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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Schrittes und voller Würde schlenderten wir in den Salon.
    Sobald die Tür ins Schloß fiel, hob mich Emerson hoch und trug mich zum Sofa.
    »Meine geliebte Peabody …«, setzte er an.
    »Schmeicheleien werden dir diesmal auch nicht helfen!« schrie ich und versuchte, mich zu befreien.
    »Ach, nein? Peabody, warst du tatsächlich eifersüchtig? Wirklich? Wie nett von dir, mein Schatz. Ich kann mich nicht entsinnen, wann man mir jemals ein solches Kompliment gemacht hätte.«
    »Emerson, du bist wirklich … Emerson, laß das. Ich kann nicht klar denken, wenn du …«
    Emerson hielt in seinen Aktivitäten inne und zog mich hoch. Als ich auf seinem Knie saß, trafen sich unsere Blicke. Er umklammerte meine Schultern und schaute mich mit ernstem Gesicht an. »Peabody, hast du vergessen, was letzten Winter in Kairo passierte?«
    Ich senkte die Lider. »Nein, Emerson, das habe ich nicht.«
    »Ich will nicht behaupten, daß ich größere Veranlassung zur Eifersucht gehabt hätte als du«, fuhr Emerson in ernstem Ton fort. »Denn das könnte erneut eines unserer reizenden kleinen Streitgespräche provozieren, die sich unendlich lang hinziehen und nie zu einem Ergebnis führen. Ich möchte lediglich das wiederholen, was du mir kurz darauf erklärt hast: >Wenn unsere gemeinsam verbrachten Jahre<, sagtest du, >und meine tiefempfundene Zuneigung dich nicht davon überzeugen konnten, daß ich noch nie einen anderen Mann geliebt habe und das auch niemals könnte und würde, dann können dich auch meine Worte niemals umstimmen.< Ich bitte dich, Peabody, dich an diese beeindruckende Aussage zu erinnern.«
    Ich umschlang ihn mit meinen Armen und verbarg mein tiefrot angelaufenes Gesicht und meine bebenden Lippen an seiner Brust.
    Als wir kurze Zeit später einträchtig nebeneinandersaßen, bemerkte ich: »Trotzdem, Emerson – und ich hoffe, du wirst diese Frage so aufnehmen, wie sie gemeint ist, nämlich als schlichte Bitte um Aufklärung …«
    Emersons Arm umschlang meine Schultern noch inniger. »Du bist unverbesserlich, Peabody! Aber ich bin nicht nur gewillt, deine Frage zu beantworten, ich bestehe sogar darauf.
    Ich weiß nicht, was dir Ayesha erzählt hat. Mir gegenüber erwähnte sie, daß du sie besucht hast, und sie schilderte mir ihre Version eures Gespräches; aber ich schenke dem genausowenig Glauben, wie du es ihren Äußerungen gegenüber tun solltest. Was ich dir sage, ist die reine Wahrheit – nicht mehr und nicht weniger.
    Ich kannte sie – ja, meine geliebte Peabody, ich gestehe: Ich kannte sie im wahrsten Sinne des Wortes. Es geschah während meines ersten Ägyptenbesuches, nicht als Archäologe, sondern als blutjunger Oxford-Absolvent und so weltfremd wie der arme, kleine Ramses. Allerdings darf ich von mir behaupten, daß ich den Lebenswandel, den einige meiner sogenannten Freunde pflegten, schon bald verabscheute. Die Erniedrigung dieser bedauernswerten Frauen erfüllte mich mit Entsetzen, und ich dachte negativ von mir und den Männern, die diese sklavische Abhängigkeit verantworteten.
    Ayesha war es, die mir wirklich die Augen öffnete. Sie war anders als die anderen. Eine Frau wie sie kennenzulernen – intelligent, attraktiv und genauso kompetent wie ein Mann –, die ein solches Dasein führen mußte, nur weil sie eine Frau war … Ich glaube, ich bot ihr an, sie aus allem rauszuholen, wie es so schön heißt. Aber sie lachte mich aus. Es war bereits zu spät für sie.
    Was dich anbelangt, meine geliebte Peabody, so überzeugte mich diese erste Ägyptenreise, daß ich mein Lebenswerk gefunden hatte, und ich stürzte mich mit dem Eifer hinein, den du vorzugsweise als enthusiastischen Überschwang bezeichnest. Gelegentlich begegnete ich Ayesha, die zu jenem Zeitpunkt eine der begehrtesten (und kostspieligsten) Vertreterinnen ihres Berufsstandes war. Einige Jahre später verließ sie Ägypten. Von gemeinsamen Bekannten erfuhr ich, daß sie mit einem reichen Verehrer nach Paris gezogen sei, der ihr ein eigenes Etablissement verschafft habe. Ihre weitere Lebensgeschichte verlief tragisch. Ihr Beschützer war ein unangenehmer und brutaler Zeitgenosse. Ob sie ihn hinterging, kann ich nicht sagen; er jedenfalls behauptete das und setzte sie auf die Straße, nachdem er sie so geschlagen hatte, daß sie die entstellende Gesichtsnarbe davontrug. Sie hatte jedoch Ersparnisse angesammelt; und später hörte ich, daß sie nach London gezogen und dort ins Geschäft eingestiegen sei. Trotzdem – und das schwöre

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