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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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beschreiben. Es ist der Instinkt, den Menschen entwickeln, die häufig Verfolgungsopfer von Feinden sind. Und mit Sicherheit war niemand häufiger verfolgt worden als ich.
    Entschlossenen Schrittes setzte ich meinen Weg fort, doch meine Nackenhaare richteten sich bereits auf. (Emerson würde vermutlich behaupten, daß diese Empfindung vom Schwitzen hervorgerufen wurde, und ich gebe zu, daß es unter dem Tropenhelm verflucht heiß war. Allerdings lag Emerson falsch.) Ich spürte den starren, beobachtenden Blick in meinem Rücken, bis ich die Anspannung nicht mehr ertragen konnte. Ich wirbelte herum.
    Die Katze Bastet setzte sich und schaute mich mit wohlmeinendem Interesse an.
    »Was machst du denn hier?« fragte ich.
    Selbstverständlich antwortete sie nicht. Ich fuhr fort: »Geh bitte sofort ins Haus zurück.« Sie starrte mich weiterhin an, deshalb wiederholte ich meine Bitte auf arabisch, woraufhin die Katze gemächlich aufstand, sich mit der Hinterpfote am Ohr kratzte und fortrannte.
    Als ich weiterging, verminderte sich das kribbelnde Gefühl in meiner Nackengegend jedoch nicht. Obwohl ich die Umgebung mit scharfem Blick observierte und mich von Zeit zu Zeit umsah, konnte ich kein Lebewesen entdecken. Bastet hatte die Verfolgung aufgegeben. Und es war auch nicht ihr Blick gewesen, der so unangenehm auf mir gelastet hatte. Wie ich Emerson bereits erklärt hatte, war ich sicher, daß Sethos uns ständig beobachtete. Mir war ebenfalls klar, daß er erneut zuschlagen würde. Daß er Enid als Sündenbock für sein abscheuliches Verbrechen ausgewählt hatte und alles daransetzte, sie der Polizei auszuliefern – war mir gleichermaßen klar. Ich setzte meinen Weg fort.
    Die Stelle zu finden, wo Enid ihre Sachen versteckt hatte, war einfach. Sie hatte sie nicht tief vergraben, und eine Bahn schwarzen Stoffs ragte bereits wie eine Trauerfahne aus dem Sand hervor.
    Ich hob das Paket auf, spähte vorsichtig nach allen Seiten, wie es Enid in dieser Situation vermutlich getan hätte, und hoffte, daß der von mir bereits erwartete Angreifer unvermittelt reagierte. Es gab in der näheren Umgebung viele Stellen, wo sich eine solche Person hätte verbergen können, denn das Felsplateau war, wie ich meine, bereits erwähnt zu haben, von unzähligen Spalten und Vorsprüngen gekennzeichnet.
    Es geschah jedoch nichts. Ich spielte weiter meine Rolle, packte mir das Bündel unter den Arm und kehrte damit zu Enids Zelt zurück, wo ich es in aller Ruhe untersuchen konnte.
    Das abgetragene schwarze Gewand (tob) und der Gesichtsschleier (burko) waren von minderwertiger Qualität und ziemlich zerschlissen – oft und ununterbrochen getragen, nach dem Geruch zu urteilen. Sie mußten unbedingt gewaschen – um genau zu sein, gekocht – werden, bevor man sie wieder tragen konnte, also legte ich die Kleidungsstücke beiseite. Man kann nie wissen, wann eine Verkleidung ratsam ist.
    Das Gewand war um eine kleine Handtasche gewickelt gewesen, die ein buntes Sammelsurium enthielt, das in der Panik des entsetzlichen Morgens offenbar willkürlich zusammengeklaubt worden war. Eine kleine Dose Talkumpuder und ein Lippenstift, eine Haarbürste mit Elfenbeingriff sowie ein Spitzentaschentuch waren wohl die Dinge, die sich bereits in der Tasche befunden hatten. Darauf lagen ein paar Schmuckstücke, darunter eine goldene Uhr sowie ein perlenbesetztes Medaillon aus dem gleichen kostbaren Metall. Der interessanteste Gegenstand war allerdings ein dickes Bündel Banknoten im Wert von über fünfhundert Pfund.
    Das Mädchen wurde als reiche Erbin bezeichnet, und die Namen der von ihr bevorzugten Modeschöpfer boten Anlaß zu der Vermutung, daß sie über außergewöhnliche finanzielle Mittel verfügte. Trotzdem handelte es sich hier um einen erstaunlichen Betrag, den die junge Frau einfach mit sich herumgetragen hatte. Nachdenklich legte ich das Geld und die Uhr zurück in die Tasche. Die junge Person war unergründlich. Das lag möglicherweise an ihrem gegenwärtigen Dilemma, trotzdem war ich fest entschlossen, die genaue Ursache zu ermitteln, um selbst entscheiden zu können. Aus diesem Grund entschied ich, das Medaillon zu öffnen.
    Es war wohl irgendwie zwangsläufig, daß mir dort ein bekanntes Gesicht entgegenblickte. Der Rahmen des Medaillons überdeckte zwar den unteren Teil des Kinns, und die Haarfarbe war nur schmutziggrau. Und doch kannte ich die richtige Farbe ebenso wie die Gesichtszüge.
    War das eine Fotografie von Nemo oder von dem anderen

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