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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Auftrags mußte seinen Verdacht erregt haben und die Befürchtung, daß sie statt dessen ihn hintergehen würde (wovon ich letztlich überzeugt bin). Deshalb war er ihr gefolgt; vielleicht war er nahe genug gewesen, um ihre Warnung an mich zu verstehen.
    Die Tatsache, daß er so alarmiert war, mich anzugreifen, war ermutigend. Weniger ermutigend war die Tatsache, daß ich keine Ahnung hatte, was ich gesagt oder getan hatte, um seine Besorgnis zu schüren. War es möglich, daß allein mein Besuch bei Ayesha Grund genug war? Das erschien mir unwahrscheinlich. Es war sicherlich wahrscheinlicher, daß ich über irgendeinen Hinweis gestolpert war, dessen Bedeutung ich nicht erkannt hatte.
    Während unseres ersten Gespräches hatte Ayesha ein Wort fallenlassen, das ich für bedeutsam gehalten hatte. Sie hatte von einem englischen »Lord« gesprochen. Diesen Begriff hatte ich nie erwähnt. Aber bei näherer Überlegung fragte ich mich, ob er für sie dasselbe bedeutete wie für mich. Wie bereits von mir dargelegt, impliziert das arabische Wort für »Ehemann« – ebenso wie das für »Mann« – die Herabsetzung der Frau, und im Verlauf ihrer früheren Geschäftsbeziehungen hatte es Ayesha sicherlich häufiger angewandt, um ihren Kunden zu schmeicheln. Ein Mann ist gern bereit zu glauben, daß er stets der Herr und Gebieter in allen Situationen ist, insbesondere bei den Frauen, die er aufsucht.
    Obwohl es alles andere als schlüssig war, deutete sämtliches Belastungsmaterial in die gleiche Richtung: nämlich, daß der falsche Priester und Oldacres Mörder ein und dieselbe Person waren und daß es sich entweder um Lord Liverpool oder seinen gottlosen Mentor handeln mußte. Beide mußten in die Geschichte verwickelt sein, sicherlich gemeinsam mit anderen, da mindestens sechs maskierte Männer in den Vortragssaal eingedrungen waren.
    An diesem Punkt unterbrach ein unterdrückter Aufschrei Emersons meinen Denkprozeß. Ich eilte ihm zur Seite. Er war zwar nicht aufgewacht, bewegte sich jedoch unruhig, drehte seinen Kopf hin und her und gestikulierte mit seinen Händen. Mit klopfendem Herzen lauschte ich den abgehackten, gemurmelten Silben und wurde von einem ungeahnten Glücksgefühl übermannt, als es sich um meinen Namen handelte.
    Nachdem ich mich neben ihn gelegt und seine Hand umklammert hatte, beruhigte er sich. Ein letztes Murmeln durchbrach die Stille. »Verflucht, Peabody«, flüsterte er. Ich zog sein dunkles Haupt an meine Brust und wollte gerade meinen gedanklichen Faden wiederaufnehmen, als ich aus einem mir unerklärlichen Grund einschlief.
     
    Als ich aufwachte, galt mein erster Gedanke Emerson. Ein rascher Blick in sein Gesicht beruhigte mich; er schlief selig. Dann vernahm ich erneut das Geräusch, das mich geweckt hatte.
    »Ramses«, flüsterte ich. »Was machst du denn hier?«
    Ramses’ Kopf tauchte am Fußende des Bettes auf. »Ich war ganz leise, Mama. Ich wollte nur wissen, ob du wach bist.«
    »Jetzt bin ich es, danke der Nachfrage. Aber dein Papa schläft noch, also –«
    Emersons Lippen bewegten sich. »Er schläft nicht.«
    »Deine Lider sind geschlossen«, erwiderte ich.
    Er schlug die Augen auf. »Zum Teufel, wie spät ist es?« brummte Emerson.
    Ich setzte mich im Bett auf. Da ich im Morgenmantel eingeschlafen war, wirkte ich überaus schicklich. Ramses’ runde, interessierte Augen verfolgten jede meiner Bewegungen.
    Emerson drehte sich auf den Rücken. »Uff!« meinte er. »Zum Teufel, wie spät –«
    »Ich weiß nicht, Emerson. Von hier aus kann ich die Uhr nicht sehen.«
    »Es ist zehn nach zwei«, sagte Ramses. »Ich hoffe, ihr werdet mir mein Eindringen verzeihen, Mama und Papa, aber da ich von Gargery erfuhr, daß Papa beinahe der Hauch des Todes gestreift hätte, führte meine Besorgnis –«
    »Zwei Uhr!« tobte Emerson. »Nachmittags? In der Tat, draußen scheint die Sonne … gütiger Himmel, Peabody, warum hast du mich nicht geweckt?«
    Meine Bemühungen, ihn zur Ruhe zu gemahnen, waren vergeblich; er sprang aus dem Bett und stürmte ins Badezimmer.
    Ramses zögerte einen Augenblick und folgte ihm dann. Er beobachtete seinen Vater gern beim Rasieren. Es war ihm strikt untersagt, Emersons Rasiermesser auch nur anzurühren, nachdem er sich beinahe die Kehle aufgeschlitzt hätte, als er den (in seinem Falle überflüssigen) Vorgang nachahmen wollte.
    Nachdem ich geläutet hatte, stieß ich zu ihnen und entdeckte Ramses auf einer Kommode sitzend, während sich Emerson kaltes Wasser ins

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