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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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als beim ersten Mal.
    Die junge Frau schwieg. Mit gesenktem Kopf ging sie in unserer Mitte, ihre Schritte jedoch waren fest und entschlossen. Sie war sicherlich ziemlich verwirrt, was unsere Einschätzung von ihrer aktuellen Situation anbelangte, besaß allerdings die Vernunft, zu schweigen und Emerson keinen Anlaß zu weiteren Vermutungen zu liefern.
    Emerson ist ein von Natur aus aufbrausender Mensch; seine Gefühlsausbrüche sind kurz, und wenn sie vorüber sind, ist er sogleich wieder bester Laune. Das war auch jetzt der Fall. »Offen gestanden, Peabody, bin ich froh über das Ganze«, erklärte er. »Falls Nemo nicht geeignet ist, haben wir direkt einen Ersatz. Miss Marshall hat sicherlich nichts dagegen, uns bei Ramses zur Hand zu gehen. Es ist bemerkenswert, wie praktisch sich die Dinge entwickeln.«
    »Ich stimme dir zu, Emerson. Es ist bemerkenswert.« Um Zelte aufzutreiben, war es unumgänglich, daß ich Kairo einen Besuch abstattete. Dann hätte ich eine Gelegenheit, meine Nachforschungen hinsichtlich Kalenischeffs Mord zu betreiben. Das wollte ich schon die ganze Zeit, aber jetzt hatte ich eine plausible Rechtfertigung.
    »Außerordentlich bemerkenswert«, sagte ich.
     
    Als wir unsere Unterkunft erreichten, brach bereits die Nacht über uns herein. Unsere Männer hatten sich in ihre Hütte zurückgezogen. Trotz ihrer aufgeklärten Erziehung hätte keiner von ihnen freiwillig die Nacht im Freien verbracht, denn in der Dunkelheit entwickelten, wie jeder Ägypter wußte, die Dämonen ihre übernatürlichen Kräfte. Wir fanden Ramses allein mit seiner allgegenwärtigen Katzengefährtin im Salon vor. Er hatte am Tisch gesessen und etwas geschrieben, jedoch selbstverständlich unsere Ankunft bemerkt und seine Schreibutensilien rasch beiseite gelegt, als wir eintraten. Ohne eine Spur der Überraschung erhob er sich.
    »Guten Abend, Mama; guten Abend, Papa; guten Abend, Miss …«
    »Wo ist Mr. Nemo?« fragte ich.
    »Vor kurzem war er noch hier. Ich nehme an, daß er in sein Zimmer gegangen ist.« Ramses trat mit ausgestreckter Hand vor. »Wir hatten noch nicht das Vergnügen einer Bekanntschaft, glaube ich. Erlauben Sie, daß ich mich vorstelle. Ich bin Mr. Walter Peabody Emerson.«
    »Besser bekannt als Ramses«, sagte Emerson lachend. »Das ist Miss Marshall, mein Junge. Sie ist eine erfahrene Archäologin, also behandle sie mit Respekt.«
    »Alles andere als erfahren, Professor«, entgegnete das Mädchen rasch. »Ich bin eine reine Anfängerin. Das also ist Ihr Sohn. Was für ein prächtiger kleiner Bursche!«
    Sie ergriff Ramses’ Hand. Ein Zucken seiner Lippen verriet Ramses’ Unmut über ihre Äußerung. Als er meinen mahnenden Blick spürte, behielt er seinen Kommentar allerdings für sich und sagte statt dessen: »Ihre akademische Laufbahn war mir nicht bewußt, Miss. Darf ich fragen, an welchen renommierten Institutionen Sie studiert haben?«
    »Nein, darfst du nicht«, sagte ich. »Machst du bitte den Ofen an, Emerson? Sicherlich möchte Miss Marshall eine Tasse Tee. Bis das Wasser kocht, werde ich ihr ihr Zimmer zeigen.«
    »Ich fürchte, daß ich Ihnen nur Unannehmlichkeiten bereite«, fing die falsche Miss Marshall an. Dann sprang sie kreischend zurück. Die Katze Bastet, die schnurrend um die Knöchel des Mädchens gestreift war, miaute beleidigt und stupste mit ihrem riesigen Kopf gegen einen der winzigen Schnürstiefel.
    »Das ist nur Ramses’ Katze«, sagte ich.
    »Die Katze Bastet«, betonte Ramses. »Sie scheint Sie zu mögen, Miss. Das ist ungewöhnlich, und meiner Meinung nach sollten Sie sich geschmeichelt fühlen, denn wie allgemein bekannt, haben Tiere einen sechsten Sinn, der ihnen …«
    »Sei still, Ramses«, sagte ich. Die junge Frau hatte mit zitternder Hand an ihre Schläfe gefaßt, und ich erlaubte mir, stützend meinen Arm um sie zu legen. »Miss Marshall ist erschöpft und interessiert sich nicht für deine unorthodoxen Theorien. Kommen Sie ins Nebenzimmer, meine Liebe. Wenn Sie Ihre Unterkunft sehen, werden Sie sich nicht mehr für irgendwelche Unannehmlichkeiten bei uns entschuldigen, fürchte ich.«
    Lediglich ein Vorhang trennte das kleine Nebenzimmer vom Salon ab, und die einzige Möblierung bestand bislang aus einigen leeren Kisten. Ich führte die junge Dame zu einer von ihnen und half ihr beim Hinsetzen.
    »Hier ist es zwar nicht so bequem wie im Salon«, sagte ich mit gedämpfter Stimme. »Aber ich bemerkte, daß Sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch stehen, und

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