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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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aufwachte, dämmerte es bereits, und ich sah, daß der Prinz tot auf meinem Bett lag. Ich ging zum Kleiderschrank, nahm meine …«
    »Einen Augenblick, bitte. Ich habe Sie zwar darum gebeten, sich kurz zu fassen, aber das hier geht doch etwas zu schnell. Lassen Sie uns noch einmal darüber sprechen, wie Sie mitten in der Nacht wach wurden. Wie ging es Ihnen da? Fühlten Sie sich frisch und voll bei Bewußtsein, oder waren Sie unnatürlich schwach und müde?«
    »Ich besaß kaum die Kraft, mich vom Bett zu erheben, um ihm zu entkommen. Wie kommen Sie darauf?«
    »Vermutlich hat man Ihnen ein Betäubungsmittel verabreicht, meine Liebe. Haben Sie noch irgend etwas gegessen oder getrunken, bevor Sie zu Bett gegangen sind?«
    »Ich nahm einen Schluck aus der Wasserflasche neben meinem Bett. Die trockene Luft macht einen so durstig …«
    »Das habe ich mir gedacht. Diese verfluchten Wasserflaschen! Man könnte meinen, sie sind extra für Diebe und Mörder erfunden worden. Irgendein Schutzengel hat dafür gesorgt, daß Sie rechtzeitig aufwachten … Aber das spielte auch keine Rolle, für Sie bestand zu keiner Zeit Gefahr.
    Kalenischeff wurde aufgrund einer Nachricht in Ihr Zimmer gelockt, die angeblich von Ihnen stammen sollte. Hat er Sie umworben? Nein, Sie brauchen mir nicht zu antworten, sicherlich hat er das getan. Er war ein eitler Mann, der sich außergewöhnlich attraktiv fand. Die Bitte um ein heimliches Treffen hätte ihn nicht mißtrauisch gestimmt.
    Der Mörder wartete bereits auf ihn. Sie können von Glück sagen, daß Sie nur kurz und benommen aufwachten, denn das ersparte Ihnen das Grauen, Kalenischeffs Mord mit anzusehen. Und wenn Sie den Tathergang beobachtet hätten, hätte der Mörder es für erforderlich gehalten, auch Sie zu töten. Entweder sind Sie ungewöhnlich resistent gegenüber Betäubungsmitteln, oder Sie haben nicht viel von dem Wasser getrunken. Ihr weiterhin pflichtbewußter Schutzengel weckte Sie erneut, bevor Sie eigentlich aufwachen sollten. Wenn alles nach Plan verlaufen wäre, hätte man Sie mit der Leiche Ihres vermeintlichen Geliebten entdeckt und Sie festgenommen. So aber hatten Sie genügend Zeit, um sich anzukleiden und unbemerkt aus dem Hotel zu verschwinden. Der Zimmerpage war – vermutlich sogar von Kalenischeff – bestochen worden, daß er seinen Platz verließ. Es war noch früh am Morgen, und solange Sie die öffentlichen Räume mieden, würden nur wenige Leute Sie bemerken, beziehungsweise kaum die lebenslustige, modische Miss Debenham hinter der Bekleidung vermuten, die Sie augenblicklich tragen. Dann versteckten Sie sich – es spielt keine Rolle, wo, denn das können Sie mir später noch erzählen –, und als Sie sich an die von mir angebotene Hilfeleistung erinnerten, faßten Sie den Entschluß, mich aufzusuchen. Ich darf Sie zu Ihrer Geistesgegenwart beglückwünschen, Miss Debenham. Nur wenige Frauen hätten die Charakterstärke besessen, sich nach einem solch entsetzlichen Schock so vernünftig zu verhalten. Ich danke Ihnen. Sie haben Ihre Geschichte sehr gut formuliert.«
    »Aber … aber …«
    »Pst. Uns bleibt keine Zeit mehr.«
    Ich hatte mich nicht geirrt. Ein Geräusch hinter dem Vorhang deutete darauf hin, daß Ramses in wenigen Sekunden zu uns stoßen würde. »Papa läßt ausrichten, daß das Teewasser kocht. Er möchte ebenfalls wissen – ich habe den genauen Wortlaut seines Satzes vergessen, da du mir ohnehin die Wiederholung gewisser Begriffe verboten hast –, was ihr hier ohne einen Stuhl, einen Tisch oder eine Laterne macht. Ich gebe zu, daß meine eigene Neugier in diesem Punkt …«
    »… vermutlich niemals gestillt werden wird«, fuhr ich ihm ins Wort und erhob mich. Ich erlaubte mir diesen kleinen Scherz, weil ich bester Laune war. Die Dinge entwickelten sich prächtig. »Ramses, wir kommen.«
    Das Mädchen ergriff meine Hand. »Aber, Mrs. Emerson«, flüsterte sie. »Was soll ich tun? Sie glauben mir …«
    »Ja.«
    »Wie können Sie mir vertrauen? Sie kennen mich doch gar nicht!«
    »Das ist ganz einfach«, murmelte ich. »Ich kenne den wahren Mörder.«
    »Was?« erklang ihr Aufschrei. Ramses drehte sich um. Im gedämpften Lichtschein des Nebenzimmers wirkte er mit seinen dünnen Gliedmaßen, dem zerzausten Haarschopf und dem fragend zur Seite geneigten Kopf exakt wie ein überdimensionaler Aasgeier.
    »Später«, zischte ich, führte Miss Marshall zu dem von Emerson für sie bereitgestellten Stuhl und schenkte ihr den von ihm

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