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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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allerdings hat Ihr Recht auf Freiheit zugunsten Ihres eigenen Besten zeitweilig zurückzustehen.
    Nachdem ich das klargestellt habe, Mr. Nemo, möchte ich zum nächsten Punkt übergehen. Bitte, passen Sie gut auf. Meine Entscheidung, Sie aus der Gosse zu holen, wurde gestern abend bestätigt, als ich Sie in den Klauen dieses widerlichen Teufelszeugs vorfand. Es ist nicht so, wie Sie denken«, fuhr ich etwas sanfter fort, als er den Kopf abwandte, da sich seine bleichen Wangen mit Röte überzogen. »Diese Entdeckung bewies mir, daß ich mich in einer anderen, wesentlicheren Vermutung geirrt hatte. Ich irre mich nur selten. In diesem Fall war es aufgrund der äußerst mysteriösen Begleitumstände sogar zu Ihren Gunsten.
    Mir war auf einmal klar, daß der Mann, als dessen Stellvertreter ich Sie verdächtigte, niemals einen Menschen zu seinem engsten Vertrauten wählen würde, dessen Loyalität oder Tatkraft von Opium vermindert werden könnte. Sie hatten erwähnt, daß Sie drogenabhängig sind, aber ich hatte Sie tatsächlich nie im Opiumrausch erlebt. Das führt zu einer logischen Schlußfolgerung, verstehen Sie? Jetzt habe ich mit eigenen Augen gesehen, daß Sie Drogen konsumieren. Der Meisterverbrecher läßt in seinem engsten Vertrautenkreis keine Drogenabhängigen zu. Deshalb sind Sie unter gar keinen Umständen …«
    »Der …? Wer?« stammelte Nemo.
    »Der Meisterverbrecher. Der geheimnisumwitterte Mensch, der den illegalen Antiquitätenhandel in Ägypten kontrolliert. Sagen Sie nicht, Sie hätten während Ihres Aufenthalts in der Kairoer Unterwelt nie von ihm gehört.«
    »Ein drogenabhängiger Bettler wird nicht von einem Berufsverbrecher ins Vertrauen gezogen«, sagte Nemo nachdenklich. »Aber es stimmt, was Sie da sagen. Es gibt einen solchen Mann. Ich habe gerüchteweise von ihm gehört. Es war – äh – der von Ihnen gebrauchte Name, der mich überrascht hat. Diesen Namen habe ich mit Sicherheit noch nie gehört.«
    »Wie heißt er denn? Sagen Sie es mir!«
    »Er hat keinen Namen, nur eine Reihe von Bezeichnungen. Wer für ihn tätig ist, bezeichnet ihn, glaube ich, als den Meister. Anderen, die eher indirekt mit ihm zu tun haben, ist er als Sethos bekannt.«
    »Sethos! Ein seltsamer Name. Mehr wissen Sie nicht?«
    Nemo schüttelte den Kopf. »Die Männer, die für den Meister arbeiten, gehören zur Verbrecherelite. Von ihm erwählt zu werden ist ein Loyalitätsbeweis. Selbst diejenigen, die nicht für ihn arbeiten, haben entsetzliche Angst vor ihm, denn es wird gesagt, daß seine Rachemethoden gegenüber Verrätern unerbittlich und grausam sind.«
    »Faszinierend«, entfuhr es mir. »Ich bin Ihnen für Ihre Informationen zutiefst zu Dank verpflichtet, Mr. Nemo. Bitte verzeihen Sie mir, daß ich Sie verdächtigt habe. Obwohl mir scheint, daß ich Ihnen damit gewissermaßen ein Kompliment gemacht habe!«
    Nemo erwiderte mein Lächeln nicht. »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Was Sie mir erzählt haben, Mrs. Emerson, ändert nichts an der Sache. Sie haben recht, ich würde Ihnen kein Haar krümmen, und Ihre Männer könnten mich sicherlich überwältigen. Aber wenn Sie mich hierbehalten wollen, müssen Sie mich entweder anbinden oder einsperren. Ich muß und ich werde gehen.«
    »Ich verstehe, Mr. Nemo. Ich weiß, was Sie zu dieser Entscheidung bewogen hat. Es war die Ankunft der jungen Dame.«
    Nemo wurde blaß. »Sie … Sie …«
    »Als Sie gestern abend aus dem Fenster schauten, haben Sie sie gesehen«, fuhr ich fort. »Ein Prachtexemplar englischer Weiblichkeit, mit einer Anmut und einem Charme, der in unserem geliebten Land seinesgleichen sucht. Sie gesehen zu haben muß Ihnen erneut Ihre Schande und Ihren Verlust vor Augen geführt haben.«
    Nemo fuhr sich mit zitternder Hand an seine Schläfe. »Sie sind eine Hexe, Mrs. Emerson!«
    »Nein, Mr. Nemo, nur eine Frau mit den Gefühlen einer Frau. Unsere Intelligenz ist der des sogenannten starken Geschlechts zweifellos ebenbürtig, doch wir denken mehr mit dem Herzen. Es war eine Frau, die Ihnen das eingebrockt hat, nicht wahr?«
    Eine mürrische Stimme aus dem Haus unterbrach unsere Unterhaltung an diesem interessanten Punkt. Ich blickte auf meine Taschenuhr. »Die Zeit rast uns davon, Mr. Nemo. Ich muß mich wieder um meine Arbeit kümmern. Wir werden ein anderes Mal über Ihre persönliche Situation diskutieren. Solange rechne ich jedoch damit, daß Sie bleiben. Die junge Dame wird heute das Zimmer hüten. Sie brauchen ihr nicht

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