kann mich nicht konzentrieren, Amelia. Morgen nacht werden wir zu dem

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