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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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erinnerte ich Emerson. Meine Stimme blieb – wie hoffentlich immer – ruhig.
    »Ach ja«, erwiderte Emerson. »Das hatte ich vergessen. In diesem Fall werde ich Gargery bitten, nach oben zu kommen. Ich versprach ihm –«
    Ich bin sicherlich eine der tolerantesten Frauen, aber mit meinem Gatten, meinem Sohn und meinem Butler über unseren Abend in einer Opiumhöhle und einen anschließenden Zwangsbesuch bei der Polizei zu diskutieren war wirklich zuviel verlangt. Als ich zu Bett ging, war mir vollkommen klar, daß einer von Emersons Gründen für eine solch unsägliche Mitteilsamkeit damit zu tun hatte, daß er mit Fragen zu einem gewissen Thema rechnete, von dem ich mir geschworen hatte, es nie wieder zu erwähnen.

9
     
    Wie lange die Unterhaltung dauerte, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen; allerdings weiß ich, daß sich die Zimmermädchen am darauffolgenden Tag über den durchdringenden Geruch von Pfeifenrauch und Bier in Ramses’ Zimmer beklagten, und ich sah mich gerechterweise gezwungen, ihn des unterschwelligen Verdachts zu entheben. Als ich aufwachte, lag Emerson so friedlich schlafend neben mir, als habe er ein blütenreines Gewissen, doch sein lächelnder Gesichtsausdruck erfüllte mich mit tiefem Mißtrauen. Schließlich hatte er sich darum bemüht, mich nicht aufzuwecken, als er ins Bett gekommen war.
    Obwohl ich nur wenige Stunden geschlafen hatte, fühlte ich mich recht erholt und voller Tatendrang.
    Als ich am Frühstückstisch die erste Post durchging, war ich erfreut, Briefe von Evelyn und von Rose vorzufinden. Letztere berichtete so ausführlich über Bastets gesunde Rückkehr, daß offensichtlich wurde, welche Zuneigung sie dem geliebten Tier entgegenbrachte. Roses Vermutung hinsichtlich des Verschwindens der Katze und ihres plötzlichen Wiederauftauchens muß ich hier nicht wiedergeben, da ich diese an anderer Stelle bereits dargelegt habe; und die nachfolgenden Ereignisse bewiesen ihre – und meine – Hypothese. (Obwohl mir bislang noch niemand zufriedenstellend erklären konnte, warum eine Katze von einer so herausragenden Intelligenz auf diesem besonders interessanten Gebiet ein solcher Spätzünder sein sollte.)
    Wie gewohnt enthielt Evelyns Brief positive familiäre Neuigkeiten, allerdings hatte auch sie von dem Aufruhr im Museum erfahren, und ihr Entsetzen und ihre Besorgnis füllten mehrere Seiten. Sie bedrängte mich, London umgehend zu verlassen; »denn«, so schrieb sie, »man kann nie wissen, was passiert, wenn geistig verwirrte Personen im Spiel sind, und Du, meine liebste Amelia, übst eine außergewöhnliche Anziehungskraft auf solche Menschen aus.«
    Ich nahm mir fest vor, ihr umgehend zu schreiben und sie zu beruhigen – nicht nur hinsichtlich dessen, was sie bereits aus den Zeitungen erfahren hatte, sondern was sie noch lesen würde. Ich konnte nur hoffen, daß sie und Walter nicht den Morning Mirror abonniert hatten. Nicht daß das ungepflegte Individuum auf dem Foto auch nur die geringste Ähnlichkeit mit meinem attraktiven Gatten aufgewiesen hätte. Seine ramponierte Bekleidung, sein stahlharter Blick und der schiefhängende falsche Bart (der den Eindruck erweckte, als sei ihm ein kleines Pelztier an die Gurgel gegangen) hätten ihn sicherlich unkenntlich gemacht, doch die Bildunterschrift räumte sämtliche Zweifel für den Leser aus. (»Professor Radcliffe Emerson, der renommierte Ägyptologe, schlug einen Polizeibeamten auf dem Bow-Street-Revier nieder.«) Der begleitende Text stellte eine Reihe von infamen Behauptungen auf und nannte darüber hinaus das Etablissement, in dem wir aufgegriffen worden waren. (Ich konnte mir lebhaft den entsetzten Aufschrei meiner geliebten Evelyn vorstellen: »Eine Opiumhöhle! Walter, was kommt als nächstes?«)
    Kevins Story in der Daily Yell nahm keinerlei Bezug auf die Bow-Street-Geschichte (aus naheliegenden Gründen), statt dessen hatte er sich ein nettes Lügengespinst um die Affäre der makabren Statuen – wie er sie bezeichnete – ausgedacht. Mehrere andere Wissenschaftler hatten ebenfalls solche Uschebtis erhalten, doch wie nicht anders zu erwarten, war Emerson erneut der Hauptdarsteller.
    Die arme Evelyn. Allerdings sollte man annehmen, daß sie sich mittlerweile daran gewöhnt hatte.
    Obwohl mir klar war, daß ich Emerson nicht an der Lektüre der Morgenzeitungen hindern konnte, wies ich das Mädchen an, diese zu entfernen, da ich den schmerzvollen Augenblick wenigstens so lange hinauszuzögern hoffte, bis er in aller

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